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Eine kunterbunte Singgruppe

Das Freizeitprogramm der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs ist umfangreich. Durch das Engagement der sehbeeinträchtigten Mitglieder erweitern sich die Angebote laufend.
Projekt des Monats: Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs © spendeninfo.at / Lisa Hummel & Monika Knasmillner
Sprechende Uhren, ein intelligenter Schuh oder übergroße Spielkarten. Was beim erstmaligen Hören wie Gegenstände aus einem Fantasiefilm klingt, ist für blinde und sehbehinderte Menschen eine wichtige Hilfestellung für das tägliche, selbstständige Leben. Die Auswahl ist vielfältig, wie auch die persönlichen Ansprüche. Deswegen berät die Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs betroffene Personen seit dem Jahr 1935 ganz individuell in Bezug auf Hilfsmittel sowie bürokratische Belange. Ist für die Mitglieder einfach da. Und das kostenlos, rein über Spenden finanziert.

Konkret bedeutet dies, dass Menschen, die durch einen Augenarztbesuch erfahren haben, dass sie im Begriff sind zu erblinden oder eine hochgradige Sehbehinderung zu haben, die Hilfsgemeinschaft im 20ten Wiener Gemeindebezirk aufsuchen können. Das Gebäude in der Jägerstraße ist auf die Bedürfnisse der Klient*innen angepasst. Brailleschrift, ein sprechender Aufzug und speziell angepasstes Licht bieten  Barrierefreiheit, gut geschulte Mitarbeiter*innen helfen so gut wie möglich bei allen Anliegen.
"Wir können nicht heilen, aber wir können viel dazu beitragen, dass der Alltag mit hochgradiger Sehbehinderung leichter wird." – Helga Bachleitner, Leitung Kommunikation der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs
"Für Menschen mit Sehbehinderung ist oft, vor allem wenn die Sehbehinderung im höheren Alter auftritt, in diesem ersten Moment der Schock so groß, dass das Leben nicht mehr so weitergeht wie bisher", erzählt Helga Bachleitner, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins. Mithilfe der Angebote möchte die Organisation den Menschen Hoffnung und Zuversicht geben. Ihnen zeigen, dass das Leben weitergeht und es eine Vielzahl von Möglichkeiten und Hilfestellungen gibt, um selbstständig zu bleiben und mit der Sehbehinderung weiterleben zu können. Und neben Informationen zu Pflegegeld und staatlicher Unterstützung, hebt Helga Bachleitner hervor, sind auch Freizeitangebote enorm wichtig. Denn neben den alltäglichen Hindernissen, mit denen blinde oder sehbeeinträchtigte Menschen konfrontiert werden, ist es auch wichtig Hobbys nachgehen zu können und sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. 
Mitglieder der Singgruppe "Kunterbunt" singen zusammen im Sesselkreis.
"Wenn jemand mit Herzblut und Feuer dabei ist, dann wächst das einfach", beschreibt Helga Bachleitner den Einsatz der Singgruppenleiterin Gabi. © spendeninfo.at / Lisa Hummel

Mit Herzblut und Feuer

Theaterspielen, wandern, eine neue Sprache lernen, Darts spielen, singen. Die Angebote der Hilfsgemeinschaft erstrecken sich über unterschiedlichste Bereiche der Freizeitbeschäftigung, und entwickeln sich immer weiter. Denn viele dieser Kurse und Gruppen werden von betroffenen Personen selbst initiiert und geleitet. Sehbeeinträchtigte Menschen finden dabei eine neue Aufgabe, können ihre Talente einbringen. "Es hat eben diesen Doppelnutzen, dass jemand mit Sehbehinderung, der vielleicht hierherkommt, weil er sich denkt 'Ich kann nichts mehr, mein Leben ist mehr oder weniger zu Ende', dann rausgeht und erstens erfährt, es gibt auch andere denen es so geht, und andererseits, ich kann auch was tun", so die erfahrene Kommunikationsleiterin im Gespräch.
 
Und so entstand auch die Singgruppe "Kunterbunt". Namensgeberin Gabi, eine herzliche und sehr fröhliche Dame, kam einst aufgrund ihrer verschlechternden Sehkräfte selbst zur Hilfsgemeinschaft, um Unterstützung zu erhalten. Nach einer ersten Phase der Gewöhnung wollte sie sich aktiv einbringen. Angefangen als einfaches Mitglied einer damals überschaubaren Gesangsgruppe, übernahm Gabi kurzer Hand selbst die Leitung, brachte "mit ihrer Energie und ihrer Freude und ihren Kontakten diese Gruppe zum Wachsen", hält Bachleitner lächelnd fest. "Und die Gruppe ist einfach immer größer geworden, wie das oft so ist, wenn jemand mit Herzblut und Feuer dabei ist, dann wächst das einfach."

Und der Name der Singgruppe ist Programm. Sehbehinderte Menschen als auch sehende, Laiensänger und leidenschaftliche Gitarrenspieler. Gemeinsam proben sie regelmäßig, treten bei Feiern wie etwa zu Weihnachten oder im Sommer auf. Lernen Texte, trauen sich auf die Bühne und kommunizieren trotz Barrieren unbeschwerlich miteinander. Man hört und sieht ihnen die Freude an. Beim liebevollen Miteinander, wenn gemeinsam gejausnet wird oder die Plätze für die Gesangsprobe eingenommen werden. Die Sänger*innen und Musikant*innen leben förmlich auf in der Gemeinschaft. "Und das zu sehen, das ist bereichernd und das macht auch meinen Job besonders", betont Helga Bachleitner.

"Projekt des Monats" - Zahlen & Fakten

Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs
  • 1935 Gründung der "Hilfsgemeinschaft der später Erblindeten Österreichs" aufgrund der "katastrophalen Lebensbedingugen von blinden Männern und Frauen in Österreich"
  • Namensänderung 1970 zur Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs
  • 2005 Eröffnung des Betreuungszentrums Jägerstraße
  • 2009 Gründung der integrativen Freizeitplattform (Sport & Spaß) auf Initiative junger Mitglieder, später z.B. auch Singgruppe "Kunterbunt"
  • 4.600 ordentliche Mitglieder in ganz Österreich, d.h. Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit
  • Kostenlose Beratung und Freizeitangebote für Mitglieder
  • Gesamte Arbeit spendenfinanziert
  • Unterstützungsbedarf: Geld- und Zeitspenden

Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs (Spenden steuerlich absetzbar)
AT56 6000 0000 0767 0000