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Wenn neues Leben den Tod bringt

Fast 300.000 Frauen sterben jährlich aufgrund von Komplikationen während der Schwangerschaft oder Geburt. Viele der Todesfälle wären jedoch mithilfe von medizinischer Versorgung vermeidbar.
Ein Neugeborenes wird untersucht
Die Betreuung durch medizinisches Fachpersonal während der Schwangerschaft und Geburt rettet Leben. © unsplash / Christian Bowen
Alle zwei Minuten stirbt eine Frau an vermeidbaren Ursachen im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt. Pro Tag sind das in Summe etwa 808 Frauen, die aufgrund von Komplikationen während dieser Zeit und fehlender medizinischer Versorgung ihr Leben verlieren, so die UNFPA. Laut Defintion der WHO handelt es sich bei Müttersterblichkeit um den "Tod einer Frau während der Schwangerschaft oder 42 Tage nach Schwangerschaftsende, unabhängig von der Dauer der Schwangerschaft oder dem Ort, an dem sie stattfindet oder die Maßnahmen, die in Bezug auf sie getroffen wurden, jedoch nicht wenn die Todesfälle auf Zufälle oder Versagen zurückzuführen sind". Während einer Studie der Weltgesundheitsorganisation aus 2017 wurden weltweit insgesamt 295.000 Fälle von Müttersterblichkeit verzeichnet.
94% aller Fälle von Müttersterblichkeit ereignen sich in Ländern mit niedrigem und niedrigem mittlerem Einkommen.
- Weltgesundheitsorganisation
Als Gründe für die unzureichende medizinische Versorgung werden vorrangig Armut, sowie die Entfernung zum nächsten Krankenhaus angegeben. Die Frauen gebären ihre Kinder zuhause, ohne medizinische Begleitung. Werden von Spitälern abgewiesen weil sie sich die Aufnahme nicht leisten können oder können aufgrund finanzieller Not die Kosten für lebenswichtige Untersuchungen nicht bezahlen. Vor allem Afrika südlich der Sahara und Südasien sind von einer hohen Rate der Müttersterblichkeit betroffen. 86 Prozent, oder in Zahlen 254.000 Fälle, der geschätzten weltweiten Müttersterblichkeit 2017 ereigneten sich in diesen Regionen, so die WHO. Vergleichsweise wurden in Österreich 2017 zwei verstorbene Frauen verzeichnet.
Eine Schwangere Frau bei der Ultraschalluntersuchung
Armutsbetroffene Frauen können oft wichtige Voruntersuchungen nicht finanzieren. © pexels / Mart Production

Hintergründe und Schwierigkeiten

Schwere Blutungen und Infektionen, vor allem nach der Geburt, sowie Bluthochdruck während der Schwangerschaft und Komplikationen bei der Geburt sind neben unsicheren Abtreibungen die medizinischen Hauptgründe für Müttersterblichkeit. Der Großteil davon wäre eigentlich unkompliziert behandelbar, wenn rechtzeitig interveniert wird. "Die meisten Müttersterblichkeiten können verhindert werden, wenn die Geburten von qualifiziertem Gesundheitspersonal – Ärzten, Krankenschwestern oder Hebammen – begleitet werden, das regelmäßig überwacht wird, über die richtige Ausrüstung und Hilfsmittel verfügt und Frauen rechtzeitig an eine geburtshilfliche Notfallversorgung überweisen kann, wenn Komplikationen diagnostiziert werden", betont UNICEF ausdrücklich.

Demnach ist es besonders während der Geburt wichtig qualifiziertes Gesundheitspersonal vor Ort zu haben, da das Eingreifen der Ausgebildeten oft zwischen Leben und Tod der Mutter und / oder des Kindes entscheiden kann. Doch wie sollen sich Schwangere diese - in vielen Ländern kostenpflichtige - Hilfe leisten, wenn sie kaum Geld für die nächste Mahlzeit besitzen?
 
Neben Armut ist auch die kulturelle Überzeugung oder der Informationsmangel ein Grund, warum Frauen kein ausgebildetes Gesundheitspersonal während der Schwangerschaft und bei der Geburt zu Rate ziehen, hält die WHO fest. Oder die Gegebenheit, dass medizinisch ausgebildetes Personal vorhanden ist, aber die speziellen Aus- beziehungsweise Weiterbildungen fehlen, um beispielsweise bei Komplikationen eingreifen zu können.
 

Laut UNFPA sei die Müttersterblichkeit beziehungsweise Kindersterblichkeit seit dem Jahr 2000 durch den verbesserten und bezahlbaren Zugang zu medizinischer Hilfe stark gesunken. Waren es noch etwa 340 Fälle von Müttersterblichkeit pro 100.000 Geburten bis 2000, konnte die Zahl auf 211 Todesfälle reduziert werden. "Trotzdem stirbt immer noch alle elf Sekunden irgendwo auf der Welt eine schwangere Frau oder ein neugeborenes Baby", so UNICEF. Und aufgrund von Corona verschlimmert sich die Lage wieder.

Anstieg durch Corona

Neben den Schulschließungen und den Einschränkungen das soziale Leben betreffend, mussten auch viele Krankenhäuser den Betrieb zurückfahren. Nicht notwendige Operationen wurden verschoben, Besuche minimiert und Untersuchungen abgesagt, um die Flut an Corona-Patient*innen zu bewältigen. Im Mai dieses Jahres verwies CARE auf die Problematik von ausfallenden Untersuchungen, die infolge zu einem drastischen Anstieg von Müttersterblichkeit führen und den hart erkämpften Fortschritt zunichtemachen.
Daten aus Ländern wie Bangladesch, Nigeria und Südafrika weisen bei der Sterblichkeit von Müttern und Neugeborenen bereits einen Anstieg von bis zu 30 Prozent auf. - CARE Österreich
Neben der Überlastung der Krankenhäuser mit COVID-19-Erkrankten, sei auch die Angst vor einer Ansteckung groß. Medizinisches Personal verweigere aus Angst vor dem Virus und fehlender Schutzkleidung die Betreuung der werdenden Mütter. Lebenswichtige Voruntersuchungen und Behandlungen werden demnach nicht durchgeführt. "Es sind die indirekten Auswirkungen von COVID-19, die zu einer erhöhten Sterblichkeit von Frauen führen", betont CARE.
Mutter hält Hand des Neugeborenen
© unsplash / Aditya Romansa

Einsatz für sichere Schwangerschaften

Österreichische Hilfsorganisationen versuchen die Müttersterblichkeit weltweit durch Projektarbeit zu senken. Neben dem Ausbau der medizinischen Versorgung, liegen auch Aufklärungsarbeit und Ernährungssicherung im Fokus:

AMREF Health Africa
Die "fliegenden Ärzte" bilden Community Health Worker im Subsahara-Afrika aus, die in den Gemeinschaften leben und Patient*innen zu Hause behandeln und aufklären können. Zudem ist die Ausbildung von Hebammen ein Schwerpunkt des Vereins.
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Childrenplanet
Der oberösterreichische Verein ist im ländlichen Gebiet rund um Stung Treng in Kambodscha aktiv. Ein Hauptaugenmerk von Childrenplanet liegt in der Verbesserung der Gesundheitsversorgung, unter anderem auch in der Reduktion der Säuglings- und Müttersterblichkeit.
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World Vision
Die Hilfsorganisation setzt sich in Sierra Leone mit dem Projekt Fiama für die Ausbildung von Geburtshelfer*innen ein, um die Kinder- und Müttersterblichkeit zu senken. Neben der medizinischen Versorgung widmet sich das Projekt auch der Aufklärungsarbeit über Infektionskrankheiten.
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Aktion Regen
Der Verein bildet unter anderem in Sambia, Äthiopien und Kenia sogenannte Rain Worker aus, die mit leicht verständlichen Aufklärungstools wichtiges Wissen über etwa Verhütung, FGM und Schwangerschaft weitervermitteln.
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Missio
Im landesweiten Durchschnitt bekommen Frauen etwa fünf Kinder in Uganda. Die Hilfsorganisation unterstützt das Mirembre Medical Centres in Kampala bei der Versorgung von Frauen und Kindern. Neben einem Arzt kümmern sich zwei ausgebildete Hebammen um die Betreuung von etwa 50 Frauen pro Monat.
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Phase Austria
Der Verein führt seit 2016 ein Projekt in Mugu, West-Nepal, zur Verbesserung der Ernährungs- und Gesundheitssituation von Frauen und Kindern. Neben dem Ausbau der medizinischen Versorgung werden auch Bewusstseinsarbeit und Gesundheitserziehung durchgeführt.
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Caritas
Der Landesverband Vorarlberg möchte mit dem Ausbau der Mutter-Kind-Spezialklinik in Äthiopien die Frauen- und Kindergesundheit verbessern. "Die Müttersterblichkeit ist in Äthiopien nach wie vor besorgniserregend hoch. 353 von 100.000 Frauen sterben während der Entbindung", hält der Verein fest.
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Care Österreich
Ausreichende und gesunde Ernährung stärken sowohl Schwangere als auch stillende Mütter und deren Kinder. Im Tschad unterstützt CARE schwangere Frauen und Mütter u.a. durch kostenfreie medizinische Grundversorgung, Vorsorgeuntersuchungen und Betreuung bei akuten Unterernährungsfällen.
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NGO's zum Thema

AMREF Austria
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Die Ärzte von AMREF fliegen zu entlegenen Busch-Spitälern in Ostafrika.
Childrenplanet
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Der Verein aus Oberösterreich hilft Kindern in Kambodscha.
World Vision Österreich
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Weltweit unterstützt die christliche Hilfsorganisation über 3,2 Millionen Patenkinder.
Phase Austria
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Der Verein finanziert Projekte im ländlichen Nepal.
Caritas
Caritas Österreich

Caritas

Der Kernauftrag der Caritas ist es, Not zu sehen und zu handeln. Und für jene Menschen einzutreten, die keine Stimme haben. Das bedeutet, menschliches Leben von Anfang bis Ende, zu achten und zu schützen und Menschen in Notlagen zu helfen, ungeachtet ihrer Herkunft, ihrer Religion oder ihres Geschlechts.
Missio
Missio

Missio

Die päpstlichen Missionswerke sind seit 1922 in Österreich aktiv.
CARE Österreich
Care Österreich

CARE Österreich

Die internationale NGO wurde in Österreich durch die in der Nachkriegszeit versandten CARE-Pakete bekannt.