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Syrien: Nachhaltige Humanitäre Hilfe

Weshalb die Hilfsprogramme in Syrien hauptsächlich Sachspenden umfassen und wie dies die Kriegswirtschaft stärken kann.

Bereits seit Jahrzehnten arbeiten Entwicklungshilfeorganisationen nach dem Prinzip des Empowerments, der Selbstbefähigung oder auch der Hilfe zur Selbsthilfe, um Hilfsbedürftigen in humanitären Notlagen nachhaltig die Möglichkeit zu bieten, der Armut zu entkommen und eine Existenzgrundlage zu schaffen. Mittels Existenzhilfe-Programmen in Form von Aus- und Weiterbildungen, Landwirtschaftsschulungen oder Mikrokrediten kann nachhaltige humanitäre Hilfe geboten werden ohne Abhängigkeiten zu schaffen.

95% Hilfe durch Sachspenden


Im Bürgerkriegsland Syrien leben laut einem Bericht (März 2015: Alienation and Violence, Impact of Syria Crisis Report 2014) der Vereinten Nationen 2014 bereits 80% der Menschen in Armut. Der Einsatz nachhaltiger humanitärer Hilfe gestaltet sich jedoch problematisch, zumal insbesondere in jenen Regionen mit größtem Bedarf nachhaltige Existenzhilfe-Programme aufgrund der aktuellen Sicherheitslage nicht umsetzbar sind.

So beschreibt die Newsplattform IRIN, dass etwa das Hilfsprogramm "Cash For Work" der Hilfsorganisation Solidarités International von Mai 2014 bis März 2015 ihre Projektregion auf ländliche Gebiete des Aleppo-Gouvernements beschränken musste, da die unsichere Lage in der Hauptstadt des Bezirks eine dortige Umsetzung des Programms nicht ermöglichte.

Die akute Notlage in den Konfliktregionen führt dazu, dass bis zu 95% der Hilfsgelder direkt in die Bereitstellung von Sachspenden fließen, erläutert der Nahrungsmittel- und Sicherheitskoordinator der FAO in Syrien im Gespräch mit einem Forschungsteam der London School of Economics (LSE) für eine Forschungsarbeit. Lebensmittelspenden ermöglichen schlicht eine raschere Hilfeleistung, als es landwirtschaftliche Schulungen tun, dann kommt noch die Gefahr hinzu, dass bewaffnete Gruppen den Ertrag der Felder an sich nehmen, erläutert der FAO-Koordinator weiter.

Existenzhilfe zur Schwächung der Kriegswirtschaft


6,6 Millionen Syrer sind innerhalb des Landes auf der Flucht, gar 13,5 Millionen sind laut Angaben der UN auf humanitäre Hilfe angewiesen. Dabei wäre nachhaltige Existenzhilfe nahezu essentiell, um die Kriegswirtschaft zu schwächen, gibt Rim Turkmani - Teil des Forschungsteams der LSE - in ihrer Forschungsarbeit zu bedenken, denn in oppositionsregierten Gebieten ist der Anschluss an bewaffnete Gruppierungen oft die einzige Möglichkeit ein Gehalt zu verdienen.

Neben der Sicherheitslage, die gerade in den bedürftigsten Regionen den Zugang erschwert, sind es auch die weiterhin stark unterfinanzierten Hilfsprogramme, im Jahr 2015 mit einem Defizit von 47% , die nach Abzug der Gelder für lebensnotwendige Soforthilfe nur wenig Spielraum zur Bereitstellung von nachhaltiger Existenzhilfe zulassen.

Nachhaltige Hilfsprojekte


Neben humanitärer Soforthilfe bieten zahlreiche österreichische NGOs auch nachhaltige Hilfsprojekte, wie etwa durch den Zugang zu Schul- und Berufsausbildung oder durch die Förderung der Landwirtschaft mittels mobiler Weizenmühlen.

Das Österreichische Rote Kreuz bietet im Zuge eines Projekts 80 syrischen Flüchtlingen in Armenien die Möglichkeit langfristig der Armut zu entkommen. Durch Ausbildung und die nötige Ausrüstung, um den Beruf auszuüben, wird den Familien die Grundlage zum Aufbau einer Existenz geboten. (Mehr)

Jugend eine Welt unterstützt die Vor- und Grundschule der Don Bosco Schwestern in Kartaba im Libanon, die von 110 Flüchtlingskindern aus ärmsten Verhältnissen besucht wird. (Mehr)

Caritas Österreich ermöglicht schulpflichtigen Kindern mittels Nachhilfeunterricht den versäumten Lernstoff nachzuholen. (Mehr)

Auch SOS-Kinderdorf ermöglicht syrischen Kindern den Schulbesuch. 16.000 Buben und Mädchen konnten bislang mit Schulbedarf und Lernutensilien ausgestattet werden. (Mehr)

Die Diakonie Katastrophenhilfe bietet weitreichende Unterstützung für Syrer außerhalb der Flüchtlingscamps, wobei der Fokus im Speziellen auf nachhaltige Unterstützung gelegt wird. (Mehr)

Ein besonders spezifisches Hilfsprojekt bietet Humanic Relief: Durch mobile Weizenmühlen kann bedürftigen Einwohnern Syriens besonders nachhaltig Hilfe zur Selbsthilfe geboten werden. (Mehr)