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Reis als Existenzgrundlage in Myanmar

Immer kleiner werdende Ackerflächen führen dazu, dass für Kleinbauernfamilien eine Selbstversorung mit Reis kaum mehr möglich ist.
"Im Reiskorn liegt der Anfang, die Wahrheit und das Leben." Dieser Spruch offenbart die ans Religiöse grenzende Verehrung der Menschen in Myanmar für ihr Grundnahrungsmittel und seine überragende Bedeutung.

Kayah-State ist der kleinste und unzugänglichste Bundesstaat von Burma. Es ist ein bergiges und waldiges Gebiet an der Grenze zu Thailand, das hauptsächlich von verschiedenen Gruppen des Volkes der Karen bewohnt wird, die dem Bundesstaat seinen Namen gaben. Dass von hier aus viele Familien nach Thailand flüchteten, dass von dort Widerstandskämpfer zurückkamen, dass sich im Grenzgebiet eines der berüchtigtsten Drogenanbaugebiete befindet, dass viele der Karen Katholiken sind und so nicht dem Bild des klassischen buddhistischen Burmesen entsprechen, führte dazu, dass Kayah-State zu einem der am meisten unter der bis 2011 herrschenden Militärdiktatur leidenden Gebiete gehörte.

Den kleinbäuerlichen Familien im Kayah-State stehen durchschnittlich nur eineinhalb Hektar Land für den Ackerbau zur Verfügung. Während der Militärdiktatur wurden große Flächen des Landes für Damm- und Forstprojekte beschlagnahmt, und einige Landstriche sind so sehr vermint, dass ein Betreten lebensgefährlich ist. Die Reduzierung des Ackerlandes und die wachsende Bevölkerung führen dazu, dass den Familien eine Selbstversorgung mit Reis kaum mehr möglich ist. Jedes dritte Kind ist unterernährt, die Sterblichkeitsrate bedenklich hoch.

Mit unterschiedlichen Ansätzen sollen 350 Kleinbauern und -bäuerinnen in elf Dörfern die Fertigkeiten und das Wissen erwerben, wie sie auch auf einem kleinen Stück Land eine ausreichende Ernte für ihre Familien erzielen können. Um die Erträge der kleinen Felder zu erhöhen, nehmen die Familien vorerst einmal an Schulungen zu ökologischem Anbau teil, in denen theoretisches Wissen vermittelt wird. Hand in Hand gehen diese Seminare mit der praktischen Umsetzung des Erlernten: Vorbereitung des Ackers, Viehhaltung und Kleintierzucht sowie Herstellung organischen Düngers durch Tierkompost.

Damit die Familien nicht alleine von der Reisernte abhängig sind, lernen sie auch den kleinsten Platz bestmöglich zu nutzen. So legen sie Hausgärten an, pflanzen allerlei Arten von Gemüse und Hülsenfrüchten und richten ein Depot für Saatgut ein.
 

Startkapital

Schließlich erhalten die Familien eine Starthilfe, die es ihnen ermöglicht, die neu erworbenen Kenntnisse umzusetzen.

Kühe und Schweine: Jedes zweite Kalb und einer der Frischlinge werden an weitere Familien im Dorf abgegeben, so dass mit der Zeit alle Familien Tiere besitzen.

Landwirtschaftliche Geräte: Zum Beispiel kleine Reismühlen und Jätwerkzeuge.

Lokales Saatgut: Diverse Reis- und Gemüsesorten, verschiedenste Hülsenfrüchte, Kürbisarten, Mais, Erdnüsse, Betelnüsse, Kaffee, Limonen und vieles mehr.

Bauarbeiten: Verkehrswege wie Straßen und Brücken der Dörfer werden wieder instand gesetzt. Die Starthilfe wird von eigens organisierten Gruppen in jedem Dorf verwaltet und zum weiteren Nutzen auch an diese zurückbezahlt.

Der Entwicklungshilfeklub wurde eingeladen, sich an dem neuen landwirtschaftlichen Programm zu beteiligen. Für Schulungen, individuelle Betreuung und ein Startkapital werden für eine Familie für drei Jahre 243,– Euro (1 Mikro) bzw. für ein halbes Jahr 41,– Euro (1 Anteilstein) erbeten.