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Wenn der Boden austrocknet

Schätzungsweise 55 Millionen Menschen sind jährlich von den Folgen von Dürre betroffen.
Boden vertrocknet
Dürren können Wochen, Monate oder Jahre dauern. © Unsplash / Matt Palmer
In den Regionen Piemont, Lombardei, Venetien, Friaul-Julisch Venetien und Emilia-Romagna in Norditalien herrscht der Ausnahmezustand wegen Wasserknappheit, Teile von Spanien und Portugal verzeichnen eine Trockenheit wie seit hunderten Jahren nicht mehr, Mexiko leidet unter der schlimmsten Dürre seit drei Jahrzehnten, in Somalia hungern immer mehr Menschen weil der trockene Boden die Ernte vernichtet da am Horn von Afrika schon vier Regenzeiten komplett ausgefallen sind. Und der Sommer und somit die heißesten Monate des Jahres haben in der Nordhemisphäre erst begonnen.

Obwohl Dürren schon immer ein Bestandteil der Natur und menschlichen Erfahrung waren, werden sie zunehmend schlimmer, intensiver und bedrohlicher. Rund 70 Nationen weltweit sind immer wieder mit Dürreperioden konfrontiert, doch kaum ein Land ist mehr dagegen geschützt (Dürre-Katastrophen 2020-2022 siehe Karte). Über 1,4 Milliarden Menschen kämpften von 2000 bis 2019 mit der extremen Trockenheit, und die Zahl ist steigend. Bis 2050, so die Warnung der Vereinten Nationen, könnten bis zu 75 Prozent der Menschheit mit Dürre leben. Die Auswirkungen auf die Natur und somit die Lebensgrundlage für Menschen ist verheerend. Sandstürme, ausgetrocknete Wasserquellen und Flächenbrände sind nur Beispiele für die Folgen, welche Dürre mit sich bringen kann. "Schätzungsweise 55 Millionen Menschen weltweit sind jedes Jahr direkt von Dürren betroffen", halten die United Nations fest. Und bleibt das Wasser aus, können auch angebaute Setzlinge nicht wachsen oder Nutztiere versorgt werden. Die Auswirkungen bedeuten unmittelbar Versorgungsengpässe und somit mehr Hunger für die Bevölkerung.
Dürren treten auf, wenn in einem Gebiet die Wasserversorgung aufgrund fehlender Niederschläge oder eines Mangels an Oberflächen- oder Grundwasser knapp wird. Und sie können Wochen, Monate oder Jahre dauern. - United Nations Convention to Combat Desertification
ausgetrockneter See
Aufgrund anhaltender Regenausfälle sind teils ganze Seen und Flüsse ausgetrocknet. © Unsplash / YODA Adaman

Der Klimawandel als Auslöser

Auslöser für die extremen Wetterzustände ist der menschgemachte Klimawandel und die damit verbundenen veränderten Wetterereignisse. Auch wenn es weltweit zusammengerechnet nicht weniger Regen gibt, so führt die durch den Klimawandel ungleiche Verteilung über das Jahr zu problematischen Situationen. In etwa afrikanischen Ländern regnet es viel zu wenig, der Boden trocknet vielschichtig komplett aus und kann bei gefolgtem sehr starken Regenergüssen das Wasser nicht aufnehmen, was wiederrum zu Überschwemmungen führt. Zwei von drei Stauseen in Mexiko, welche für die Wasserversorgung von Monterrey wichtig sind, sind fast ausgetrocknet. Im Gegensatz dazu steigt der Meeresspiegel überdurchschnittlich stark an. Auch in Europa kämpfen Gebiete mit dem veränderten Klima. Der Wasserstand im längsten Fluss Italiens, dem Po, ist so weit zurückgegangen, dass an der Meeresmündung kilometerweit Salzwasser eingeschwemmt wird. Und Wasserkraftwerke erzeugen aufgrund des fehlenden Wassers weniger Strom als bevor.

Neben der Wasserversorgung und deren offensichtlichen Auswirkungen auf Landwirtschaft und Hunger, hat Dürre noch weitere verheerende Folgen. Steigende Wasser- und damit zusammenhängend auch Lebensmittelpreise versetzen armutsbetroffene Familien in prekäre Lagen. Aus bitterer Not heraus verheiraten viele Betroffene schon ihre minderjährigen Kinder, um mit der Mitgift den Rest der Familie zu versorgen. Ein weiterer Fehlglaube ist auch, dass es der Kindsbraut im neuen Haushalt besser als in der jetzigen Situation gehen wird. "In Äthiopien ist laut lokalen Regierungsquellen die Zahl der Kinderehen in den von der Dürre am stärksten betroffenen Regionen um durchschnittlich 119 Prozent gestiegen", beschreibt UNICEF die dramatische Lage.
dürreresistente Samen
Bestimmte Pflanzen können auch mit lang anhaltender Trockenheit angebaut werden. © Unsplash / Engin Akyurt

Auswirkungen entgegenwirken

Die einzige Maßnahme, um eine Zunahme der Dürreperioden einzubremsen, wäre der Stopp des Klimawandels. Der Kampf gegen den Klimawandel weist sich aufgrund von politischen Blockaden und wirtschaftlichen Interessen aber als sehr schwer umsetzbar auf. Betroffene Regionen müssen sich deshalb schon jetzt an die klimatisch veränderten Bedingungen anpassen, um eine weitere Abwanderung in den Gebieten zu vermeiden und die Nahrungsmittelsicherheit zu erhalten. Unter anderem folgende Projekte werden versucht umzusetzen:
  • Einführung von Wasser-Management-Systemen
  • Bereitstellung von Frühwarnprogrammen
  • Verteilung von dürreresistenten Samen
  • Planung von Vorsorgesystemen, insbesondere nationalen Dürreplänen
  • Verringerung der Dürreanfälligkeit und -risiken durch regionale Zusammenarbeit
  • Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Menschen und Ökosystemen gegenüber Dürren

Ein wichtiger Bestandteil der Aktivitäten besteht in der Zusammenarbeit mit und der Aufklärung von der lokalen Bevölkerung, wie das UN Environment Programme betont. "Wir haben erkannt, dass unsere Gemeinden mehr von gesunden Landschaften profitieren als von degradierten“, so ein Dorfältester über die regionalen Maßnahmen der UN im Tana River Delta, Kenia. Nur gemeinsam könne die Flut der Wüstenbildung aufgehalten und das karge Land wieder in fruchtbares verwandelt werden.

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