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Mädchen, die Mütter werden

Millionen Jugendliche bekommen jährlich Nachwuchs. Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt sind die häufigste Todesursache bei Mädchen im Alter von 15 bis 19 Jahren.
Schwangere Person hält Blumen
Die Zahl der Schwangerschaften von Jugendlichen ist weiterhin hoch. Bildungslücken, fehlende Verhütungsmittel und strenge Abtreibungsgesetze befeuern das Problem. © Ashton Mullins / Unsplash
Langsam sieht man die Wölbung des Bauches schon. Lockere Kleidung kann diese noch verstecken, aber nicht mehr lange. Das bedeutet für Maria Fernanda, dass sie bald nicht mehr in die Schule gehen wird. Zu groß ist die Scham und die Angst davor verurteilt zu werden. Das Mädchen ist erst 13 Jahre alt und ungewollt schwanger. Eine Abtreibung kommt nicht in Frage, da in El Salvador ein absolutes Abtreibungsverbot herrscht. Unter diesen Umständen dürfen Schwangere auch nicht abtreiben, wenn ihre Gesundheit gefährdet ist. Sogar Fehlgeburten führen zu Haftstrafen, da den Betroffenen vorgeworfen wird einen Abbruch versucht zu haben. Bis zu 50 Jahren Haft droht den Mädchen und Frauen, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden oder ihr Kind während der Schwangerschaft verlieren. Maria Fernanda bleibt also keine Wahl, als das Kind auszutragen, obwohl sie selbst noch ein Kind ist.
Jeden Tag bringen in Entwicklungsländern 20.000 Mädchen unter 18 Jahren ein Kind zur Welt. Dies entspricht 7,3 Millionen Geburten pro Jahr. Und wenn man alle Schwangerschaften einbezieht, nicht nur die Geburten, ist die Zahl viel höher. - UNFPA
Der Grund für die vielen Schwangerschaften in jungem Alter ist - wie in vielen anderen Bereichen - die fehlende Schulbildung, der schlechte Zugang zu wichtigen Informationen über reproduktive und sexuelle Gesundheit, die mangelnde medizinische Versorgung und die Benachteiligung des weiblichen Geschlechts. Vor allem armutsbetroffene, niedrig gebildete und am Land lebende Mädchen sind besonders stark gefährdet früh Mütter zu werden. 95 Prozent der Teenagerschwangerschaften finden deshalb in Ländern des globalen Südens statt. Aufgrund des Problems von Kinderehen ist der Großteil der betroffenen Jugendlichen zum Zeitpunkt der Schwangerschaft jedoch innerhalb einer (erzwungenen) Ehe oder Partnerschaft. Den Kindern wird in dieser Situation wegen Mangel an sinnvollen Optionen, begrenzter Entscheidungsfreiheit und sogar Zwang die Wahl abgenommen, ob und wann sie Nachwuchs bekommen. Vergewaltigung (durch Partner oder Fremde), Nötigung, sexuelle Gewalt als Konfliktwaffe und traditionelle und kulturelle Erwartungen sind weitere Gründe für Jungmutterschaften. Laut dem Bericht 'Motherhood In Childhood' von UNFPA ist die Chance für Jungmütter in Folge sehr groß innerhalb kurzer Zeit wieder ein Kind zu gebären. "Mehr als die Hälfte aller Wiederholungsgeburten im Jugendalter treten innerhalb von 23 Monaten nach einer früheren Geburt auf", so der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen. Im Schnitt verzeichnen Teenagermütter bis zu ihrem 40. Lebensjahr 4,6 Geburten. Untersuchungen zeigen zudem, dass trotz einiger Fortschritte der Anteil der Erstgeburten bei Mädchen im Alter von 17 Jahren und jünger in den letzten 60 Jahren von 60 Prozent auf nur 45 Prozent gesunken ist.
Aufklärungszeichnung
Eine Vielzahl der ungewollten Teenagerschwangerschaften könnte durch die richtige sexuelle und reproduktive Aufklärung verhindert werden. © Cottonbro Studios / Pexels

Schwerwiegende Folgen für Jungmütter

Eine Schwangerschaft in Kindes- und Jugendalter hat signifikante Auswirkungen auf das weitere Leben der Gebärenden. Viele Schwangere werden etwa unter Druck gesetzt oder gezwungen, die Schule abzubrechen, was sich negativ auf ihre Bildungs- und Arbeitschancen auswirkt. Des Weiteren leiden Betroffene auch unter sozialen Folgen, die mit einer frühen Schwangerschaft in Verbindung stehen: ein reduzierter Status in der Familie und in der Gemeinschaft, Stigmatisierung, Ablehnung und Gewalt durch Familienmitglieder, Gleichaltrige und Partner sowie Früh- und Zwangsverheiratung, sind nur Beispiele dafür. Auch Pandemien und deren vielseitigen Auswirkungen können zu einem Anstieg der frühen Fortpflanzung führen. In Sambia beispielsweise explodierte die Anzahl der Teenagerschwangerschaften aufgrund der COVID-19 Pandemie regelrecht, was dazu führte, dass mehr Jungen als Mädchen in die Schule zurückkehrten, hält Plan International Österreich fest. All diese Faktoren führen oft zu einem Leben in Armut.
Wenn ein Mädchen schwanger wird, wird ihre Gegenwart und Zukunft radikal verändert, und selten zum Besseren. - UNFPA
Nicht zu unterschätzen sind auch die gesundheitlichen Folgen. Mädchen in Kindes- und Jugendalter befinden sich in der körperlichen Entwicklungsphase. Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt sind sogar die häufigste Todesursache bei Mädchen im Alter von 15 bis 19 Jahren. "Geburtsfistel, Eklampsie, Endometritis und Infektionen sind nur einige der schwerwiegenden Erkrankungen, denen sie kurz- und langfristig ausgesetzt sein können", betont UNICEF zudem. Kurze Geburtsintervalle, wie es bei vielen jungen Müttern der Fall ist, sind zudem mit weiteren erheblichen Gesundheitsrisiken verbunden. Auch psychische Erkrankungen treten infolge von frühen Schwangerschaften vermehrt auf.


"Frühe Schwangerschaft und Mutterschaft sind eng mit Menschenrechtsfragen verknüpft. Einem schwangeren Mädchen, das unter Druck gesetzt oder gezwungen wird, die Schule zu verlassen, wird beispielsweise das Recht auf Bildung verweigert. Einem Mädchen, dem der Zugang zu Verhütungs- oder reproduktiven Gesundheitsinformationen verwehrt wird, wird ihr Recht auf Gesundheit verweigert", beschreiben die UNFPA außerdem. Sich für Sexualaufklärung, Bildung, Unterstützung und Verständnis für Teenager-Mütter einzusetzen, bedeutet somit für die allgemeinen Menschenrechte einzustehen. Ein wichtiger Schritt, dass in Zukunft jedes Mädchen und jede Frau - soweit gesundheitlich möglich - selbst entscheiden kann, ob, wann und wie oft sie Mutter werden möchte.

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