"Wir wollen die Leute aus ihrer Isolation herausholen und wir wollen ihnen ein angenehmes Ambiente bieten." - Margit Johannik, Leiterin des Sozialzentrums Säulengasse Seit rund 15 Jahren hat das
ADRA Sozialzentrum in der Säulengasse, Ecke Währinger Gürtel seinen Standort. Zentral, gut sicht- und erreichbar konzentrierten sich die Hilfeleistungen in den letzten Jahren vor allem auf die Unterstützung von Obdachlosen und finanziell schwächeren Personen. Regelmäßige Essensausgaben, die Bereitstellung von Lebensmittelpaketen und auch Kleiderspenden stellten bislang die Hauptaufgaben des Zentrums dar. Mit der Leitungsübernahme durch Margit Johannik änderte beziehungsweise erweiterte sich das Angebot seit November 2018 stetig. Neben den bekannten Leistungen für armutsbetroffene Menschen, öffne sie das Haus auch für viele andere Aktivitäten. "Wir haben einen Fitnessabend, wir haben Deutschunterricht für Flüchtlinge, wir bieten den Damentag an, wo wir einen Kreativworkshop haben und dann gemeinsam mit den anderen Gästen des Hauses essen." Bestenfalls, so Johanniks Wunsch, soll das Sozialzentrum eigentlich den ganzen Tag bespielt werden.
Eine Veränderung die Anklang findet. Vor allem auch durch die räumlichen Adaptierungen, wie die Beseitigung des Sichtschutzes an den Fenstern, die Umgestaltung zur wohnlicheren Einrichtung und insgesamt durch die Öffnung des Zentrums für eine breitere Zielgruppe erlebe man das "Interesse der Nachbarschaft", so Johannik. Man komme leichter mit Menschen aus der Umgebung ins Gespräch und die Nachfrage an Unterstützung, Teilhabe steigt. Und das Wichtigste: die Menschen kommen – egal aus welchem Milieu – miteinander in Kontakt. Barrieren werden überwunden, Schwellen beseitigt. "Es ist sehr schön zu sehen, dass sich bei den Fitnessabenden das Publikum ganz einfach mischt. Wir haben Gäste, die sich sonst einen Sport nicht leisten können, aber auch Gäste aus der Nachbarschaft. Und es entwickelt sich wirklich eine schöne Freundschaft unter den Teilnehmern", hält die neue Leiterin fest.
Beim Damentag wird gebastelt, ausgetauscht, gekocht und gemeinsam mit anderen Besuchern zu Abend gegessen. © spendeninfo.at / Lisa Hummel
Eine Gemeinschaft bilden
Eine Besonderheit sei auch der Damentag. Entstanden durch Nachfrage bei der Bezirksleitung, welches Angebot im neunten Wiener Gemeindebezirk noch fehle, entwickelte sich vor etwa einem dreiviertel Jahr ein wöchentlicher Nachmittag, speziell auf ältere (alleinstehende) Frauen ausgerichtet. "Bei diesem Damentag geht es uns nicht nur darum, dass wir die Frauen beschäftigen. Sondern bei diesem Damentag geht es uns auch wirklich um Gemeinschaft", erläutert Margit Johannik. Jeden Donnerstag ab 14 Uhr sind Seniorinnen herzlich eingeladen in das ADRA Sozialzentrum zu kommen. Es wird gebastelt, Jause gegessen, geredet, für die spätere Essensausgabe gekocht. Aktive Teilnahme oder einfach nur das Zusammensein genießen – jeder der Frauen ist es freigestellt, wie sie sich einbringen möchte. Ein wichtiger Programmpunkt sei vor allem das gemeinsame abendliche Essen, auch mit den anderen Gästen. "Das fördert wirklich die Gemeinschaft, denn vor allem beim Essen bemerken wir, dass viele Gespräche zustande kommen, die sonst nicht zustande kämen", erzählt Johannik. Ein nettes Gespräch, eine sinnvolle Beschäftigung oder einfach Ablenkung in einem angenehmen Ambiente. Die Frauen blühen förmlich auf bei den gemeinsamen Nachmittagen. Können ihre Sorgen eine Zeit lang vergessen oder aber mit anderen Teilnehmerinnen teilen. "Das Schöne ist bei dem Damenprogramm, zu erleben wie positiv die Frauen sich gegenseitig unterstützen", betont Margit Johannik. Das Miteinander, welches das Sozialzentrum auszeichnet, wird auch hier gelebt. Zudem sind die Seniorinnen auch für die Gestaltung des Hauses selbst eine Bereicherung. "Das ganze Ambiente, das wir hier haben, verdanken wir diesem Damentag" hebt die ambitionierte Projektleiterin hervor. Denn die selbstgestalteten Kunstwerke wie Mosaikkreationen, Seidenbilder oder Tongefäße schmücken die Räumlichkeiten und verleihen dem Zentrum das gewisse Etwas. Das Persönliche, Einladende.
Margit Johannik hat mit November 2018 die Leitung des ADRA Sozialzentrums in der Säulengasse übernommen. © spendeninfo.at / Monika Knasmillner
Für alle etwas dabei
Und das Angebot ist bei langem noch nicht erschöpft. Margit Johannik sprüht nur so vor Ideen für die Aktivitäten im ADRA Sozialzentrum. Klavierunterricht für sozial benachteiligte Kinder und ein Sozialcafé sind nur zwei der Wünsche, welche die Leiterin sehr gerne umsetzen würde. Doch "es steht und fällt jedes Programm, das wir im Haus haben, mit den Mitarbeitern", erläutert sie. Daher sei man stets auf freiwillige Helfer*innen angewiesen sowie auch auf Sach- und Geldspenden, um alle Angebote umsetzen zu können. Jede Unterstützung ist wirklich willkommen und "jeder der gerne mitarbeiten möchte, schnuppern möchte, sich beteiligen möchte, soll sich bitte melden. Wir haben genug Platz für freiwillige Helfer. Je mehr wir haben, desto mehr Programme können wir umsetzen."
"Projekt des Monats" - Zahlen & Fakten
Sozialzentrum Säulengasse - ADRA (Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe Österreich) 1992 Vereinsgründung von ADRA Österreich als eine von heute 152 weltweiten Landesorganisationen Hilfsorganisation der evangelischen Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten In Österreich u.a. Sozialzentrum Säulengasse in Wien-Alsergrund Angebote: Lebensmittel- & Essensausgabe (Di&Do 17 Uhr, So 9-11 Uhr), Kleiderausgabe (Di 9-12 Uhr), Damentag & Kreativworkshop (Do ab 14 Uhr), Fitness-Abende (Di 19 Uhr), Deutschkurse Spendenbedarf 35.000 Euro / Jahr laufend angewiesen auf freiwillige Mitarbeiter*innen ADRA Entwicklungs- und Katastrophenhilfe Österreich (Spenden steuerlich absetzbar)
IBAN: AT37 1100 0086 1666 6700