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Vernachlässigte tropische Krankheiten: Trachom

Die hochansteckende bakterielle Augeninfektion wird durch schlechte hygienische Verhältnisse begünstigt.
Verschwommenes Auge
Die bakterielle Augeninfektion führt durch das ständige Reiben der Wimpern an der Hornhaut zu Verletzungen und in Folge zur Erblindung. © Ahmed Rajgoli Shoaib Shakeel / Unsplash
Augen sind sehr empfindlich. Schon eine lose Wimper oder ein kleines Sandkorn lassen uns tränen und an den Augen reiben. Fremdkörper im Augenbereich werden daher in der Regel als unangenehm empfunden und versucht zu entfernen. Bei der vernachlässigten tropischen Krankheit Trachom haben Betroffene ständig ein störendes Gefühl im Auge, jedes blinzeln verursacht Schmerzen. Denn aufgrund der Infektion kratzen die Wimpern immer wieder an der Hornhaut. Viele versuchen die nach innen gestülpten Wimpern auszureißen, um die Beschwerden für einige Zeit zu lindern. Die Tage, bis sie einen Arzt aufsuchen können, sind lang und ungewiss. Die Wartezeit ein äußerst schmerzhafter Prozess.

Das Trachom gehört zu den "Big Five" der vernachlässigten tropischen Krankheiten und somit zu jenen, die am häufigsten vorkommen. Die Augeninfektion ist vorwiegend in armen und ländlichen Gebiete Afrikas, Mittel- und Südamerikas, Asiens, Australiens und des Nahen Ostens verbreitet. Grund dafür sind die vorherrschenden beziehungsweise fehlenden Hygienezustände. In Europa ist die Erkrankung so gut wie ausgerottet.
Die Erkrankung ist vor allem in tropischen Ländern mit einem eher niedrigen Hygienestandard verbreitet. Das Trachom ist die häufigste Augenerkrankung der Welt und stellt nach dem Katarakt die zweithäufigste Ursache von Erblindung dar. - Sozialministerium
Ausgelöst wird die bakterielle Infektion durch den Erreger Chlamydia trachomatis vom Serotyp A, B und C, welcher durch eine Schmierinfektion weitergegeben wird. So erkranken Personen in der Regel indem sie mit dem Sekret über verschmutzte Hände, Waschlappen oder Handtücher in Berührung kommen, wobei auch die Übertragung durch Fliegen nachgewiesen wurde. Infektiös ist vor allem das Augensekret der erkrankten Menschen. Aufgrund der Ausprägungen und Vorkommnisse ist Trachom auch unter den Namen (ägyptische) Körnerkrankheit, ägyptische Augenentzündung oder ägyptische Augenkrankheit bekannt. Der Name selbst stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt "raues Auge". Viele Betroffene in Entwicklungsländern erkranken bereits im Kindesalter.

Bis zu den ersten Symptomen vergehen zwischen einer und drei Wochen. Die Diagnose wird anhand des Beschwerdebildes erstellt. "Die Erkrankung gliedert sich in vier Stadien. Im ersten Stadium zeigt sich eine beidseitige Bindehautentzündung mit typischen Symptomen wie Lichtscheu, Brennen, Tränenfluss, Ausfluss von Sekret und Fremdkörpergefühl im Auge", beschreibt das Sozialministerium die Symptomatik. Wird das Trachom nicht behandelt folgen diesem Zustand geschwollenen Augen, Vernarbungen und Sehstörungen. Nach jahrelangem Leiden ohne medikamentöser Therapie erblinden Patient*innen teilweise unwiderruflich. In 42 Ländern weltweit sind Menschen gefährdet an Trachom zu erkranken. Rund 1,9 Millionen Personen erleiden bereits Blindheit oder eine Sehbehinderung durch das Bakterium, so die Schätzungen der WHO.
Operationsinstrumente
Mithilfe einer einfachen Augenoperation können Patient*innen von ihren Schmerzen erlöst werden. © Pavel Danilyuk / Pexels

SAFE-Strategie

Die häufigsten Ursachen warum Kinder, Jugendliche und Erwachsenen an Trichom erkranken finden sich in unzureichender Hygiene, überfüllten Haushalten, fehlendem Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen. Mit gewissen Verhaltensregeln könnte die Gefahr an Trichom zu erkranken signifikant geschmälert werden. Regeln die jedoch in armutsbetroffenen Gebieten nicht einfach eingehalten werden können. Wenn eine Ansteckung erfolgt, ist es möglich die Infektion mittels Antibiotika zu bekämpfen beziehungsweise in späterer Form betroffene Augen zu operieren. Wenn der Zugang zu medizinischer Versorgung vorhanden ist.

Die WHO hat die sogenannte SAFE-Strategie ausgearbeitet, um die vernachlässigte tropische Krankheit Trachom zu behandeln und zu eliminieren:
  • Surgery - die Operation zur Behandlung des Erblindungsstadiums
  • Antibiotics - Antibiotika zur Beseitigung von Infektionen
  • Facial cleanliness - die richtige und sichere Gesichtsreinigung
  • Environmental improvement - Verbesserung des Zugangs zu Wasser und sanitären Einrichtungen

Mithilfe dieser Vorgehensweise konnte Trachom bis zum 5. Oktober 2022 in mehreren Länder – Kambodscha, China, Gambia, Iran, Laos, Ghana, Malawi, Mexiko, Marokko, Myanmar, Nepal, Oman, Saudi-Arabien und Vanuatu - eliminiert werden. Die WHO arbeitet weiter daran auch andere Nationen in die Liste aufnehmen zu können und Trachom weitgehend zu bekämpfen.

Projekte zum Thema

Die Hilfsorganisationen Menschen für Menschen und Licht für die Welt setzen sich mit Projekten für die Eliminierung der vernachlässigten tropischen Krankheit Trachom ein. Mithilfe von Hygieneverbesserungen, der Versorgung mit sicherem Trinkwasser und auch der Vergabe von Antibiotika sowie der Durchführung von Trachom-Operationen wird tausenden Menschen  in den Projektgebieten geholfen. Allein im Jahr 2021 konnte Licht für die Welt 7,3 Millionen Medikamente gegen Krankheiten wie Trachom verteilen und 4.000 Menschen operieren. Menschen für Menschen bildet Krankenschwestern in Äthiopien aus, die täglich Augenoperationen durchführen können. "Nur wer gesund ist, kann aktiv an einem gesellschaftlichen Leben teilnehmen und auch für eine wirtschaftliche Basis sorgen", hält der Verein dazu fest.

NGO's zum Thema

Menschen für Menschen
Menschen für Menschen

Menschen für Menschen

Die von Karlheinz Böhm gegründete Äthiopienhilfe.
Licht für die Welt
Licht für die Welt

Licht für die Welt

Blinde in armen Ländern wieder sehend machen, ist das edle Ziel von Licht für die Welt.