Skip to main content

Humanitäre Hilfe: Krieg im Jemen

Es ist die aktuell schwerste humanitäre Krise weltweit, wie die Vereinten Nationen warnen. Die Lage im Jemen ist prekär, der Einsatz von Hilfsorganisationen lebensnotwendig.
Seit 2015 herrscht ein bewaffneter Konflikt zwischen der saudisch geführten internationalen Militärkoalition – als Unterstützer der jemenitischen Regierung – und Houthi-Rebellen. Nach vier Jahren des Krieges sind 80% der Menschen im Jemen auf Hilfe angewiesen, mehr als 10% mussten ihre Heimat verlassen. Der Konflikt entwickelte sich zur schlimmsten humanitären Krise weltweit, wie die Vereinten Nationen beteuern. Internationale Hilfsorganisationen leisten unerbittliche Unterstützung, CARE entsendete so etwa 300 Helfer*innen in den Jemen-Einsatz.

Jennifer Bose ist eine dieser Helfer*innen. Für CARE Österreich ist sie als Katastrophenhelferin in weltweiten Krisengebieten unterwegs – da, wo die Not am größten ist. Anfang August kehrte sie von ihrem mehrwöchigen Einsatz im Jemen zurück und stand uns nach ihrer Rückkehr für ein Interview bereit.

"Die meisten davon sind Kinder"

Es sind mittlerweile vier Jahre, seitdem im Süden der arabischen Halbinsel der Krieg ausbrach. Was heute zurückbleibt sind zerstörte Gebäudefassaden, eine gänzlich zusammengebrochene Infrastruktur und eine "absolut ermüdete und bettelarme Bevölkerung", wie Bose erklärt. "Es schmerzt in meiner Seele zu sehen, wie wunderschön das Land eigentlich ist, wie herzlich die Menschen sind, ihnen jedoch die Zukunft geraubt wird."

Es ist nur schwer vorstellbar, wie groß das Leid der Menschen tatsächlich ist. 24 Millionen Menschen seien auf humanitäre Hilfe, also auf Nothilfe in Form von Erstversorgung, Wasser- und Lebensmittellieferungen, medizinische Versorgung, angewiesen. Bei einer Bevölkerungszahl von 30 Millionen sind das rund 80% der Einwohner*innen Jemens. "Die meisten davon sind Kinder", betont die CARE-Helferin. Es gäbe kaum noch Arbeitsmöglichkeiten, der Großteil der Wirtschaft im Land sei zum Erliegen gekommen: "Manche arbeiten hier ohne ein Gehalt zu bekommen, wie zum Beispiel Ärzte oder Lehrer."

Chance auf Bildung, Frieden & Sicherheit

Was den Hilfseinsatz erschwere: "Humanitäre Helfer selbst werden oft zur Zielscheibe gemacht und attackiert." Hauptsächlich fokussiere man die Hilfe deshalb auf die umliegenden Regionen, in die die Menschen fliehen, erklärt Jennifer Bose. Alleine 3,6 Millionen Menschen seien innerhalb des Landes auf der Flucht, sie hätten zum Teil alles stehen und liegen gelassen und seien nur mit ihren Kindern am Leib geflohen. Eine Million dieser Menschen erreiche CARE monatlich mit ihrer Hilfe und sei dabei eine der wenigen humanitären Organisationen vor Ort.

Zu den größten Herausforderungen zählen für Jennifer Bose dennoch die Ruhetage: "Die härtesten Tage sind nicht die, wenn ich im Einsatz bin, sondern jene, wenn ich an meinem Schreibtisch sitze." Beim Verfassen ihrer Berichte über die Notlage der Menschen, über die einzelnen Lebensgeschichten käme die tatsächliche Belastung erst zum Vorschein. "Oft trifft es mich erst dann so richtig", verrät Bose.
 
Die Einsätze fokussieren sich neben der akuten Nothilfe vor allem auch auf die nachhaltige Unterstützung der Bevölkerung. Schon vor Ausbruch des Krieges galt der Jemen als ärmstes Land des Nahen Ostens. Teil der langfristigen Hilfe von CARE sei deshalb auch die Bereitstellung von Bargeld, um die Wirtschaft wieder anzutreiben, der Wiederaufbau von Wasserstellen, die Schulung zu Gesundheitshelfer*innen, die Verteilung von Hygiene-Paketen, um die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern.

Unabdingbar sei allenfalls eine politische Lösung, wie die erfahrene Katastrophenhelferin weiß: "Der Krieg hat die Entwicklung des Landes um 21 Jahre nach hinten geschoben. Jeder weitere Tag fügt dem hinzu und raubt einer ganzen Generation die Chance für Bildung, Frieden und Sicherheit."

Humanitäre Hilfe weltweit

Unzählige Hilfsorganisationen sind weltweit im Einsatz, um Menschen in akuten Notsituationen, bei Kriegen und Katastrophen, mit dem Allerwichtigsten zu versorgen. Die untenstehenden zehn NGOs sind von der ADA, der Austrian Development Agency, akkreditiert, um im Rahmen ihrer Einsätze auch öffentliche Hilfsgelder umzusetzen. Für ihre Arbeit sind sie ebenso dringend auf Spenden angewiesen.

CARE Österreich - Die internationale NGO wurde in Österreich durch die in der Nachkriegszeit versandten CARE-Pakete bekannt. Jetzt spenden.

Diakonie Österreich - Der Sozialverband der evangelischen Kirchen in Österreich betreut Hilfsbedürftige im Inland, ist aber ebenso in der Auslandshilfe und Entwicklungszusammenarbeit aktiv. Jetzt spenden.

Hilfswerk International - Als Teilorganisation vom österreichischen Hilfswerk leistet Hilfswerk International internationale Entwicklungs- und Katastrophenhilfe. Jetzt spenden.

Hope'87 - Die Arbeit von Hope'87 gliedert sich in zwei Sektoren: Einerseits Entwicklungszusammenarbeit, andererseits Katastrophenschutz und humanitäre Hilfe. Jetzt spenden.

Jugend eine Welt - Setzt sich weltweit für Bildung von Kindern und Jugendlichen ein. In den Einsatzgebieten wird im Katastrophenfall auch Nothilfe geleistet. Jetzt spenden.

Licht für die Welt - Blinde in armen Ländern wieder sehend machen, ist das edle Ziel von Licht für die Welt. Auch humanitäre Nothilfe und Entwicklungszusammenarbeit sind zentrale Einsatzgebiete. Jetzt spenden.

Caritas Österreich - Von der Gruft für Obdachlose in Wien bis hin zum Ernährungszentrum für Babys im Südsudan, das Einsatzfeld der Caritas ist groß. Jetzt spenden.

Österreichisches Rotes Kreuz - Neben der Caritas die größte österreichische Hilfsorganisation. Das ÖRK ist weltweit in zahlreichen Kriegs- und Krisengebieten im Einsatz. Jetzt spenden.

SOS Kinderdorf - Schwerpunkt sind bekanntermaßen Betreuungseinrichtungen für verwaiste Kinder. Bei Katastrophen leistet die NGO in den Einsatzländern aber auch wichtige Nothilfe. Jetzt spenden.

World Vision Österreich - Mit einer sogenannten "Katastrophenspende" können auf der Vereinswebsite humanitäre Hilfsprojekte unterstützt werden, die akut Unterstützung benötigen. Jetzt spenden.