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Top-Spendenziele: Obdachlose überholen Kirchen

Das Spendenvolumen in Österreich stieg 2015 um 10%. Im Anschluss an die altbewährten Top-Spendenthemen Kinder, Tiere und Inlands-Katastrophenhilfe konnte die Obdachlosenhilfe die Kirchen vom vierten Platz verdrängen.
Wie bereits 2015 soll auch das diesjährige Spendenaufkommen in Österreich bei rund 625 Millionen Euro liegen. Weil das vierte Quartal die spendenstärksten Monate umfasst, ist eine Prognose über das tatsächliche Spendenvolumen zu diesem Zeitpunkt nur schwer zu treffen; in dieser Zeit werden "rund 25-30% des Jahresaufkommens gespendet", wie der Fundraising Verband Austria (FVA) in seinem jährlichen Spendenbericht festhält. Das Spendenaufkommen 2015 lag mit 625 Millionen Euro um circa 4% höher als ursprünglich angenommen.

64% der Österreicher*innen spenden

Die unter Österreicherinnen und Österreichern relevantesten Spendenziele bleiben weiterhin Kinder (29%), Tiere (22%) und Inlands-Katstrophenhilfe (22%). Auffallend ist, dass das Thema "Obdachlose und Bettler" die Kirchen als Spendenzweck überholen konnte und nun mit 15% (+3%) den vierten Platz der beliebtesten Spendenthemen belegt.

Die populärsten Spendenzwecke variieren dabei von Bundesland zu Bundesland: während die Themen Kinder und Tiere im Gebiet Steiermark/Kärnten und in Oberösterreich dominieren, spenden Wienerinnen und Wiener am häufigsten für Obdachlose sowie Tiere. Der Westen Österreichs spendet am liebsten für Kinder und Katastrophenhilfe im Inland, in der Region Niederösterreich/Burgenland wird am häufigsten für Kinder und Kirchen gegeben.

Betrachtet man die Beliebtheit der Spendenziele mit Fokus auf das Alter der Spenderinnen und Spender, zeigt sich folgender Trend: Der Natur-, Klima- und Umweltschutz wird am meisten von den 16- bis 34-Jährigen unterstützt, für die Inlands-Katastrophenhilfe sowie Menschen mit Behinderung wird häufig von der mittleren Altersgruppe gespendet, über 60-Jährige spenden besonders gerne für Kinder und Tiere.

Spenden für die Flüchtlingshilfe waren mitunter ausschlaggebend für den Anstieg des Spendenvolumens 2015 und werden vermutlich auch mit Abschluss des Spendenjahres 2016 erneut zugenommen haben: den Prognosen des FVA zufolge werden die Geldspenden in diesem Bereich von 12 Millionen Euro im Vorjahr auf etwa 15-20 Millionen Euro im Jahr 2016 ansteigen.

Erlagschein- vs. Online-Spende

Wirft man einen Blick auf die Präferenzen der Spendenformen, hält sich der Erlagschein auch 2015 hartnäckig am ersten Platz. Eine schwach positive Veränderungen ist unter anderem bei "Spende beim Einkaufen im Supermarkt" (+3%) zu verzeichnen, die Einkaufsspende zählt demzufolge für eine von zehn Personen zu den beliebtesten Spendenarten. Die Altkleidersammlung – als durchwegs beliebteste Spendenform – wird von 36% (-1%) der Österreicherinnen und Österreicher bevorzugt. Die allgemeine Sachspende bevorzugen im Jahr 2015 15% (+4%) der befragten Personen, was großteils auf die Flüchtlingssituation zurückzuführen sein wird.

Nach wie vor fällt die Popularität der Online-Spende eher gering aus: nur 1% der Österreicherinnen und Österreicher geben an, online zu spenden. Mit einem Anstieg dieser Spendenform ist jedoch in den nächsten Jahren zu rechnen, und zwar spätestens mit dem Älterwerden der internetaffinen Altersgruppen. Bei den tatsächlichen Spendenweltmeistern, den USA, lässt sich dieser Trend auch jetzt schon erkennen: Online-Spenden betrugen 2015 7,1% des Spendenvolumens, die Gesamtspenden stiegen 2015 um 1,6%, die Online-Spenden um 9,2%. Aus einer Studie der deutschen Onlineplattform Betterplace.org geht außerdem hervor, dass diese Form der Spende in der Regel großzügiger ausfällt: während eine "reguläre" Spende rund 37€ beträgt, liegt die Online-Spende im Schnitt bei 71€.

Prognose: Spendentrends 2016

Die Neuerungen des Gemeinnützigkeitsgesetzes 2015, wie etwa dass (von Bund oder Ländern geförderte) Kunst- und Kultureinrichtung ab 2016 steuerlich absetzbare Spenden erhalten dürfen, werden sich im Spendentrend 2016 widerspiegeln. 22 der betroffenen Einrichtungen erhielten diese Begünstigung mit Stichtag 1. Jänner 2016. Bereits über die vergangenen Jahre hinweg war ein stetiger Anstieg der getätigten Spenden in diesem Bereich (2009: 1% - 2015: 5%) zu verzeichnen.

Die Verabschiedung des Gesetzes bringt aber noch eine weitere mindestens genauso wesentliche Änderung für den gemeinnützigen Bereich mit sich: Seit 2016 ist es gemeinnützigen Vereinen und Privatstiftungen gestattet, gezielte Projekte und andere gemeinnützige Vereine finanziell zu unterstützen, ohne – wie bislang – den Verlust des Gemeinnützigkeitsstatus und damit eine erhebliche steuerliche Nachzahlung zu befürchten.

Der Trend der Vorjahre wird sich dementsprechend fortsetzen und mehr in Richtung weniger Großspender gehen; "Zuwendungen von gemeinnützigen Stiftungen" haben sich in den vergangenen Jahren bereits verdreifacht, wie der Fundraising Verband diesbezüglich festhält.

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