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Vernachlässigte tropische Krankheiten: Chagas Disease

Die infektiöse Erkrankung verursacht Gesichtsödeme und Lymphknotenschwellungen.
Risse in einer Mauer
Die Kusswanze versteckt sich untertags z.B. in Rissen von Gebäuden und wird erst in der Nacht aktiv. © Oleg Stepanov / Unsplash
Erst nach Jahren zeigen sich die schwerwiegenden Folgen der Chagas Krankheit konkret, auch bekannt unter dem Namen amerikanische Trypanosomiasis. Denn erst nach drei Jahrzehnten leiden Betroffene unter Herzerkrankungen und Verdauungsstörungen. In späteren Jahren kann die Infektion sogar den Herzmuskel zerstören, das Nervensystem angreifen und zum plötzlichen Tod führen. Ausgelöst wird Chagas durch den Parasit Trypanosoma cruzi, welcher durch Wanzen, aber auch ungewaschene Lebensmittel und Blutprodukte in den Körper eindringen kann.

Anfangs bemerken Betroffene eine Infektion kaum. Denn das Ödem mit einer begleitenden Entzündung um die erzeugte Bisswunde von der Wanze sind Anzeichen, die leicht übersehen oder fehlinterpretiert werden. Oft finden sich diese in der Nähe der Augen, was der Raubwanze auch den Namen "Kusswanze" verleiht, doch auch andere Körperstellen können betroffen sein. Der Biss selber ist noch nicht gefährlich, viel mehr der abgelegte Kot des Insekts. Dringt dieser in die offene Wunde, gelangen Parasiten in den Blutkreislauf, vermehren sich dort und lösen Folgeerkrankungen aus.
Bis zu 30 Prozent der chronisch infizierten Personen entwickeln Herzveränderungen und bis zu 10 Prozent entwickeln Verdauungs-, neurologische oder gemischte Veränderungen, die eine spezifische Behandlung erfordern können. - WHO
Die Erkrankung ist nach dem brasilianischen Arzt und Infektologen Carlos Chagas benannt, der Anfang des 19. Jahrhunderts erstmals über die Infektionskrankheit berichtete. Die triatominen Käfer halten sich zum Beispiel in den Ritzen und Löchern von verarmten Häusern auf, die sie nur in der Nacht verlassen, um sich von Tier- oder Menschenblut zu ernähren. Schätzungsweise sechs bis sieben Millionen Menschen sind weltweit von der Chagas Krankheit betroffen, so die World Health Organization. Rund 10.000 Infizierte sterben jedes Jahr an den Folgen der Infektion. "Eine Trypanosoma-cruzi-Infektion ist heilbar, wenn die Behandlung bald nach der Infektion eingeleitet wird", betont die WHO jedoch.

Die Erkrankung ist in westlichen Breitengraden kaum bekannt, da sie vor allem in Mittel- und Südamerika - in ärmeren Gegenden - stark verbreitet vorkommt (siehe Karte). Durch die zunehmende Globalisierung und Stadtzuwanderungen weitet sich das Gebiet jedoch immer mehr aus.

Vernachlässigte Krankheit

Als "vernachlässigte tropische Krankheit" fällt Chagas in jene Kategorie von Erkrankungen, die zu wenig Profit für Pharmaunternehmen abwerfen, um die Forschung voranzutreiben und ein Medikament dagegen zu entwickeln. Denn unverhältnismäßig mehr arme Menschen sind von der Krankheit betroffen, was für Arzneimittelforschung und Pharmaindustrie keinen Anreiz bietet, obwohl jährlich Millionen Menschen betroffen sind.

Bei einem Verdacht einer Infektion kann der Erreger in den ersten Wochen mittels Antikörpertest im Blut nachgewiesen werden. Ein einfaches Verfahren, welches jedoch in armutsbetroffenen Gegenden kaum vorhanden ist. Kostengünstige Kontrollen wie Blutuntersuchungen, sowie verbesserte Hygiene und Lebensmittelsicherheit könnten Millionen von gefährdeten Personen retten, so die United Nations. Wie schon erwähnt wäre Chagas generell auch heilbar, wenn sie rechtzeitig erkannt und behandelt wird. "Bei chronischen Patienten kann eine antiparasitäre Behandlung möglicherweise das Fortschreiten der Krankheit verhindern oder eindämmen und eine Übertragung, beispielsweise eine Mutter-Kind-Infektion, verhindern", hält die WHO zudem fest.

Eine präventive Lösung, etwa eine Impfung oder Tabletten, gibt es bislang noch nicht. Das große Vorkommen der Parasiten in Wildtieren bedeutet zudem, dass die Infektion nicht ausgerottet werden kann. Stattdessen ist die Übertragung auf den Menschen und der frühzeitige Zugang zur Gesundheitsversorgung der infizierten Personen ausschlaggebend, um die Chagas Krankheit unter Kontrolle zu bekommen. Dafür werden jedoch laufend finanzielle Mittel benötigt.

Am 14. April wird jährlich der 'World Chagas Disease Day' begangen, um auf die vernachlässigte Krankheit aufmerksam zu machen. 2023 wird der internationale Aktionstag unter das Motto "Zeit, die Chagas-Krankheit in die primäre Gesundheitsversorgung zu integrieren" gestellt.

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Die Stiftung, die bis Februar 2018 unter dem Namen Aussätzigen-Hilfswerk Österreich auftrat, bekämpft Armutskrankheiten wie Lepra in Entwicklungsländern.