Landwirtschaft in der Entwicklungshilfe
"Wo der Bauer arm ist, ist das ganze Land arm." Ein polnisches Sprichwort bringt ein Problem der Entwicklungshilfe auf den Punkt.
Landwirtschaft und Entwicklungshilfe sind seit jeher untrennbar miteinander verbunden. Oder hätten es sein sollen. Heute liest und hört man viel von Nachhaltigkeit, schonendem Umgang mit Ressourcen, Ökologie oder aber Land-Grabbing in der Entwicklungshilfe. Doch dem war nicht immer so, obwohl bis heute 60 - 90 % der Bevölkerung in den Entwicklungsländern in der Landwirtschaft tätig sind, größtenteils als Subsistenz-Bauern. Der Kampf gegen Hunger und Armut kann nicht ohne sie gewonnen werden.
"Investitionen in Landwirtschaft sind die beste Waffe gegen Hunger und Armut", stellte Bill Gates in einer Rede vor dem Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) fest. Eine Erkenntnis, die erst reifen musste. Die Bill & Melinda Gates Foundation konzentriert sich hauptsächlich auf Gesundheitsprojekte. Erst die Beschäftigung mit sogenannten Armutskrankheiten, und die meisten der Ärmsten sind nun mal Kleinbauern, ließ nur eine offensichtliche wie logische Schlussfolgerung für ihn zu: "Sie würden in der Lage sein, ihre Familien aus der Armut herauszuführen, wenn sie mehr Nahrungsmittel anbauen könnten".
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Entwicklungshilfe beziehungsweise -politik vor allem ein außenpolitisches Instrument, ein Mittel zum Zweck, um Bündnispartner im Kalten Krieg zu gewinnen. Die Gewichtung verschob sich im Laufe der Jahrzehnte, aber dieses Motiv blieb - wenn auch dezent im Hintergrund - bis 1989 bestehen. In den 1960ern setzte man auf Entwicklung durch Wachstum, Geld sollte zu Wirtschaftswachstum und so zu Wohlstand für die Menschen in den Ländern führen. Dieser Strategie setzte der Pearson-Bericht 1969 ein jähes Ende: Armut weitete sich aus, nur die Oberschichten der Entwicklungsländer profitierten von den Hilfsgeldern.
Ab den 1970ern sollten daher die materiellen wie immateriellen Grundbedürfnisse befriedigt werden und so die Entwicklung gefördert. Der Ansatz wurde breiter: Bekämpfung von Armut, Krankheiten, Analphabetentum und Unterernährung. Aktionsprogramme wurden ins Leben gerufen. Nahrung für alle, Gesundheit für alle, Bildung für alle - Geld für alle? Auch wenn die Verpackung geändert wurde, inhaltlich blieb vieles beim Alten in der Entwicklungspolitik. Die 1980er? Die werden als ein verlorenes Jahrzehnt für die Entwicklungshilfe beschrieben. Öl- und Wirtschaftskrisen ließen die Schuldenberge der Schwellen- und Entwicklungsländer wachsen.
Der grundlegende Paradigmenwechsel fand 1992 statt. Die Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio führte das Prinzip der Nachhaltigkeit ein, Hilfe zur Selbsthilfe wurde zur obersten Maxime aber auch Schlagwort-Hülse der Entwicklungshilfe. Aber das Interesse an Landwirtschaft rückte so wieder mehr in den Fokus. Wie wichtig - aber leider auch noch immer vernachlässigt - dieser Bereich war, zeigte sich spätestens 2007.
Die Nahrungsmittelpreiskrise führte vor allem den afrikanischen Staaten drastisch vor Augen, dass es ohne Eigenversorgung keine Ernährungssicherheit geben kann. Folgerichtig forderte auch die Weltbank 2008 eine stärkere Konzentration auf die Landwirtschaft. Denn mehr als 75 Millionen Menschen mussten nach Schätzungen der FAO der gestiegenen Preise von Nahrungsmittel wegen hungern. Wohlgemerkt zusätzlich zu den chronisch Hungernden weltweit.
"Investitionen in Landwirtschaft sind die beste Waffe gegen Hunger und Armut", stellte Bill Gates in einer Rede vor dem Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) fest. Eine Erkenntnis, die erst reifen musste. Die Bill & Melinda Gates Foundation konzentriert sich hauptsächlich auf Gesundheitsprojekte. Erst die Beschäftigung mit sogenannten Armutskrankheiten, und die meisten der Ärmsten sind nun mal Kleinbauern, ließ nur eine offensichtliche wie logische Schlussfolgerung für ihn zu: "Sie würden in der Lage sein, ihre Familien aus der Armut herauszuführen, wenn sie mehr Nahrungsmittel anbauen könnten".
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Entwicklungshilfe beziehungsweise -politik vor allem ein außenpolitisches Instrument, ein Mittel zum Zweck, um Bündnispartner im Kalten Krieg zu gewinnen. Die Gewichtung verschob sich im Laufe der Jahrzehnte, aber dieses Motiv blieb - wenn auch dezent im Hintergrund - bis 1989 bestehen. In den 1960ern setzte man auf Entwicklung durch Wachstum, Geld sollte zu Wirtschaftswachstum und so zu Wohlstand für die Menschen in den Ländern führen. Dieser Strategie setzte der Pearson-Bericht 1969 ein jähes Ende: Armut weitete sich aus, nur die Oberschichten der Entwicklungsländer profitierten von den Hilfsgeldern.
Ab den 1970ern sollten daher die materiellen wie immateriellen Grundbedürfnisse befriedigt werden und so die Entwicklung gefördert. Der Ansatz wurde breiter: Bekämpfung von Armut, Krankheiten, Analphabetentum und Unterernährung. Aktionsprogramme wurden ins Leben gerufen. Nahrung für alle, Gesundheit für alle, Bildung für alle - Geld für alle? Auch wenn die Verpackung geändert wurde, inhaltlich blieb vieles beim Alten in der Entwicklungspolitik. Die 1980er? Die werden als ein verlorenes Jahrzehnt für die Entwicklungshilfe beschrieben. Öl- und Wirtschaftskrisen ließen die Schuldenberge der Schwellen- und Entwicklungsländer wachsen.
Der grundlegende Paradigmenwechsel fand 1992 statt. Die Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio führte das Prinzip der Nachhaltigkeit ein, Hilfe zur Selbsthilfe wurde zur obersten Maxime aber auch Schlagwort-Hülse der Entwicklungshilfe. Aber das Interesse an Landwirtschaft rückte so wieder mehr in den Fokus. Wie wichtig - aber leider auch noch immer vernachlässigt - dieser Bereich war, zeigte sich spätestens 2007.
Die Nahrungsmittelpreiskrise führte vor allem den afrikanischen Staaten drastisch vor Augen, dass es ohne Eigenversorgung keine Ernährungssicherheit geben kann. Folgerichtig forderte auch die Weltbank 2008 eine stärkere Konzentration auf die Landwirtschaft. Denn mehr als 75 Millionen Menschen mussten nach Schätzungen der FAO der gestiegenen Preise von Nahrungsmittel wegen hungern. Wohlgemerkt zusätzlich zu den chronisch Hungernden weltweit.
Ein Paradoxon?
Wie schon erwähnt hungern am meisten jene, die mit der Produktion von Lebensmittel befasst sind. Ein Widerspruch in sich? Mitnichten, denn leider gibt es "gute" Gründe hierfür.
Zu kleine Anbauflächen, karge Böden, mangelnde Bewässerung, veraltete Anbaumethoden, unzureichendes Know-How, fehlende Lagermöglichkeiten, Abhängigkeiten vom Weltagrarmarkt, minderwertiges Saatgut. Die Liste ist lang, keineswegs vollständig, die Verbesserungsmöglichkeiten sind zahlreich und natürlich von der jeweiligen Situation abhängig.
Nicht zuletzt auch Land-Grabbing, das in letzter Zeit ins Zentrum der Kritik geraten ist. Darunter versteht man illegitime Aneignung von Land. Im Zusammenhang mit dem Themenbereich der Entwicklungszusammenarbeit bezieht es sich ausschließ auf den Ankauf großer Ländereien durch Staaten oder Firmen in fremden Ländern. Zum Nachteil der dort ansässigen Bevölkerung, begünstigt durch Korruption und unzureichend definierten Landrechten (beispielsweise traditionelle Nutzungsrechte statt juristische Besitztitel, die vertraglich gesichert sind). Auf riesigen Ländereien wird produziert, was der Weltmarkt verlangt, die Lebensmittelsicherheit der lokalen Bevölkerung spielt keine Rolle.
Allerdings ist der Trend zu einer industrialisierten Landwirtschaft, zu Agrarkonzernen statt kleinbäuerlicher Landwirtschaften, zur Urbanisierung und Landflucht keineswegs neu und ein Alleinstellungsmerkmal der Entwicklungsländer. Dies geschah und geschieht in Europa seit den 1950ern ununterbrochen. Schonender Umgang mit Ressourcen, ökologische wie biologische Ansätze? Über einiges könnte man wohl auch in Europa nachdenken.
Dennoch ist eines sicher: Ohne die Erträge der Landwirtschaft, wie auch immer deren Rahmenbedingungen ausfallen, wird niemand satt werden auf dieser Welt.
Zu kleine Anbauflächen, karge Böden, mangelnde Bewässerung, veraltete Anbaumethoden, unzureichendes Know-How, fehlende Lagermöglichkeiten, Abhängigkeiten vom Weltagrarmarkt, minderwertiges Saatgut. Die Liste ist lang, keineswegs vollständig, die Verbesserungsmöglichkeiten sind zahlreich und natürlich von der jeweiligen Situation abhängig.
Nicht zuletzt auch Land-Grabbing, das in letzter Zeit ins Zentrum der Kritik geraten ist. Darunter versteht man illegitime Aneignung von Land. Im Zusammenhang mit dem Themenbereich der Entwicklungszusammenarbeit bezieht es sich ausschließ auf den Ankauf großer Ländereien durch Staaten oder Firmen in fremden Ländern. Zum Nachteil der dort ansässigen Bevölkerung, begünstigt durch Korruption und unzureichend definierten Landrechten (beispielsweise traditionelle Nutzungsrechte statt juristische Besitztitel, die vertraglich gesichert sind). Auf riesigen Ländereien wird produziert, was der Weltmarkt verlangt, die Lebensmittelsicherheit der lokalen Bevölkerung spielt keine Rolle.
Allerdings ist der Trend zu einer industrialisierten Landwirtschaft, zu Agrarkonzernen statt kleinbäuerlicher Landwirtschaften, zur Urbanisierung und Landflucht keineswegs neu und ein Alleinstellungsmerkmal der Entwicklungsländer. Dies geschah und geschieht in Europa seit den 1950ern ununterbrochen. Schonender Umgang mit Ressourcen, ökologische wie biologische Ansätze? Über einiges könnte man wohl auch in Europa nachdenken.
Dennoch ist eines sicher: Ohne die Erträge der Landwirtschaft, wie auch immer deren Rahmenbedingungen ausfallen, wird niemand satt werden auf dieser Welt.
Landwirtschaftsprojekte österreichischer NGOs
Landwirtschaft spielt heutzutage eine zentrale Rolle in der Entwicklungshilfe. Allerdings stehen Agrarprojekte selten für sich allein, sondern werden mit Bildungsprojekten und Mikrokredit-Programmen kombiniert oder sollen bestimmten Personengruppen zugute kommen. Ein gemeinsames Ziel haben allerdings alle Projekte mit landwirtschaftlichen Ansätzen: Bekämpfung der Armut und verbesserte Ernährungssicherheit durch gesteigerte Erträge.
Welthaus Graz baut bei einem Projekt im Senegal auf Hibiskus, um die Rechte der Frauen zu stärken (Details). Jugend Eine Welt hilft unter anderem mit Chilis, Ziegen und Mikrokrediten indigenen Frauen in Indien (Details). In Ecuador allerdings kann es einem säumigen Mikrokreditnehmer schon mal passieren, seinen Namen im Radio zu hören (Details). Biologische Landwirtschaft ist der Schlüssel zum Erfolg in Simbabwe für das Hilfswerk (Details).
Im Spannungsfeld zwischen Tier-, Umweltschutz, Landwirtschaft und Menschenrechten bewegt sich ein Projekt von ADRA (Details). Interessant ist der Lösungsansatz der Caritas in Äthiopien: Getreidebanken sollen die Ernährungssituation der Kleinbauern nachhaltig verbessern (Details).
Wasser ist lebensnotwendig. Wir Menschen benötigen es ebenso wie das liebe Vieh, ohne Wasser wächst nichts auf den Feldern. Dass Hochwasser selbst in Afrika ein Problem sein kann, beweist ein Projekt der Caritas im Senegal (Details).
Der Kampf um Landrechte ist ebenso ein wesentliches Thema, egal ob in Afrika oder Lateinamerika. Die Dreikönigsaktion unterstützt beispielsweise Landlose in Guatemala (Details), Sei so frei in Brasilien (Details). Besonders dramatisch ist der Kampf ums Land der indigenen Bevölkerung Argentiniens. Ein Projekt von Welthaus steht ihnen zur Seite (Details).
Welthaus Graz baut bei einem Projekt im Senegal auf Hibiskus, um die Rechte der Frauen zu stärken (Details). Jugend Eine Welt hilft unter anderem mit Chilis, Ziegen und Mikrokrediten indigenen Frauen in Indien (Details). In Ecuador allerdings kann es einem säumigen Mikrokreditnehmer schon mal passieren, seinen Namen im Radio zu hören (Details). Biologische Landwirtschaft ist der Schlüssel zum Erfolg in Simbabwe für das Hilfswerk (Details).
Im Spannungsfeld zwischen Tier-, Umweltschutz, Landwirtschaft und Menschenrechten bewegt sich ein Projekt von ADRA (Details). Interessant ist der Lösungsansatz der Caritas in Äthiopien: Getreidebanken sollen die Ernährungssituation der Kleinbauern nachhaltig verbessern (Details).
Wasser ist lebensnotwendig. Wir Menschen benötigen es ebenso wie das liebe Vieh, ohne Wasser wächst nichts auf den Feldern. Dass Hochwasser selbst in Afrika ein Problem sein kann, beweist ein Projekt der Caritas im Senegal (Details).
Der Kampf um Landrechte ist ebenso ein wesentliches Thema, egal ob in Afrika oder Lateinamerika. Die Dreikönigsaktion unterstützt beispielsweise Landlose in Guatemala (Details), Sei so frei in Brasilien (Details). Besonders dramatisch ist der Kampf ums Land der indigenen Bevölkerung Argentiniens. Ein Projekt von Welthaus steht ihnen zur Seite (Details).