Durch die Maschen des Sozialnetzes gefallen
Im Rahmen des Projekts AmberMed bietet die Diakonie in Kooperation mit dem Roten Kreuz medizinische Versorgung und Sozialberatung für Menschen, die nicht versichert sind.
Das österreichische Sozialsystem verfügt grundsätzlich über einen guten Ruf. Jede Person, die Hilfe sucht, würde diese auch erhalten, niemand durch das sogenannte Netz fallen, so die gängige Annahme. Dennoch sind laut Armutskonferenz rund 100.000 Menschen in Österreich nicht krankenversichert. Medizinische Versorgungsleistungen werden für diese Personen nicht von österreichischen Sozialversicherungsträgern übernommen; Ärztehonorare, Spitalsaufenthalte inklusive teurer diagnostischer Verfahren wie MRT und CT müssen privat getragen werden.
Die Betroffenen haben dabei viele Gesichter: es sind junge Studierende, die vergessen, sich nach der Matura bei ihren Eltern mitzuversichern; Menschen, die durch Scheidung ihren Versicherungsanspruch verlieren; Migrant*innen, die in Österreich illegal einer Beschäftigung nachgehen; Flüchtlinge, die aus der Grundversorgung fallen; geringfügig Beschäftigte, die sich den Versicherungsbeitrag schlicht nicht leisten können.
Zudem nehme nur rund die Hälfte jener Haushalte, die ein Anrecht auf Sozialhilfe und damit gesetzliche Krankenversicherung hätten, diese auch in Anspruch. Häufig seien Scham und mangelhafte Information die Hauptindikatoren, wie eine Erhebung des europäischen Zentrums für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung im Jahr 2003 ergab.
Die Betroffenen haben dabei viele Gesichter: es sind junge Studierende, die vergessen, sich nach der Matura bei ihren Eltern mitzuversichern; Menschen, die durch Scheidung ihren Versicherungsanspruch verlieren; Migrant*innen, die in Österreich illegal einer Beschäftigung nachgehen; Flüchtlinge, die aus der Grundversorgung fallen; geringfügig Beschäftigte, die sich den Versicherungsbeitrag schlicht nicht leisten können.
Zudem nehme nur rund die Hälfte jener Haushalte, die ein Anrecht auf Sozialhilfe und damit gesetzliche Krankenversicherung hätten, diese auch in Anspruch. Häufig seien Scham und mangelhafte Information die Hauptindikatoren, wie eine Erhebung des europäischen Zentrums für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung im Jahr 2003 ergab.
Medizinische Behandlung ohne Krankenversicherung
Wohin nun, ohne e-card? Diese Frage muss sich rund 1% der österreichischen Bevölkerung im Krankheitsfall stellen. Eine häufig bekannte Anlaufstelle für Nichtversicherte ist seit jeher das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien Leopoldstadt, wo auch Menschen ohne Krankenversicherung operiert werden. Auch das Neunerhaus und der Louisebus der Caritas Wien bieten Personen ohne Versicherungsschutz medizinische Versorgung, vorwiegend richtet sich dieses Angebot an Obdachlose bzw. an Bewohner*innen von Wohnungsloseneinrichtungen.
Eine weitere, besonders niederschwellige Einrichtung dieser Art ist das Kooperationsprojekt zwischen Diakonie Flüchtlingsdienst und Österreichischem Roten Kreuz: Die "ambulant-medizinische Versorgung, soziale Beratung und Medikamentenhilfe für Menschen ohne Versicherungsschutz", kurz AmberMed, leistet seit 13 Jahren Unterstützung für Menschen aus allen Gesellschaftsschichten. So werden Studierende genauso anonym und kostenfrei medizinisch versorgt und beraten, wie Asylwerbende.
Seit der Gründung hat sich die Anzahl der Patient*innen von AmberMed indes beinahe verzehnfacht. Während es 2004, als das Projekt ins Leben gerufen wurde, rund 370 Menschen waren, wurden im Jahr 2016 bereits mehr als 3.500 Patient*innen versorgt. Und auch die Klientel an sich hat sich verändert: Zuerst ging es dabei überwiegend um die medizinische Versorgung nichtversicherter Asylwerbender, heute werden vielfach auch Österreicher*innen mit und ohne Migrationshintergrund behandelt.
Eine weitere, besonders niederschwellige Einrichtung dieser Art ist das Kooperationsprojekt zwischen Diakonie Flüchtlingsdienst und Österreichischem Roten Kreuz: Die "ambulant-medizinische Versorgung, soziale Beratung und Medikamentenhilfe für Menschen ohne Versicherungsschutz", kurz AmberMed, leistet seit 13 Jahren Unterstützung für Menschen aus allen Gesellschaftsschichten. So werden Studierende genauso anonym und kostenfrei medizinisch versorgt und beraten, wie Asylwerbende.
Seit der Gründung hat sich die Anzahl der Patient*innen von AmberMed indes beinahe verzehnfacht. Während es 2004, als das Projekt ins Leben gerufen wurde, rund 370 Menschen waren, wurden im Jahr 2016 bereits mehr als 3.500 Patient*innen versorgt. Und auch die Klientel an sich hat sich verändert: Zuerst ging es dabei überwiegend um die medizinische Versorgung nichtversicherter Asylwerbender, heute werden vielfach auch Österreicher*innen mit und ohne Migrationshintergrund behandelt.
"Sehr sehr große Dankbarkeit"
AmberMed verfügt über ein Kernteam von neun Vollzeit- und geringfügig Beschäftigten. Mehrheitlich jedoch wird das Hilfsangebot von Ehrenamtlichen getragen: Allgemein- und Fachärzt*innen, Assistent*innen, Therapeut*innen, Dolmetscher*innen – ohne sie wäre die tägliche Arbeit der Einrichtung mit Sitz im ÖRK-Katastrophenhilfezentrum in Wien-Liesing nicht möglich. Während sich die Helferinnen und Helfer täglich neuen Herausforderungen stellen, ist es nicht zuletzt die "sehr sehr große Dankbarkeit" der Menschen, die die Arbeit bezahlt macht, wie Monika Matal, Gynäkologin und ehrenamtliche ärztliche Leiterin bei AmberMed, festhält.
Neben der medizinischen Grundversorgung gehe es vor allem auch um nachhaltige Hilfe, beispielsweise bei der (Wieder-)Erlangung einer Krankenversicherung, führt Matal fort. Dies ist Teil der Sozialberatung AmberMeds, die laufend auch durch spezifische Projekte wie aktuell etwa "Jugend & Amber" ergänzt wird. Zielgruppe sind in diesem Fall "junge Asylwerber*innen, vorwiegend in Flüchtlingsquartieren untergebracht", erzählt Einrichtungsleiterin Carina Spak weiter: "in je zehn Gruppenworkshops und unter der Leitung von Psychotherapeuten werden Themen wie Identitätsfindung, die eigene Sexualität, Umgang mit dem anderen Geschlecht oder Bewältigungsstrategien behandelt."
Trotz öffentlicher Förderungen ist das Projekt dringend auf Geldspenden angewiesen, wie Spak abschließend betont: "AmberMed ist circa zur Hälfte durch öffentliche Gelder ausfinanziert, der Rest muss über Spenden finanziert werden". Monetäre aber auch Zeit- und Sachspenden gewährleisten so die tägliche Versorgung jener Menschen, die eben doch durch die Maschen des österreichischen Sozialsystems fallen.
Neben der medizinischen Grundversorgung gehe es vor allem auch um nachhaltige Hilfe, beispielsweise bei der (Wieder-)Erlangung einer Krankenversicherung, führt Matal fort. Dies ist Teil der Sozialberatung AmberMeds, die laufend auch durch spezifische Projekte wie aktuell etwa "Jugend & Amber" ergänzt wird. Zielgruppe sind in diesem Fall "junge Asylwerber*innen, vorwiegend in Flüchtlingsquartieren untergebracht", erzählt Einrichtungsleiterin Carina Spak weiter: "in je zehn Gruppenworkshops und unter der Leitung von Psychotherapeuten werden Themen wie Identitätsfindung, die eigene Sexualität, Umgang mit dem anderen Geschlecht oder Bewältigungsstrategien behandelt."
Trotz öffentlicher Förderungen ist das Projekt dringend auf Geldspenden angewiesen, wie Spak abschließend betont: "AmberMed ist circa zur Hälfte durch öffentliche Gelder ausfinanziert, der Rest muss über Spenden finanziert werden". Monetäre aber auch Zeit- und Sachspenden gewährleisten so die tägliche Versorgung jener Menschen, die eben doch durch die Maschen des österreichischen Sozialsystems fallen.
"Projekt des Monats" - Zahlen & Fakten
- AmberMed steht für ambulant-medizinische Versorgung, soziale Beratung und Medikamentenhilfe für Menschen ohne Versicherungsschutz
- 2004 als Projekt des Diakonie Flüchtlingsdienstes entstanden (damals: Amber)
- Seit 2006 in Kooperation mit dem Österreichischen Roten Kreuz (seither: AmberMed)
- 4 hauptamtliche Vollzeitbeschäftigte, 5 hauptamtliche geringfügig Beschäftigte
- Über 80 Ehrenamtliche, mehr als 6.400 Arbeitsstunden
- Mehr als 3.500 Patient*innen aus 92 Nationen, knapp 9.000 Patient*innenkontakte
- Personal und Koordination durch den Diakonie Flüchtlingsdienst
- Räumlichkeiten und Medikamente über das Österreichische Rote Kreuz
- Kofinanziert durch WGKK, FSW, BMGF
- Zur Hälfte finanziert durch Spenden
- Auch um Sachspenden (originalverpackte Medikamente, Heilmittel, etc.) und Zeitspenden (von Ärzt*innen – auch als Kooperationspartner*in über die eigene Praxis – aber auch von Personen ohne medizinische Vorkenntnisse) wird gebeten