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Ein Leben mit HIV

Durch angepasste Behandlung können HIV-positive Menschen die Krankheit nicht weitergeben. Informationsmangel und unzureichende Gesundheitsversorgung erschweren jedoch die Eindämmung des Virus.
Ende 2020 lebten schätzungsweise 37,7 Millionen Menschen mit HIV, so die WHO. Durch angepasste Therapie kann die Virusreplikation unterdrückt werden.
Ende 2020 lebten schätzungsweise 37,7 Millionen Menschen mit HIV, so die WHO. Durch angepasste Therapie kann die Virusreplikation unterdrückt werden. © pexels / Anna Shvets
Im Juni 1981 berichteten Wissenschaftler aus den Vereinigten Staaten erstmals über eine Krankheit, die heutzutage unter dem Namen AIDS bekannt ist. Zwei Jahre später folgte die Belegung der Ursache von AIDS durch das Humane Immunschwächevirus (HIV). Seit der Entdeckung haben sich geschätzte 75 Millionen Menschen mit dem HI-Virus angesteckt, zwischen 27 und 47 Millionen verloren durch eine mit AIDS zusammenhängende Erkrankung ihr Leben.

Das Akronym der Worte "Acquired Immune Deficiency Syndrome", übersetzt als Erworbenes Immunschwäche-Syndrom, beschreibt das am weitesten fortgeschrittene Stadium von HIV und "wird durch die Entwicklung bestimmter Krebsarten, Infektionen oder anderer schwerer klinischer Langzeitmanifestationen definiert", so die WHO . Denn das HI-Virus greift das Immunsystem der Betroffenen an, schwächt es mit der Zeit und verringert die Widerstandskraft gegen andere Krankheiten. Nicht infizierte Personen mit intaktem Immunsystem können die meisten Erreger abwehren, HIV-Patient*innen hingegen nicht. Die Übertragung des Virus erfolgt über Körperflüssigkeiten wie Blut, Sperma, Vaginalflüssigkeit und Muttermilch. Demzufolge infizieren sich Betroffene etwa während Sexualkontakten oder bei der Verabreichung von Drogen über unsterile Injektionsnadeln. Da AIDS zudem während der Schwangerschaft und Stillzeit übertragen werden kann, können auch Kinder am Immunschwächesyndrom erkranken, wenn die Mutter HIV-positiv ist.

Die Zeitspanne bevor HIV-Betroffene an AIDS erkranken ist individuell und kann stark variieren. Im Schnitt sind Menschen nach einer HIV-Infektion nach 10 bis 15 Jahren von AIDS betroffen. Der unterschiedliche Fortschritt hängt davon ab, wann die Viruserkrankung entdeckt wird und wie schnell eine Behandlung erfolgt. Obwohl HIV noch nicht heilbar ist, können Patient*innen mit unterschiedlichen Medikamenten behandelt werden, um die Virusreplikation im Körper stark zu unterdrücken und so die Erholung des Immunsystems zu ermöglichen. Durch die Stärkung kann das Immunsystem in Folge andere Krankheiten abwehren. Eine frühzeitige Diagnose wirkt sich demnach begünstigend auf den Krankheitsverlauf aus und hilft HIV-positiven Personen sofort mit einer Therapie zu starten. "Menschen haben unter wirksamer Therapie eine normale Lebenserwartung und eine gute Lebensqualität. Und: Sie können unter wirksamer Therapie das Virus nicht weitergeben – auch nicht beim Sex ohne Kondom", betont der in Österreich tätige Verein Aids Hilfe Wien. Die Diagnose erfolgt über einen Schnelltest, der schon am selben Tag Ergebnisse liefert.
Seit 1988 begehen die WHO und die United Nations am 1.Dezember den World AIDS Day.
Seit 1988 begehen die WHO und die United Nations am 1.Dezember den World AIDS Day. © pexels / Klaus Nielsen

"globales Problem der öffentlichen Gesundheit"

Überall auf der Welt erkranken Menschen an HIV und AIDS. Aufgrund von medizinischem Versorgungsmangel und Informationsarmut ist die Verbreitung je nach Region jedoch unterschiedlich ausgeprägt. Vor allem Afrika südlich der Sahara ist sehr stark betroffen. Ende 2020, so die WHO, wurden über zwei Drittel (25,4 Millionen) der HIV-Infektionen in der Afrikanischen Region verzeichnet. "Junge Frauen im Alter von 15 bis 24 Jahren sind doppelt so häufig mit HIV infiziert wie Männer. Im Jahr 2020 infizieren sich jede Woche rund 4200 heranwachsende Mädchen und junge Frauen", halten die Vereinten Nationen zudem fest. Besonders stark betroffene Bevölkerungsgruppen sind vor allem Sexarbeiter*innen und Konsument*innen von Drogen.
 
Vierzig Jahre nach dem Beschreiben der ersten AIDS-Fälle ist die Welt vom gemeinsamen Ziel der Epidemie ein Ende zu setzen, noch weit entfernt. Nicht, weil es an Wissen oder Instrumenten zur Reduktion von HIV-Neuinfektionen und der Bekämpfung von AIDS mangelt, sondern wegen struktureller Ungleichheiten, die den Zugang zu HIV-Prävention und -Behandlung erschweren. - Andrea Brunner, Geschäftsführerin Aids Hilfe Wien
Der erste Dezember jeden Jahres wird von der Weltgesundheitsorganisation und den Vereinten Nationen seit 1988 als World AIDS Day begangen. "Er erinnert an jene, die an den Folgen der Infektion verstorben sind und ruft dazu auf, den Zugang zu Prävention und Versorgung weltweit zu sichern", erläutert die Aids Hilfe Wien. Die diesjährigen Aktionen im Zuge des UN-Tages stehen unter dem Motto "Ungleichheiten beenden. AIDS beenden. Pandemien beenden." Aufgrund der derzeitigen Situation in Österreich werden Aktivitäten online und als Visibility-Aktionen im öffentlichen Raum durchgeführt, betont Aids Hilfe Wien.

Österreichische NGOs im Kampf gegen AIDS

Verschiedene Hilfsorganisationen haben sich zum Ziel gesetzt AIDS den Kampf anzusagen. Mit Informationsverteilung, verbesserten Zugang zu Diagnose und medizinischer Behandlung und finanzieller Hilfe soll der Ausbreitung der Krankheit verhindert werden:
Die Wiener Aids Hilfe bietet Beratung und Unterstützung für Menschen, die mit dem HI-Virus infiziert sind. Sozialarbeiter*innen, psychologische und medizinische Betreuer*innen beraten Betroffene und führen verschiedenen Hilfsangebote. Auch die Präventionsarbeit ist ein wichtiger Tätigkeitsbereich.

Zur Hilfsorganisation
Der Linzer Verein Daraja ist in der kenianischen Kleinstadt Emali aktiv. Die HIV-Infektionsrate soll in Emali mehr als doppelt so hoch sein, wie im Rest des Landes. Das Ziel der Hilfsorganisation ist es, Menschen aus Armut, Isolation und Prostitution zu holen sowie eine weitere Ausbreitung des HI-Virus zu verhindern.

Zur Hilfsorganisation
Der Tiroler Verein Perspektive für Kinder - Uganda setzt sich seit 2010 vor allem für Kinder und Jugendliche, die von HIV oder AIDS betroffen und in Folge auch verarmt, ausgegrenzt oder verwaist sind, ein. Gemeinsam mit einer lokalen Partnerorganisation führt der Verein unter anderem eine Tagesklinik, ermöglicht Bildungs- und Landwirtschaftsprojekte und bietet psychosoziale Begleitung an.

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