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Ein trauriger Rekord zum Weltflüchtlingstag

Anlässlich des heutigen Weltflüchtlingstags präsentiert das UNHCR seinen "Global Report" 2015 zu Flucht und Vertreibung. Die Bilanz: zum ersten Mal in der Geschichte befinden sich mehr als 60 Millionen Menschen auf der Flucht. In Wien können heute einige Veranstaltungen besucht werden, um sich solidarisch zu zeigen.
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© walterw.a/Flickr
Wie an anderen internationalen Aktionstagen, beispielsweise dem Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung am 6. Februar oder dem Weltfrauentag am 8. März, wird auch heute zur Solidarisierung mit einer bestimmten Menschengruppe aufgerufen: Das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) legte im Jahr 2000 fest, dass fortan der internationale Weltflüchtlingstag am 20. Juni begangen werden sollte.

Zu diesem Anlass wird in Genf der statistische UNHCR-Jahresbericht präsentiert. Die heute vorgelegten Zahlen für 2015 bestätigen den dramatischen Anstieg von Menschen, die sich aus unterschiedlichen Gründen auf der Flucht befinden: rund 65,3 Millionen Flüchtlinge, Binnenvertriebene und Asylsuchende waren es im vergangenen Jahr. Das ist ein Plus von fast 6 Millionen Menschen innerhalb von zwölf Monaten und das erste Mal in der Geschichte, dass die 60-Millionen-Marke überschritten wurde.

65,3 Millionen auf der Flucht – die Bevölkerungszahl Großbritanniens oder Italiens

Die präsentierten Daten basieren auf Angaben von Regierungen, Partnerorganisationen und eigenen UNHCR-Erhebungen. Die traurige Rekordhöhe von 65,3 Millionen Menschen wird im Bericht wie folgt aufgeschlüsselt: 40,8 Millionen Menschen – so viele wie nie zuvor – mussten ihr Zuhause verlassen, befinden sich aber noch in ihrem Heimatland und zählen somit zu den Binnenvertriebenen oder Binnenflüchtlingen. Die bisherige Höchstzahl jener Flüchtlinge, die aktuell auf eine Entscheidung über ihren gestellten Asylantrag warten, wurde Ende 2015 mit 3,2 Millionen ebenfalls überschritten. Nur ein einziger Eintrag in der heute vorgelegten Statistik war bereits einmal in den frühen 1990ern ähnlich hoch gewesen: so halten sich 21,3 Millionen Flüchtlinge nicht mehr in ihrem Heimatland auf. Sie sind in Nachbarstaaten geflohen oder gar – auf der Suche nach einer sicheren Zukunft – in andere Regionen der Welt aufgebrochen.

"Gemessen an einer Weltbevölkerung von 7,349 Milliarden Menschen ist damit statistisch jeder 113. Mensch entweder asylsuchend, binnenvertrieben oder Flüchtling – ein noch nie dagewesener Höchststand. Insgesamt ist die globale Zahl der Menschen auf der Flucht damit in etwa so groß wie die Einwohnerzahlen von Großbritannien, Frankreich oder Italien."

UNHCR benennt in ihrem Bericht drei Hauptgründe, weshalb die Zahl flüchtender Menschen seit Beginn der 1990er und insbesondere in den vergangenen fünf Jahren drastisch gestiegen ist. Blutige Konflikte wie jene in Somalia und Afghanistan destabilisieren Regionen bereits seit einigen Jahrzehnten, dauerhafte Lösungen scheinen aber außer Sichtweite. Hinzu kommen neue oder erneut aufflammende Kriege und kriegerische Auseinandersetzungen, wie in Syrien, der Ukraine, im Südsudan, Burundi, Nigeria, im Jemen und in der Zentralafrikanischen Republik. Dabei finden viele dieser Konflikte und deren tragisches Ausmaß nur selten Erwähnung in den hiesigen Medien.

Auch wenn in Europa aufgrund der Flüchtlingsthematik derzeit große Uneinigkeit herrscht: Fakt ist, dass 90 Prozent aller vertriebenen Menschen außerhalb des Kontinents Schutz suchen, die meisten in Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen. Die Türkei ist momentan mit 2,5 Millionen Flüchtlingen das größte Aufnahmeland, während die Demokratischen Republik Kongo die meisten in Relation zu seiner Wirtschaftskraft aufgenommen hat, nämlich 471 Flüchtlinge pro Dollar des Bruttoinlandsprodukts. Erschreckend ist auch der Umstand, dass rund die Hälfte noch im Kindesalter sind und ebenfalls die Hälfte aller Flüchtlinge lediglich aus drei Ländern stammen: Syrien, Afghanistan und Somalia.

Zwei Hashtags rufen zur Solidarität auf

Zum heutigen Weltflüchtlingstag macht UNHCR auf ihre Petition #WithRefugees, einem Aufruf zur Solidarisierung mit Flüchtlingen, aufmerksam. Das Flüchtlingshochkommissariat möchte damit Gesetzesänderungen bewirken, die Kindern eine Ausbildung ermöglichen und allen Flüchtlingen gewährleisten sollen, in Sicherheit zu leben, zu arbeiten oder einen Beruf zu erlernen, um "einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten zu können."

Einige Organisationen bieten ein Rahmenprogramm zum heutigen Aktionstag. Auf der Online-Plattform #WelcomeOida, die von der Wiener NGO New Here initiiert wurde, finden sich Einträge zu zahlreichen Veranstaltungen, an denen Flüchtlinge, ehrenamtliche Helfer*innen und Interessierte teilnehmen können. So startet um 17.00 Uhr der Umbrella March, der von der Freyung über das Parlament zum Platz der Menschenrechte vor dem Museumsquartier zieht. Am Programm stehen aber auch Deutschkurse, Theatervorstellungen, Museen und Workshops, die heute kostenlos besucht werden können. #WelcomeOida möchte an diesem Aktionstag zeigen, dass sich unzählige Wiener und Wienerinnen mit geflohenen Menschen solidarisieren, auch wenn die negative politische Stimmung anderes vermuten lässt. Darüber hinaus stellt die NGO New Here heute ihre gleichnamige App vor: "Der interaktive, mehrsprachige Stadtplan bietet geflüchteten Menschen einen Überblick über Angebote in der Stadt und unterstützt sie dabei, selbstbestimmt in Wien Fuß zu fassen", heißt es dazu auf der Website.

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