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Vernachlässigte tropische Krankheiten: Noma

Erst seit Dezember 2023 ist die bakterielle Infektionserkrankung auf die Liste der NTDs aufgenommen. Mit der Hoffnung mehr Aufmerksamkeit und dadurch Forschungsgelder zu gewinnen.
Aufgrund von Entstellungen im Gesicht, ziehen sich Nomabetroffene oft aus der Gesellschaft zurück.  © Pexels / Anete Lusina
Aufgrund von Entstellungen im Gesicht, ziehen sich Nomabetroffene oft aus der Gesellschaft zurück. © Pexels / Anete Lusina
Die Infektion am Zahnfleisch schreitet schnell voran, zerstört Knochen und Gewebe, befällt je nach Vorkommen etwa Kiefer, Wangen, Nase und führt bei Nichtbehandlung nach nur wenigen Wochen zum Tod. Geschätzte 90 Prozent der Infizierten verlieren in den ersten vierzehn Tagen ihr Leben. Und Überlebende leiden unter den Folgen der bakteriellen Entzündung. Denn die Krankheit entstellt die Gesichter der Betroffenen, erschwert essen, sprechen und atmen. Die Rede ist von Noma.
Facing Noma: A Short Film about Surviving a Killer Infection of the Face Noma © Doctors Without Borders / MSF
Früher auch hierzulande stark verbreitet, trifft Noma heutzutage vor allem armutsbetroffene Menschen in Entwicklungsländern, vorwiegend Kinder unter sieben Jahren in Afrika und Asien. Hauptursachen der Ansteckung werden in einem schwachen Immunsystem, Vorerkrankungen wie Malaria, Mangelernährung, schlechter Mundhygiene und Armut festgeschrieben. Was die Krankheit im Endeffekt auslöst, ist noch unklar. Mit dem Ende des zweiten Weltkrieges konnte auch das Ende von Noma in Europa erreicht werden. Wurden in den Jahren zuvor noch einige Fälle der bakteriellen Infektionskrankheit in Konzentrationslagern dokumentiert, konnte Noma durch die guten Hygienestandards und die allgemeine Verbesserung der Lebensbedingungen und Gesundheitsversorgung in den westlichen Ländern eliminiert werden.

Durch das Ausbleiben des Vorkommens in Industrieländern schwanden aber auch die Aufmerksamkeit und das Interesse daran die Forschung und somit auch die Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten weiter voranzutreiben. Noma geriet - in der modernen Medizin - in Vergessenheit. Obwohl schätzungsweise jährlich 140.000 Menschen, darunter hauptsächlich Kinder, an Noma sterben.
Menschen sterben an dieser leicht vermeidbaren und behandelbaren Krankheit aufgrund mangelnden Wissens. Die Früherkennung ist gering und wenn Noma einmal ausgebrochen ist, können sich viele Familien die Antibiotika-Behandlung nicht leisten. - Ärzte ohne Grenzen
Nur mithilfe von komplizierten, rekostruktiven Operationen kann Menschen, die an den Folgen von Noma leiden, geholfen werden.
Nur mithilfe von komplizierten, rekostruktiven Operationen kann Menschen, die an den Folgen von Noma leiden, geholfen werden. © Pexels / Shvetsa

Symptomatik und Behandlung

Noma ist nicht ansteckend. Beginnend mit einem vermeintlich harmlosen kleinen Geschwür am Zahnfleisch, breitet sich die Infektion schnell weiter aus. "Es dauert nur wenige Tage bis Noma in den Gesichtern der Überlebenden zu starken Entstellungen führt. Die Entstellungen erschweren es, zu essen, zu sprechen, zu sehen oder zu atmen. Zusätzlich leiden Überlebende unter Stigmatisierung", so Ärzte ohne Grenzen. Wenn kurz nach Auftreten der ersten Symptome eine Behandlung ausbleibt, sterben Erkrankte innerhalb von nur zwei Wochen unter anderem an Sepsis. Mit Antibiotika kann die Ausbreitung gestoppt und Noma behandelt, in den Anfangsstadien sogar leicht geheilt werden. In den armutsgeprägten betroffenen Gebieten ist die Versorgung jedoch unzureichend oder das Geld für den Arztbesuch nicht vorhanden. Oft wird der umständliche Weg zur nächsten medizinischen Einrichtung deswegen nicht angetreten. Überlebende kämpfen in Folge mit lebenslangen Entstellungen. Der einzige Ausweg: eine oder mehrere rekonstruktiven Operationen, um das zerstörte Gewebe zu ersetzen. 
 

Seit Dezember 2023 wurde Noma in die Liste der neglected tropical diseases - kurz NTD - der WHO aufgenommen. "Die Anerkennung von Noma als NTD zielt darauf ab, das globale Bewusstsein zu stärken, die Forschung voranzutreiben, die Finanzierung anzukurbeln und die Bemühungen zur Bekämpfung der Krankheit durch multisektorale und vielschichtige Ansätze zu verstärken", so die Weltgesundheitsorganisation. 

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