Begonnen hat alles mit dem Zusammenschluss engagierter Einzelpersonen. Aus einer anfänglichen Nachbarschaftsinitiative entwickelte sich die Idee einer "Allianz der Generationen" schnell zu dem interkulturellen Projekt des Vereins "NL40" (Neulerchenfelder Straße 40).
"Daraus ist ein großes, schönes Projekt entstanden, an drei verschiedenen Standorten – jetzt in Krems, in Amstetten und hier in Wien. Und aus vier Lernpaaren sind heute über 80 Kinder und über 100 Freiwillige geworden, die sich gegenseitig unterstützen", erzählt die engagierte Ko-Projektleiterin Sonja Rappold.
Christin und Sonja sind als Ko-Projektleiterinnen des OMA/OPA-Projekts für die Finanzierung, Koordinierung und Freiwilligenbetreuung zuständig. © spendeninfo.at / Thomas Kronberger
Lernhilfe, nicht Nachhilfe
Das Konzept ist simpel. Aus einem Kind und einzelnen Senior*innen wird ein Lernpärchen gebildet. Gemeinsames Lernen, Hausaufgaben bewältigen, aber auch Spiele und Gespräche stehen an der Tagesordnung. Unterstützt werden sie von einem professionellen Projektteam. Auf der einen Seite profitieren die Kinder von der Hilfestellung, der für sie individuell ausgewählten Bezugsperson. Auf der anderen Seite finden Senior*innen eine sinnvolle und erfüllende Beschäftigung und führen ihren persönlichen Lernprozess weiter. Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. Dabei steht keinesfalls strikte Nachhilfe im Fokus des Projekts, sondern der Beziehungsaufbau zwischen den Teilnehmer*innen. Ein vertrauensvoller Umgang zwischen Schüler*innen und Lernhelfer*innen und die intensive und wertschätzende Eins-zu-eins-Zuwendung wirken nachhaltig. Sowohl auf schulische Erfolge, als auch auf das individuelle Befinden der Kinder. "Es ist eine Mischung aus Spiel, Arbeit, sich gern haben und vor allem Geduld", unterstreicht Rappold. Daher sind alle Freiwilligen willkommen, ganz egal ob sie den Schulstoff der jeweiligen Klassen beherrschen oder nicht. Es geht darum, gemeinsam einen Lösungsweg für Problemstellungen zu finden, kontinuierlich miteinander zu arbeiten und nicht die schulischen Defizite, sondern die Erfolgserlebnisse hervorzuheben. Die Kinder kommen vorwiegend aus sozial benachteiligten Familien, haben Flüchtlings- und Migrationshintergrund oder auch alleinerziehende Eltern, die sich teils aus Sprachschwierigkeiten, teils aufgrund der beruflichen Situation nicht optimal um die schulischen Angelegenheiten kümmern können. Um die beste Unterstützung bieten zu können, ist sowohl ein Austausch mit den Eltern relevant, als auch pädagogische Schulungen und Weiterbildungen für die Lernhelfer*innen.
Gemeinsam versuchen die Lernhelferin Brigitte und ihr Schützling Basima für jede Hausaufgabe einen Lösungsweg zu erarbeiten. © spendeninfo.at / Thomas Kronberger
Fokus auf Erfolge
Angefangen bei den Hausaufgaben, bis zu Turneinheiten in den Pausen. Den Hula-Hoop-Reifen für ein paar Mal um die Hüfte kreisen lassen oder eine schöne Zeichnung auf die Tafel malen, werden genauso positiv anerkannt, wie eine mathematische Aufgabe zu lösen. Ein Miteinander, das eine durchwegs positive Atmosphäre schafft. Und dies zugunsten der Entwicklung der Kinder und des Engagements der Senior*innen. Und die Warteliste ist lang. Durch die Zusammenarbeit mit Volksschulen und den guten Ergebnissen des Projekts melden sich immer mehr Kinder für eine Lernpartnerschaft an. Deshalb sei man stets auf neue Freiwillige angewiesen, um der Nachfrage gerecht werden zu können. Ob jung, ob alt. Ein- bis zweimal wöchentlich für etwa zwei Stunden genügen, um an dem Projekt teilnehmen zu können. Ein unverbindlicher Anruf und schon können in einem anschließenden persönlichen Gespräch mit Sonja Rappold die wichtigsten Fragen abgeklärt und der Verein erstmals kennengelernt werden. Unbürokratisch und einladend. Wie auch das gesamte OMA/OPA-Projekt. Zudem sei man trotz öffentlicher Förderungen auf Spenden angewiesen. Jeder noch so kleine Betrag ist gern gesehen. Denn für die zusätzliche gesunde Jause für die Kinder, Mütterrunden – in denen die Mütter der Kinder mit den Lernhelfer*innen zusammengebracht werden – oder Ausflüge ins Museum, sei man dringend auf private Hilfsgelder angewiesen. "Und wir hätten noch viele Ideen, sozusagen im Hintergrund, die wir gerne umsetzen würden", betont die Ko-Projektleiterin mit einem Lächeln.