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Schokolade aus Kinderhänden

Schätzungsweise 1,5 Millionen Kinder arbeiten auf Kakaoplantagen, um mit der schweren und gefährlichen Arbeit zum Familieneinkommen beizutragen. Kaum eine Person, die Schokolade genießt, ist sich diesen Missständen bewusst.
Täglich arbeiten minderjährige Kinder auf Kakaoplantagen unter prekären Zuständen, anstatt eine Schule zu besuch
Täglich arbeiten minderjährige Kinder auf Kakaoplantagen unter prekären Zuständen, anstatt eine Schule zu besuchen. © Kyle Hinkson / Unsplash
Schokoladiger Christbaumbehang der Kinderaugen erstrahlen lässt, die heiße Schokolade nach einem Spaziergang in der Kälte oder der Schokoadventskalender der die Tage bis Heilig Abend erträglicher macht, sind in der Vorweihnachtszeit kaum wegzudenken. Schokolade ist in Österreich sehr beliebt, verzehren wir im Schnitt doch rund acht Kilo jährlich pro Person. Das ganze Jahr über finden sich sowohl das Produkt Kakao wie auch die fertige Schokolade in verschiedensten Formen in Marktregalen und sind aus der heimischen Küche kaum wegzudenken. Einige würden sogar behaupten, dass Mozartkugeln, Mannerschnitten und Zotterschokolade zum Kulturgut gehören. Kakao und Schokolade, so scheint, sind untrennbar mit Österreich verbunden.
Interessant, ist doch das Produkt alles andere als heimisch. Kakaoplantagen finden sich vor allem am afrikanischen, asiatischen, latein- und südamerikanischen Kontinent. Die zwei größten Erzeugerländer Ghana und die Elfenbeinküste produzieren etwa 60 Prozent des weltweiten Kakaos. In Westafrika wird die Pflanze daher fast ausschließlich zum Export angebaut. In Industrieländern wie eben auch jenen in Europa, wird der Rohstoff dann weiter zu Schokolade verarbeitet. Die Konzerne wollen für den wirtschaftlichen Erfolg den niedrigsten Preis herausschlagen, denn umso billiger der Rohstoff, desto lukrativer das Endprodukt. Ein Zustand der die Bezahlungen der Farmer*innen schmälert und die - vor allem nachhaltigen - Anbaubedingungen erschwert. Der Konkurrenzkampf ist groß, schnell und günstig verkaufen die einzige Chance am Markt mitzuhalten. Die rund 2,5 Millionen Kakaobauern und -bäuerinnen leben dadurch zum großen Teil in extremer Armut, mit einem Einkommen von unter einem Dollar am Tag. Und das obwohl die Schokoladenindustrie über 100 Milliarden US-Dollar Umsatz im Jahr schreibt.
Armut ist der Turbo für Kinderarbeit. Das Durchschnittseinkommen eine*r Kakaobäuer*in beträgt weniger als einen Dollar pro Tag. - Kinderarbeit stoppen
Aufgrund der schlechten Bezahlung sind die kleinbäuerlichen Familien auf billige Arbeitskräfte angewiesen. Und die am einfachsten zugänglichen Arbeiter*innen sind im Umkehrschluss die eigenen Kinder. Manche der Mädchen und Buben müssen vor und nach der Schule beim Familienbetrieb aushelfen, andere jedoch können keine Bildungseinrichtung besuchen und arbeiten tagtäglich eine Vielzahl von Stunden auf den Kakaoplantagen. Zudem kommt die Problematik mit Kinderhandel und Zwangsarbeit hinzu. Nicht selten verkaufen armutsbetroffene Eltern ihre Kinder an Händler*innen, um die übrigen Familienmitglieder ernähren zu können. Die Mädchen und Buben müssen in manchen Fällen jahrelang auf Plantagen arbeiten, teils ohne Bezahlung.

Die Arbeit ist hart und schwer. Die Kinder hantieren beispielsweise mit Macheten, um die Kakaofrüchte von den Bäumen zu schneiden, die Verletzungsgefahr ist dabei sehr hoch. Sie versprühen Chemikalien ohne jegliche Schutzausrüstung und arbeiten bei extremer Hitze und strömenden Regen. Sind die reifen Früchte eingesammelt, müssen die bis zu 70 Kilogramm schweren Säcke dann noch transportiert werden. Ein Last die selbst eine ausgewachsene Person schwer stemmen kann. Schätzungsweise 1,5 Millionen Minderjährige sind in Westafrika von Kinderarbeit auf Kakaoplantagen betroffen. Auch wenn es in den Länder per Gesetz eigentlich verboten ist.
Mit dem Jahr 2001 haben die acht größten Schokoladenherstellerfirmen - darunter etwa Nestlé und Mondelez - versprochen, die schlimmsten Formen der Kinderarbeit bis 2020 zu verringern. Die Fristen wurden daraufhin immer wieder verschoben, Ziele nicht eingehalten. 2011 entschieden Regierungen dann Unternehmen für die Kontrolle ihrer Lieferketten zu verantworten, um Kinderarbeit zu vermeiden. Doch die auf freiwillige Basis vereinbarten Regeln, werden nur selten umgesetzt. Profit steht bei den Marktgiganten im Vordergrund. "Keiner der Konzerne war bereit, die Kosten für die Vermeidung der Kinderarbeit zu tragen. Doch Menschenrechte gibt es nicht zum Nulltarif", betont die Initiative 'Kinderarbeit stoppen' dazu. Solange der Wille der Konzerne, höhere Kakaopreise zu zahlen, fehlt, können Armut und Menschenrechtsverletzungen in der Kakaolieferkette nicht beendet werden.
Schokoladencreme
© Kaffee Meister / Unsplash

Bewusster Einkauf

Konsument*innen können mit ihren Kaufentscheidungen aktiv dazu beitragen, die Situation für Kakaobauern und - bäuerinnen, sowie in Zuge dessen auch für Kinderarbeiter*innen, zu verbessern. Eine bewusste Entscheidung für ein nachhaltiges, fair gehandeltes Produkt, welches auch noch die Lieferkette offenlegt, sollte einem undurchsichtigen bevorzugt werden. Auch die Auseinandersetzung mit den Firmen selbst hilft bei der Entscheidung. Zudem zeigt der Preis schon ein erstes Indiz an - zu billige Waren wird kaum mit fairen Handel produziert werden.

Ein weiterer Punkt ist die Unterstützung des Lieferkettengesetzes. "Die Konzerne müssen ihre ganze Lieferkette – von den Kakaobäuer*innen bis ins Verkaufsregal – offenlegen und nachweisen, dass sie faire Löhne für ihre Ware zahlen und dass keine Kinder dafür schuften müssen", so 'Kinderarbeit stoppen' der Dreikönigsaktion. Mit Unterschriften kann das Begehren unterstützt werden ➔ https://www.kinderarbeitstoppen.at/gerechtigkeit-fordern

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