Skip to main content

Vernachlässigte tropische Krankheiten: Tollwut

Sowohl Wild- als auch Haustiere können vom Tollwut-Virus betroffen sein und die tödliche Krankheit durch z.B. einen Biss auf den Menschen übertragen.
Streuner liegt in einer Seitengasse
Bei der Übertragung des tödlichen Tollwut-Virus auf Menschen spielen vor allem Hunde eine tragende Rolle. Etwa 99 Prozent der Todesfälle bei Personen geht ein Kontakt mit einem infizierten Hund voraus. © Anthony Young / Unsplash
Tollwut zählt zu den zoonotischen Viruserkrankungen und somit zu jenen, die von Tieren auf Menschen übertragen werden können. Die Infektion mit dem sogenannten Rabiesvirus verursacht eine starke Verhaltensänderung bei Tieren. Betroffene Wildtiere wie zum Beispiel Füchse oder Fledermäuse verlieren etwa die Scheu vor Menschen, sind aggressiv, orientierungslos und produzieren übermäßig viel Speichel. Auch Angst vor Wasser, Nervosität und fortschreitende Lähmungserscheinungen können Anzeichen einer Rabiesinfektion sein. Als Folge greifen Tiere vermehrt Menschen an. Der Virus kann von Tier zu Tier oder von Tier zu Mensch, etwa durch einen Biss, übertragen werden. Tollwut ist in über 150 Ländern verbreitet. Schätzungsweise 59.000 Menschen sterben jährlich an den Auswirkungen der Viruserkrankung, überdurchschnittlich betroffen sind Bewohner*innen der Kontinente Afrika und Asien. Bis zu 99 Prozent der erkrankten Menschen infizieren sich durch die Bisse beziehungsweise den Kontakt mit infizierten Hunden, betont die WHO.
Die Krankheitslast wird überproportional von der armen Landbevölkerung getragen, wobei etwa die Hälfte der Fälle auf Kinder unter 15 Jahren zurückzuführen ist. - WHO
Tollwut kann durch Kratzer, Bisse oder auch nur den Kontakt mit kontaminiertem Speichel übertragen werden. Es gibt keine Therapie nach dem Ausbruch von Rabies, die akut auftretende virusbedingte Krankheit verläuft bei zu später Behandlung in der Regel tödlich. Jedoch können sowohl Menschen undTiere mit einer Impfung präventiv gegen Tollwut geschützt werden. Auch Aufklärungskampagnen zum Verhalten gegenüber (Wild-)Tieren helfen eine Ansteckung zu verhindern.

Angriff auf das Nervensystem

Zwischen der Infektion und dem Auftreten der ersten Krankheitszeichen vergehen in der Regel zwei bis drei Monate, je nachdem wie nah am Nervensystem die infizierte Kontaktstelle ist. In einigen wenigen Untersuchungen wurde eine Zeit von bis zu einem Jahr festgehalten. Zu Beginn weisen Patient*innen unspezifische Symptome auf, die einem grippalen Infekt gleichen. Zudem werden Schmerzen, sowie Jucken an der Bisswunde und Missempfindungen angegeben. In rund 80 Prozent der Fälle entwickelt sich in Phase zwei die klassische Form der Tollwut. Auswirkungen wie Verwirrtheit und Ratlosigkeit nehmen zu, Betroffene werden aggressiver, leiden an Fieber, vermehrtem Speichelfluss und Schweißausbrüchen. "Es kommt schließlich zum Auftreten von schlaffen Paresen, Koma und Multiorganversagen", beschreibt das Sozialministerium die Krankheit. Weitere 20 Prozent der Infizierten weisen eine seltenere Verlaufsform auf. Bei der sogenannten "stillen Wut" werden schon früh Lähmungen, Schmerzen und Gefühlsstörungen wahrgenommen. Personen aus dieser Kategorie sterben in Folge an einer Lähmung der Atemmuskulatur. Beiden Formen liegt der Virus-Befall des zentralen Nervensystems zugrunde, es kommt dabei zu einer tödlichen Entzündung des Gehirns und Rückenmarks.
Weltweit verursacht Tollwut schätzungsweise Kosten in der Höhe von 8,6 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Die Impfung von Hunden, einschließlich Welpen, ist die kostengünstigste Strategie zur Vorbeugung von Tollwut bei Menschen, da sie die Übertragung an der Quelle stoppt. - WHO
Person bereitet Impfung vor.
Die Tollwut-Impfung gilt als sicher und sehr effektiv, um Menschen als auch Tiere vor Rabies zu schützen und somit eine Verbreitung zu stoppen. © Mufid Majnun / Unsplash
Tollwut zählt zu den Neglected Tropical Diseases (NTD), daher zu jenen vernachlässigten tropischen Krankheiten die vor allem marginalisierte, arme und gefährdete Bevölkerungsgruppen betreffen. Denn "obwohl es wirksame Humanimpfstoffe und Immunglobuline gegen Tollwut gibt, sind diese oft nicht leicht verfügbar oder für Bedürftige nicht zugänglich", betont die Weltgesundheitsorganisation das Problem. In Österreich, Schweden, Deutschland und vielen weiteren europäischen Nationen gilt die urbane Tollwut, daher jene die durch etwa Hunde übertragen wird, als ausgerottet, wohingegen asiatische und afrikanische Länder mit höheren Fallzahlen kämpfen. Um die Verbreitung in den Griff zu bekommen ist daher vor allem die Aufklärung und Durchimpfung der betroffenen Bevölkerung notwendig. Aufgrund mangelnder finanzieller Ressourcen steht dieses Vorhaben der WHO jedoch vor großen Herausforderungen. "Die Ausrottung der Tollwut ist machbar und erreichbar, wenn dieses Ziel Vorrang hat und finanziell und politisch angemessen unterstützt wird", so die Weltgesundheitsorganisation.