Skip to main content

Spenden im Zeitalter der Krisen

Die Spendenbereitschaft der Österreicher*innen war trotz multipler Krisen hoch. Vor allem die Ukraine-Nothilfe verzeichnete Rekorde.
Euromünzen liegen auf einem Tisch
Viele einzelne Hilfsgelder unter 200 Euro machen auch 2021 den größten Teil der Spendeneinnahmen aus. © Unsplash / Roma Wimmers
Die Corona-Pandemie ist noch nicht überstanden, eine Teuerungswelle nach der nächsten überrollt das Land, ein Krieg wütet in Europa und täglich treffen schockierende Nachrichten über die Klimakatastrophe ein. Wir befinden uns in einer Zeit geprägt von multiplen, schwerwiegenden Krisen. Doch trotz all der negativen Ereignisse bleibt die Solidarität von den in Österreich lebenden Menschen ungebrochen. Der Spendenbericht des Fundraising Verband Austria hält die Hilfsbereitschaft jährlich in Zahlen fest und verweist international auf Unterschiede. Neben einem großen Spendenaufkommen betont die Untersuchung auch 2022 die unersetzliche Mithilfe freiwilliger Mitarbeiter*innen in den verschiedensten Sektoren.

Rund 870 Millionen Euro wurden im Jahr 2021 gespendet und somit insgesamt 60 Millionen Euro mehr als im Vorjahr, lautet das überaus erfreuliche Ergebnis der Studie. 2022, so die Prognosen, rechne der FVA mit einem Spendenvolumen von rund 900 Millionen Euro. Prozentual gesehen engagieren sich 67 Prozent aller Österreicher*innen durch Spenden, im Schnitt mit 111 Euro pro Person. Der Großteil der Spenden komme weiterhin von privaten Personen, 85 Prozent aller Hilfsgelder entstammen kleineren Beträgen aus der Mittelschicht welche unter 200 Euro verbuchten. "Offensichtlich ist Spenden hierzulande noch vor allem Sache der unteren und mittleren Einkommensschichten", hält der Spenenbericht fest. Das beliebteste Unterstützungsthema ist wie auch in den Vorjahren Kinder, dicht gefolgt von Tieren. Einen signifikanten Anstieg konnte für Hilfsorganisationen im Bereich Umwelt festgehalten werden. Insgesamt 25 Prozent Mehreinnahmen fielen diesem Spendenzweck zugute.

Im Ranking der am meisten unterstützten NGOs zeichnet sich ein ähnliches Bild ab wie im Vorjahr: die Top drei Plätze werden weiterhin vom Österreichischen Roten Kreuz (88,48 Mio. Euro), Caritas Österreich (88,16 Mio. Euro) und SOS-Kinderdorf (49,91 Mio. Euro) besetzt. Auch Ärzte ohne Grenzen, St. Anna Kinderkrebsforschung, Greenpeace, Vier Pfoten und Licht ins Dunkel sind wieder am Anfang der Liste zu finden. Neu auf Platz 10 finden sich die Roten Nasen Clowndoctors mit einem Spendenvolumen von 13,43 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Dreikönigsaktion ihren Platz unter den Top 10 verloren, folgt aber auf Platz 11 mit 13,38 Millionen Euro an Einnahmen.

Spenden für Ukraine-Hilfe

Schon in den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass in Österreich lebende Menschen bei unvorhergesehenen Katastrophen - wie etwa dem verheerenden Tsunami 2004 oder die Flüchtlingsbewegung 2015 - eine hohe Spendenbereitschaft an den Tag legen. Auch 2022 wurde durch ein bestimmtes Ereignis geprägt: der Kriegseinfall von Russland in die Ukraine.
Mit dem seit Februar wütenden Angriff Russlands auf die Ukraine wurde das Jahr 2022 von einer humanitären Katastrophe ungeahnten Ausmaßes überschattet. In Österreich hat dies sofort nach Ausbruch des Krieges eine noch nie dagewesene Großzügigkeit ausgelöst. - FVA
Ukraine Frieden Zeichnung
Der Krieg in der Ukraine löste eine Solidaritätswelle aus. © Unsplash / Kedar Gadge
Die Solidarität der Österreicher*innen brachte Rekordspenden in der Höhe von 100 Millionen Euro ein. Allein in der Frühphase des Krieges konnten 10 Prozent  des jährlichen Spendenaufkommens gesammelt werden, so der Bericht. Dank der Hilfsgelder können Organisationen im In- und Ausland nachhaltige Unterstützung für Betroffene des Krieges leisten. Die Hilfsorganisationen unterstützen mit den Geldern Einwohner*innen der Ukraine durch etwa Lebensmittel- und Medikamentenlieferungen, in Österreich Ankommende erhalten psychologische sowie soziale Hilfe und Nachbarländer werden in der Logistik und Finanzierung von Projekten gestärkt. "Die große Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung zeigte sich nicht zuletzt auch bei den Freiwilligenprogrammen, beispielsweise als Helfer*innen in Ankunftszentren, als Übersetzer*innen oder bei der Betreuung unbegleiteter Jugendlicher", betont der FVA zudem. Auch im Bereich Sachspenden wurde eine Solidaritätswelle verzeichnet.

Freiwilligenarbeit & Sachspenden

Decken, Kleidung, Haushaltsgeräte - der Bedarf an Sachspenden für armutsbetroffene Menschen ist sehr vielseitig. Im Jahr 2021 spendeten in insgesamt 3,3 Millionen in Österreich lebende Personen Gegenstände im Wert von mindestens 45 Millionen Euro, so der Bericht. Der größte Teil der Gebenden hilft mit Kleiderspenden aus. Offensichtlich wurde die Hilfsbereitschaft in diesem Bereich auch während der ersten Monate des Ausnahmezustands in der Ukraine. Die sammelnden Organisationen erhielten so viele Spenden, dass eigene Räumlichkeiten für die Aufbewahrung erforderlich und Spender*innen gebeten wurden vor der Abgabe den Bedarf zu erfragen. Vor allem haltbare Lebensmittel, warme Kleidung und Medikamente wurden gebraucht, um die geflüchtete Bevölkerung zu unterstützen. Die Sortiertätigkeiten und die Logistik konnte oftmals nur durch freiwillige Mitarbeiter*innen gestemmt werden.

In Österreich engagiert sich fast die Hälfte der Bevölkerung ehrenamtlich. "Rund 15 Mio. Arbeitsstunden pro Woche leisten die Helfer*innen unbezahlt", so der FVA im Spendenbericht. Diese Zahl unterstreicht, wie wichtig das soziale und ehrenamtliche Engagement der Österreicher*innen ist. Dennoch, so Hilfsorganisationen, wird es von Jahr zu Jahr schwieriger Freiwillige anzuwerben und längerfristig zu binden. Ein Wandel beziehungsweise Umdenken, um das Engagement abzusichern, ist deshalb notwendig.

Downloads

NGO's zum Thema

Österreichisches Rotes Kreuz (ÖRK)
Österreichisches Rotes Kreuz

Österreichisches Rotes Kreuz (ÖRK)

"Aus Liebe zum Menschen." Seit 2009 kommuniziert das ÖRK mit diesem Slogan nach innen wie nach außen und bringt es damit gekonnt auf den Punkt.
Caritas
Caritas Österreich

Caritas

Die größte Hilfsorganisation der römisch-katholischen Kirche in Österreich.
SOS-Kinderdorf
SOS-Kinderdorf

SOS-Kinderdorf

Hermann Gmeiners Idee hat von Tirol aus die ganze Welt erobert.
Ärzte ohne Grenzen
Ärzte ohne Grenzen

Ärzte ohne Grenzen

Ärzte ohne Grenzen leistet in Ländern medizinische Nothilfe, in denen die Gesundheitsstrukturen zusammengebrochen sind.
Licht ins Dunkel
Licht ins Dunkel

Licht ins Dunkel

Mit den Spenden werden Sozial- und Behindertenprojekte in Österreich unterstützt.
St. Anna Kinderkrebsforschung
St. Anna Kinderkrebsforschung

St. Anna Kinderkrebsforschung

In Österreich erkranken jährlich rund 300 Kinder und Jugendliche an Krebs.
Rote Nasen Clowndoctors
ROTE NASEN Clowndoctors

Rote Nasen Clowndoctors

"Wir bringen Lachen ins Spital".
Dreikönigsaktion
Dreikönigsaktion

Dreikönigsaktion

Das Hilfswerk der Katholischen Jungschar.
Missio
Missio

Missio

Die päpstlichen Missionswerke sind seit 1922 in Österreich aktiv.