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Die Tafel Österreich

Ihr Motto: Lebensmittel gehören in den Magen statt in den Müll.
Der 9.9.1999 war nicht nur ein beliebtes Datum, um zu heiraten. Auch eine NGO wurde an diesem Tag gegründet: Die Wiener Tafel – Verein für sozialen Transfer. Mit 2023 wurde der Name in Die Tafel Österreich geändert. Seit über 20 Jahren arbeitet man daran, eine "Brücke zwischen Überfluss und Mangel" zu bauen. Beständiger als so manche Ehe, denn die dauert in Österreich statistisch gesehen 10,6 Jahre.

Ähnliche Einrichtungen, die als Vorbild dienten, existierten damals schon in den Vereinigten Staaten und in Deutschland, deren Grundidee ebenso simpel wie genial und vor allem für Jedermann nachvollziehbar ist: Einerseits Überfluss, andererseits Mangel. Warum nicht Lebensmittel bedürftigen Menschen zugute kommen lassen, bevor man sie wegschmeißt? Zwei Probleme werden so bekämpft: Hunger und Abfall. Mit Lebensmittel, die ansonsten entsorgt werden würden, versorgt man bedürftige Menschen. Die größte Herausforderung dabei? Die Logistik. Die Tafel Österreich bezeichnet sich deswegen auch als "Sozialspedition".

1999: Zwei Studenten, eine Vision und 5.000 Schilling. Ein Kleintransporter, von einem befreundeten Sozialverein zur Verfügung gestellt, liefert die sporadischen Warenspenden zu den karitativen Einrichtungen. Anfangs sind es drei, derzeit 96 Einrichtungen.

Wie funktionierts?

Bis zu vier Tonnen Lebensmittel pro Tag rettet Die Tafel Österreich. 28.000 Armutsbetroffene in diversen Sozialeinrichtungen in und um Wien werden damit versorgt. Dabei handelt es sich um Über- und Probeproduktionen, überschüssige Lagerbestände, fehletikettierte Waren und ähnliches. Derzeit spenden 233 Unternehmen aus Handel, Industrie und Landwirtschaft Waren. Mehr als 250 ehrenamtliche Mitarbeiter*innen der Die Österreich Tafel holen die Waren zum vereinbarten Zeitpunkt ab. Verladung, Transport und Auslieferung übernimmt die NGO.

Aus lebensmittelrechtlichen Gründen können übrigens keine Privatpersonen Lebensmittel an Die Tafel Österreich spenden. Die Rettung und Verteilung der Lebensmittel werden zu 100% von Freiwilligen geleistet. Das ehrenamtliche Engagement ist neben Sponsoring und Mitgliedsbeiträgen die Grundlage des Vereins. Geldspenden werden zur Deckung der Benzinkosten für den Fuhrpark verwendet.

Durch die Umverteilung schafft man eine "Win-Win-Win-Situation für Wirtschaft, Umwelt und Soziales", wie Die Tafel Österreich auf ihrer Homepage schreibt. Die Unternehmen sparen Entsorgungskosten und zeigen soziale Verantwortung, die Umwelt wird geschont, Soziale Einrichtungen profitieren.
PdM neu transparent
Die Wiener Tafel war im Mai 2017 Projekt des Monats. Eine kurze Videoreportage nimmt Sie mit zu einer "Schatzsuche der anderen Art" – der Rettung genießbarerer Lebensmittel.

Vertafelung der Gesellschaft?

Die Tafel Österreich wurde zahlreich ausgezeichnet: 2006 zum Beispiel als NGO des Jahres, 2007 mit dem Dr.-Karl-Renner-Preis, 2009 erhielt man den Greinecker- sowie den Liese Prokop-Preis.

Dennoch gibt es Kritik am System der Tafeln. Hierbei wird nicht bemängelt, dass diese Einrichtungen Bedürftigen helfen, sondern wie sie es tun. Zum zwanzigjährigen Jubiläum des Bestehens der Tafeln in Deutschland formierte sich 2013 das "Kritische Aktionsbündnis 20 Jahre Tafeln". Man kritisiert, dass die privaten Initiativen längst zum Teil des öffentlichen Netzes geworden seien. Kurzum: Almosen statt Rechte. Gegen die Intention der Tafeln seien diese keine Lückenfüller oder Helfer in akuter Not mehr, sondern Teil der Grundversorgung. So würde das System der Tafeln zum schleichenden Abbau des Sozialstaates beitragen.

Die Tafel Österreich betont daher, "nur Sozialeinrichtungen, die begleitende Maßnahmen zur Armutsbekämpfung anbieten" zu beliefern. Da Almosen alleine niemanden aus der Armut befreit, setzt man auf die Zusammenarbeit mit professionellen und Beratungs- und Betreuungseinrichtungen. Die Tafel Österreich versteht ihren Einsatz als ergänzendes Hilfsangebot, das den Staat keinenfalls aus seiner sozialen Verantwortung entlässt.

Die Tafel Österreich ist Mitglied im Verband der Österreichischen Tafeln, die neben der Wiener aus der Pannonischen, Flachgauer und Welser Tafel besteht, die Tafel Süd ist assoziiertes Mitglied. Spenden an Die Tafel Österreich sind seit 1. Januar 2009 von der Steuer absetzbar, das OSGS besitzt der Verein seit Juni 2019.

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