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Tödliche Wellen

Tsunamis zählen zu den schwerwiegendsten Naturkatastrophen weltweit. Frühwarnsysteme und die Aufklärung der Bevölkerung können die Auswirkungen effektiv verringern.
große Wasserwellen
Ein Tsunami besteht aus mehreren aufeinanderfolgenden Wasserwellen, die große Landteile zerstören können. © Unsplash / Cesar Couto
Lange weiße Sandstrände, die in kristallblaues Wasser verlaufen. Warme Temperaturen, wenn bei uns eisige Kälte im Winter herrscht. Urlaubsziele wie Thailand, die Malediven oder Sri Lanka sind gerade in den europäischen Wintermonaten bei Tourist*innen sehr beliebt. Eine Auszeit nehmen. Vom Alltag, vom Stress und auch vom Stadtleben ist oft der Wunsch.

Auch im Jahr 2004 machten sich tausende Tourist*innen zu Weihnachten in die weite Ferne auf, um ihren Urlaub in tropischen Ländern zu verbringen. Am 26. Dezember wurden jedoch eine Vielzahl der Urlauber*innen und Einheimischen Augenzeugen von einem bis dato eher unbekannten Naturschauspiel: das Meer zog sich an den Küsten des indischen Ozeans aus unerklärlichen Gründen teils dutzende Meter weit zurück, legte große Bereiche der Strände frei und lies Boote auf Sand laufen. Überrascht und begeistert von dem Ereignis, spazierten die Menschen auf den frei gewordenen Flächen, filmten und suchten nach Muscheln. Doch in der Ferne erkannten sie eigenartige Wellen. Einen Tsunami. 

Erst mit Beginn des Eintreffens der Wassermengen wurde den Menschen die Gefahr der Wellen bewusst. Sie versuchten in Gebäuden Schutz zu finden oder vom Strand zu fliehen. Doch die Wassermassen kamen schnell und mit einer unerwarteten Kraft, die in kürzester Zeit Häuser niederriss und kilometerweite Flächen überschwemmte. Der Tsunami im Indischen Ozean, welcher durch ein Erdbeben der Stärke 9.0 an der Nordwestküste von Sumatra ausgelöst wurde, forderte schätzungsweise 227.000 Todesopfer in 14 Ländern. Das Sumatra-Andamanen-Beben und dessen Folgen, erschütterten die ganze Welt.

2015 führten die United Nations am 5. November den Tsunami Awarness Day ein, um global auf die Risiken, Warnzeichen und Präventionen von den tödlichen Wasserwellen aufmerksam zu machen und den Ausbau von Frühwarnsystemen zu fördern.

Entstehung & Zerstörungskraft

Das Wort Tsunami kommt aus dem japanischen und bedeutet auf Deutsch übersetzt "Hafenwelle". Es beschreibt das Phänomen einer Reihe starker Wellen, die durch eine plötzliche Unterwasserstörung verursacht werden. Erd- beziehungsweise Seebeben, Vulkanausbrüche, Steinfälle oder Erdrutsche können riesige Wassermassen bewegen und so einen Tsunami auslösen. Das verschobene Wasser, welches sich mit einer unglaublich hohen Geschwindigkeit von bis zu 800 km/h bewegt, staut sich in flachen Gebieten zu meterhohen Wassertürmen zusammen, die in Folge auf Land treffen. Alle fünf bis 60 Minuten können die Wellen Strände erreichen und Zerstörung und Chaos verursachen.
Tsunamis sind seltene Ereignisse, können aber extrem tödlich sein. In den letzten 100 Jahren haben 58 von ihnen mehr als 260.000 Menschen das Leben gekostet oder durchschnittlich 4.600 pro Katastrophe und damit jede andere Naturgefahr übertroffen. - United Nations
World Tsunami Awareness Day © United Nations Office for Disaster Risk Reduction
Spätestens nach der Katastrophe im Dezember 2004 ist Millionen Menschen auf der Welt die Gefahr von Tsunamis bewusst geworden. Durch die zahlreichen Video- und Bildaufnahmen von Betroffenen, konnte das Geschehnis für diese Zeit überdurchschnittlich gut dokumentiert und die Auswirkungen rekonstruiert werden. Die Erkenntnisse von dem Ereignis sollten helfen künftige Tsunamifolgen abzumildern.

Aufgrund der raschen Urbanisierung und des wachsenden Tourismus in Tsunami-gefährdeten Regionen, so die Vereinten Nationen, ist es sehr wichtig die Öffentlichkeit über Warnzeichen und Verhaltensregeln aufzuklären. Schon jetzt leben über 700 Millionen Personen in niedrig gelegenen Küstengebieten und kleinen Inselentwicklungsstaaten, die extremen Meeresspiegelereignissen einschließlich Tsunamis ausgesetzt sind. Bis 2050, so die Schätzungen, werden 50 Prozent der Weltbevölkerung in Küstengebieten, die von Überschwemmungen, Stürmen und Tsunamis bedroht sind, ihre Heimat finden.
Tsunami-Fluchtroute
Schilder sollen im Risikofall den schnellsten Weg zu höhergelegenem Gebiet zeigen. © pixabay / scym

Prävention und Aufklärung

Wie auch bei anderen Naturkatastrophen kann die Entstehung von Tsunamis nicht verhindert werden. Der Fokus der UNDRR – United Nations Office for Disaster Risk Reduction - liegt deshalb auf der Aufklärung der Bevölkerung und dem Ausbau von Frühwarnsystemen. Mithilfe internationaler Zusammenarbeit mit Staaten und Organisationen sollen die Auswirkungen der Katastrophe nach und nach reduziert werden.

Das diesjährige Motto zum Tsunami Awareness Day richtet sich an die Fluchtrouten in Küstenregionen. Unter dem Hashtag #GetToHighGround - auf höheres Gelände kommen - wird der Hauptfokus auf die Relevanz von Höhenunterschieden gelegt, um sich in Sicherheit zu bringen. So helfen etwa regelmäßige Tsunami-Übungen und Evakuierungspläne in betroffenen Ländern, zu wissen, was zu tun ist, sobald eine Tsunami-Warnung eingeht. Bis 2030, so das ambitionierte Ziel der UNDRR, sollen alle Menschen in Gefahrenregionen Informationen und Pläne erhalten und so im Risikofall Leben gerettet werden.

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