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Müllsammeln als Lebensgrundlage

Karton, Plastik und Elektroschrott - der Abfall der täglich auf den Mülldeponien landet ist für Müllsammler*innen oft die einzige Einnahmequelle. Die informelle Arbeit ist jedoch mit einer Vielzahl von Gefahren verbunden.
Junge steht in Mülldeponie
Unzählige Mädchen und Jungen suchen tagtäglich nach dem "besten Müll", um ein wenig Geld zu verdienen. © Unsplash / Hermes Rivera
Für die eine Person ist der Abfall eine 'aus Augen aus dem Sinn'-Angelegenheit, für die andere die einzige Einnahmequelle um das nächste Essen zu finanzieren oder den wichtigen Arztbesuch bezahlen zu können. Müllsammler*innen gehören in vielen Gebieten Afrikas, Lateinamerikas und Asiens schon zum alltäglichen Stadtbild. Sie sammeln direkt in den Städten, auf Stränden oder den riesigen Mülldeponien der Länder. Denn Ressourcen die wir einfach wegschmeißen, bringen den Müllsammler*innen bares Geld ein, wenn auch nur wenig. Angefangen von älteren Menschen bis hin zu Kindern versuchen armutsbetroffene Personen und Familien durch die Müllverwertung ihren Alltag zu bestreiten. Jeden Tag sind sie daher auf der Suche nach dem "besten Abfall".

Geschätzte 64 Millionen Menschen arbeiten illegal und ohne Anstellung im Abfallsektor, betont die WHO. Auf der Suche nach verwertbaren Materialien leben ganze Familien oft schon seit Generationen auf oder in der unmittelbaren Nähe von Müllbergen. Unterwegs auf den Deponien sammeln sie recyclingfähigen Abfall um diesen an Unternehmen zu verkaufen. Durch ihre inoffizielle Arbeit leisten sie nicht nur einen wichtigen Beitrag zu Abfallwirtschaft, auch im Bereich der Wiederverwertung sind Sammler*innen heute nicht mehr wegzudenken. Und obwohl sie ein relevanter Bestandteil der Müllentsorgung von Städten sind, haben sie keine Rechte, keine Anstellungen und setzen ihre Gesundheit mit der Sammelarbeit aufs Spiel.
Mülldeponie
Mülldeponien sind oft schon seit Generationen das Zuhause von Familien. © Unsplash / Vianet Ramos

Gefährlicher Müll

Schnitte durch zerbrochenes Glas oder Bisse von Insekten die im Abfall leben gehören wohl zu den gängigsten Verletzungen mit denen Müllsammler*innen zu kämpfen haben. Mit schlechtem Schuhwerk, ohne Handschuhe oder Schutzbekleidung und Ungeziefer wie Ratten oder Kakerlaken einfach ausgesetzt, arbeiten sie für einen minimalen Lohn, setzen ihre Gesundheit aufs Spiel und können sich im Notfall Arztbesuche kaum leisten. Neben den offensichtlichen Gefahren von Wegwerfartikeln verzeichnet die WHO zudem jene durch den sogenannten "e-waste". Der Sektor von elektronischem Müll wie etwa Computer, Handys oder alte Fernsehgeräten, nimmt seit den letzten Jahren dramatisch zu und ist zeitgleich eine weitere Einnahmequelle für Müllsammler*innen. Denn enthaltene Metalle wie Gold, Silber, Palladium, Platin, Kobalt und Kupfer sind wertvoll und von Firmen sehr gefragt. Doch um die Metalle zu gewinnen und extrahieren zu können, müssen Teile der Geräte verbrannt werden. Gefährliche Chemikalien und Schadstoffe die bei der Verbrennung freigesetzt werden führen in Folge zu starken gesundheitlichen Problemen. Auswirkungen die der österreichische Dokumentarfilm "Welcome to Sodom" aus 2018 von Florian Weigensamer und Christian Krönes anhand der gigantischen Elektromüllhalde in Agbogbloshie, Ghana, auf eindrucksvolle Weise portraitiert.
Die Deponien für Elektroschrott dehnen sich weltweit aus, ebenso die Zahl der (informell) Beschäftigten in diesem Bereich. - WHO
Vor allem Kinder und Schwangere die auf den Deponien nach verbrauchbaren Materialien suchen, sind den gesundheitlichen Gefahren durch Elektroschrott ausgesetzt. Negativen Auswirkungen wie Asthma, Fehlgeburten, DNA-Schäden und eine beeinträchtigte Funktion des Herz-Kreislauf-Systems sind nur ein Teil der langen Liste an Krankheiten, welche durch die giftigen Gase verursacht werden. Und der Strom an "neuen Lieferungen" von Elektroschrott nimmt nicht ab. Anstatt weniger Müll zu produzieren, entwickelt sich unsere Gesellschaft in das Gegenteil. Sind einige Geräte, wie Waschmaschinen, noch für Langlebigkeit bekannt, werden unter anderem Smartphones im Vergleich nur eine sehr kurze Zeit verwendet. Das neueste IPhone, die bessere Kamera oder die meisten Features locken die Kunden der Smartphoneindustrie zu einem Neukauf. Was mit dem alten Telefon passiert, interessiert dabei die wenigsten. "Im Jahr 2019 wurden rund 53,6 Millionen Tonnen Elektronik und Elektroschrott weltweit generiert, eine Steigerung von 21 % gegenüber die letzten fünf Jahre", betont die World Health Organization. Bis 2030, so die erschreckende Vermutung, solle e-waste auf bis zu 74,7 Millionen Tonnen anwachsen. Durch die laufende Steigerung der Müllproduktion wird auch ein Anstieg von Müllsammler*innen vermutet. Bis zu 45 Millionen weitere informelle und formelle Arbeitsplätze könne es in den nächsten 10 Jahren geben, so die WHO.

Schutz für Müllsammler*innen

Werden die Prognosen betrachtet, lässt sich schnell die Schlussfolgerung ziehen, dass Müllsammler*innen auch in Zukunft ein Bestandteil der Abfallwirtschaft sein werden. Die Frage die sich stellt ist jene, wie sie besser geschützt werden können. Anstellungen, um die Illegalität der Arbeit aufzuheben, bis hin zu Krankenversicherungen und Schutzkleidung sind wichtige Schritte in die richtige Richtung. Zudem müssen vor allem Kinder und Jugendliche davor bewahrt werden überhaupt arbeiten zu müssen. Die beste Lösung - wie in so vielen Fällen - Bildung und Unterstützung. Und im weiteren Sinne die Reduktion von Müll, um Müllsammler*innen erst gar nicht zu benötigen.
Müllberge Strand
© Unsplash / Antoine Giret

Hilfsorganisationen im Einsatz

Verschiedene NGOs setzen sich für Müllsammler*innen weltweit ein und unterstützen beispielsweise durch Ausbildung, Schutzbekleidung oder finanzielle Hilfe:

Ausschlaggebend für die Gründung des Vereins Tränen trocknen in Afrika war die Begegnung mit Müllsammler*innen in Maputo, Mosambik. Seither setzt sich der Verein für die Verbesserung der Lebensqualität armutsbetroffener Menschen ein. Nach dem Ankauf von kleinen Häusern für die Familien soll nun eine Ausbildungsstätte für Müllarbeiter*innen errichtet werden. Mehr...
Das Projekt von Franz Hilf in Cochabamba, Bolivien, ist darauf ausgerichtet Mädchen und Frauen auf den Mülldeponien durch die Verteilung von Nahrungsmittel, Schutzkleidung und Desinfektionsmittel zu unterstützen. Mehr...
Zukunft für Kinder ist in Kalkutta, Indien, aktiv, um Straßenkindern zu helfen. Viele der Mädchen und Jungen müssen Müll sammeln, um zu überleben. Mithilfe eines mobilen Klassenzimmers ermöglicht der Verein den Kindern Unterricht. Mehr...
"Von der Müllhalde in die Schule" so der Titel des Projekts von Missio in Indien. Der Verein unterstützt die "Töchtern der Nächstenliebe" vor Ort, um möglichst vielen müllsammelnden Kindern Bildung zu ermöglichen. Mehr...

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Das Hilfswerk der Franziskaner ist weltweit aktiv. Ein Schwerpunkt liegt auf Mittel- und Osteuropa.
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Trätro setzt sich für die Grundversorgung und Bildung von Waisenkindern und Erwachsenen in Mosambik ein.
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Der Verein aus Wien unterstützt Straßenkinder in Indien.
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Die päpstlichen Missionswerke sind seit 1922 in Österreich aktiv.