"Lachen macht gesund" , das besagt eine alte Volksweisheit. Die dabei ausgeschütteten Endorphine würden sich positiv auf Körper und Psyche auswirken. Zumindest kurzzeitig ließe es Schmerz und Kummer vergessen. Im besten Fall treibe es gar die Genesung voran, so heißt es.
Diese so einfach klingende Rechnung macht sich die Clowntherapie seit nunmehr 30 Jahren zunutze. "Der Sinn ist einfach, dass Leute, Clowns in diese Institutionen kommen, wo es doch um ernsthafte Dinge geht, im Endeffekt oft auch um Leben und Tod, und dort atmosphärisch eine andere Note hineinbringen", fasst es der erfahrene Clowndoktor Hubertus Zorell zusammen.
Hubertus Zorell und seine Ehefrau Verena Vondrak-Zorell sind verantwortlich für die künstlerische Leitung der
CliniClowns . Im Interview erzählen sie über das Clown-Sein "aus vollstem Herzen" und darüber, mit welchen Mitteln sie Menschen zum Lachen bringen.
Verena Vondrak-Zorell und Hubertus Zorell, künstlerische Leitung der CliniClowns Österreich bzw. Oberösterreich, sind Clowndoktoren von ganzem Herzen. © spendeninfo.at / Elisa Heißenberger
Von Pädiatrie bis Geriatrie
Die wohl bekannteste Form der Clowntherapie ist jene in pädiatrischen Einrichtungen. Während die Kinder von quirligen Clowns in weißen Kitteln zum Lachen gebracht werden, sollen sie zumindest für kurze Zeit den Grund für ihren Spitalsaufenthalt vergessen. Für die Clowndoktoren spielt ihre Erkrankung keine Rolle, denn die Kleinen wollen schließlich behandelt werden, wie gesunde Kinder auch. Das weiß Vondrak-Zorell, die als gelernte Grundschullehrerin und Puppenspieltherapeutin seit über 25 Jahren im Bereich Kinder- und Clowntheater tätig ist.
Der Therapieansatz wirkt sich aber nicht nur direkt auf die Kinder aus, auch auf ihre Angehörigen haben es die Clowns abgesehen. "Für die Kinder im Spital ist es oft sehr sehr wichtig zu sehen, was mit den Besuchern – den Eltern, den Freunden, der Familie – passiert. Wenn die Eltern dann lachen, bedeutet das für die Kinder auch eine große Entlastung", wie Zorell, als Regisseur und Schauspieler vorwiegend im Erzähl- und Clowntheater tätig, den vielseitigen therapeutischen Nutzen der Clowntherapie erklärt. Was zudem nur wenige wissen: neben Pädiatrien besuchen die Clowns auch Erwachsene etwa an onkologischen Stationen oder Senior*innen in geriatrischen Einrichtungen. Dabei sei die Kontaktaufnahme bei Älteren eine andere Herausforderung, so Vondrak-Zorell. Die Clownsnase helfe hierbei: "Da gibt’s keine Hürden und keine Barrieren – man ist sehr offen, man ist vorurteilsfrei, man ist großzügig, und man tritt relativ schnell in Kontakt."
"Da gibt’s keine Hürden und keine Barrieren – man ist sehr offen, man ist vorurteilsfrei, man ist großzügig, und man tritt relativ schnell in Kontakt." - Verena Vondrak-Zorell über die Clownfigur. © spendeninfo.at / Elisa Heißenberger
Die Rolle der Clownsnase
Wenn sie die rote Schaumstoffnase dann erstmal aufgesetzt hat, gibt es nur noch ein Ziel: die Menschen zum Lachen bringen. Da sei ihr "fast jedes Mittel recht", verrät die erfahrene Clownin, im weißen Kittel auch "Dr. Tupfen-Topfen" genannt. Aber wie erwartet, gäbe es dafür kein Geheimrezept. Bei älteren Menschen würde man etwa mehr auf Musik setzen – die bekannten Melodien würden bei vielen Senior*innen eine gewisse Wachheit herbeiführen. Für Kinder hingegen sei die Naivität und Tollpatschigkeit der Clowns besonders anziehend. Was es jedenfalls benötige, ist ein gehöriges Maß an Feinfühligkeit und Empathie. Man müsse die Clownvisite stets an die individuelle Situation und tagesaktuelle Stimmung anpassen, betont Verena Vondrak-Zorell und spricht damit eine besondere Herausforderung an. So ein Clown kann freilich nicht jeder werden, und nicht jeder Clown kann Clowndoktor sein. Im Rahmen regelmäßiger "Clownitions" werden letztlich passende Charaktere ausgewählt. Manchmal erkennen die Anwärter*innen später selbst, dass sie nicht für den Job geeignet sind, wie Hubertus Zorell offenlegt, manchmal passen sie auch einfach nicht ins Team.
Der berufliche Alltag mit zum Teil schwer kranken Menschen kann einem schließlich viel abverlangen. Auch dahingehend erfülle die Verkleidung eine besondere Funktion, beschreibt Vondrak-Zorell: "Wenn ich dann nach Hause fahre mit dem Fahrrad als Verena, denke ich über viele Dinge nach. Aber als Clown bin ich so froh, dass ich diese Clownfigur habe, weil ich den Kindern, die schwer krank sind, auf einer ganz unbeschwerten Ebene begegnen kann. Und das ist super, das ist eine ganz tolle Sache. Da schalte ich alles aus und sag mir 'Jetzt hab' ma an Spaß'."
"Projekt des Monats" - Zahlen & Fakten
CliniClowns Austria - Verein zur Betreuung kranker Menschen durch Clowns
1991 Gründung des europaweit ersten Vereins für Clowntherapie, Idee aus den USA 09/91 erste Clownvisite Europas im Wiener AKH 1994 erstmals werden auch Erwachsene von den CliniClowns besucht 1997 auch Senior*innen profitierern von nun an von der Clowntherapie 55 Spitäler und Geriatriezentren in Wien, NÖ, OÖ und Vbg werden heute regelmäßig besucht 76 Clowns führen rund 1.650 Visiten im Jahr durch Finanzierung erfolgt durch Mitgliedsbeiträge, Sponsoring, Subventionen und Spenden (Abdeckung der Clown-Gehälter) Verein CliniClowns Austria (Spenden steuerlich absetzbar)
AT33 2011 1829 8315 9100