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Helfer auf vier Pfoten

Verschüttete Menschen durch Erdbeben, Gasexplosionen oder Lawinen. Verirrte oder vermisste Personen im Wald. Situationen, in denen jede Minute zählt, in denen schnelle und effiziente Hilfe gefragt ist, bilden das Einsatzfeld der Johanniter Rettungshunde. Mit ihren Halter*innen zu jeder Tages- und Nachtzeit einsatzbereit, und zwar ehrenamtlich.
Projekt des Monats: Johanniter Rettungshunde © spendeninfo.at / Kamera: Thomas Kronberger, Editing: Lisa Hummel
"Rettungshunde sind wichtig. Sie sind besser, schneller und effizienter als jedes technische Gerät", erklärt Hundetrainerin Margit Handl.

Dafür ist es nicht nur notwendig, dass Hunde so schnell wie möglich am Ort des Unfalls sind, um nach dem Geruch "Mensch" zu suchen. Eine sehr aufwendige und zeitintensive Ausbildung ist essentiell, um die Helfer auf vier Pfoten auf jede mögliche Situation vorzubereiten. Aus diesem Grund bildet die ehrenamtliche Hundeführerin gemeinsam mit den Johannitern seit 13 Jahren Rettungshunde aus – angefangen beim Bell- und Trackingtraining bis hin zur Flächen-, Lawinen- und Trümmersuche.
Rettungshund "Elsa" befindet sich gerade in Ausbilung.  © spendeninfo.at / Thomas Kronberger
Rettungshund "Elsa" befindet sich gerade in Ausbilung. © spendeninfo.at / Thomas Kronberger

Die Ausbildung der Hunde

Die Schulung ist dabei das A und O einer guten Hilfe in Notsituationen. Bis zu drei Jahre werden die tierischen Wegbegleiter bei Einheiten zweimal die Woche auf die verschiedensten Szenarien vorbereitet. Dabei stehen sowohl Geschicklichkeitstrainings auf Übungsplätzen, als auch Suchtrainings in Waldgebieten, Hausruinen und bei Lawinenkursen auf dem Plan. Das regelmäßige und kontinuierliche Training und die Weiterbildung der Hunde sind ausschlaggebend für die optimale Vorbereitung.

"Jeder Einsatz ist ein gewisses Abenteuer, jeder Einsatz ist anders. Man kann die Hunde auch nicht so ausbilden, wie bei anderen Prüfungen, wo ein gewisses Schema vorgelegt ist", berichtet Margit Handl. Deshalb müssen die Tiere auf möglichst viele und unterschiedliche Situationen geschult werden, lernen, richtig zu reagieren, wenn sie eine verletzte oder auch hysterische Person vorfinden. Und am allerwichtigsten: sie trainieren bei der Fährtenaufnahme, die Spur nicht zu verlassen und diese den Befehlen der Hundeführer*innen voranzustellen.
 
Aufgrund der zeitintensiven Ausbildung ist es erforderlich, das Training mit jungen Hunden, besser noch Welpen, zu starten. "Die Hunde brauchen Spieltrieb oder großen Futtertrieb, sollen menschenfreundlich sein und nicht älter als zwei Jahre", betont die erfahrene Leiterin der Rettungshundegruppe. Die Vierbeiner gehen nicht wegen dem Menschen selber auf die Suche, sondern weil sie genau wissen, dass sie bei abgeleisteter Arbeit eine Belohnung in Form von Essen oder Spielzeug bekommen. "Die Hunde machen das sehr gerne, für sie ist das ein Spiel", erläutert die ambitionierte Trainerin.

Natürlich spielt auch die Größe der Hunde eine Rolle. Ungeeignet ist demnach ein Chihuahua, der schlichtweg zu klein ist, um über Trümmer zu klettern, aber auch ein Berner Sennenhund, der aufgrund seiner Statur nicht gelenkig genug ist. Nach den ersten Wochen des Trainings stellt sich jedoch schnell heraus, ob eine Weiterführung der Schulung sinnvoll erscheint. Denn bis zur Abschlussprüfung betragen die Kosten des Kurses zwischen 30.000 und 40.000 Euro. Da die Johanniter die Ausbildungsgebühren übernehmen und nur geringe Nebenausgaben (wie etwa Fahrtkosten) für Hundebesitzer*innen anfallen, wird auf die Auswahl der Hunde genau geachtet.
Margit Handl engagiert sich als ehrenamtliche Rettungshundegruppen-Leiterin, Hundetrainerin und Hundeführerin bei den Johannitern. © spendeninfo.at / Thomas Kronberger
Margit Handl engagiert sich als ehrenamtliche Rettungshundegruppen-Leiterin, Hundetrainerin und Hundeführerin bei den Johannitern. © spendeninfo.at / Thomas Kronberger

Der Einsatz der Besitzer*innen

Auch wenn die Ausbildung der Hunde finanziert wird, müssen Hundebesitzer*innen vor allem über ausreichend zeitliche Ressourcen verfügen. Einerseits für die Trainingseinheiten und Prüfungen, andererseits auch im Sinne der Bereitschaft. Egal zu welcher Uhrzeit, an welchen Tagen, die Erreichbarkeit und Einsatzbereitschaft der ehrenamtlichen Hundeführer*innen ist Grundvoraussetzung. Nur so könne man schnelle und zuverlässige Hilfe gewährleisten.

Zudem soll der Zusammenhalt und das Klima innerhalb der Gruppe passen. Nicht nur die Rettungshunde, sondern auch die Besitzer*innen müssen miteinander auskommen. Tagelange Ausflüge und die regelmäßigen Treffen sind viel Freizeit, die miteinander verbracht wird. "Warum macht man es? Einfach weil man Freude an der Arbeit mit den Tieren hat. Weil man weiß, dass man Menschen helfen kann, immer wieder einmal. Und die Zusammenarbeit mit anderen Menschen und mit Hunden ist einfach was Schönes", wie die ambitionierte Leiterin unterstreicht.

Erste Hilfe für den Hund

Da aber jeder Einsatz auch mit Gefahren für den Hund verbunden ist, sind Margit Handl neben der Rettungshundeausbildung auch die Erste Hilfe Kurse für Hunde ein großes Anliegen. Immer wieder, auch im Alltag, kommt es zu Verletzungen, Vergiftungen und Erkrankungen der Tiere. Die Teilnehmer*innen des vierstündigen Unterrichts lernen vom Pfotenverband bis hin zur Reanimation, wie sie ihrem Hund helfen können bis sie beim nächsten Tierarzt sind. Deshalb bieten die Johanniter zweimal im Monat Kurse an, für Privatpersonen als auch Hundetrainer*innen geeignet. Eine Teilnahme an dem Kurs sei schließlich die perfekte Grundlage, "um mit dem Hund im Alltag besser gerüstet zu sein", so Handl.
Johanniter Rettungshund "Linnja" und Hundeführerin Margit Handl trainieren die Suche im Waldgebiet.  © spendeninfo.at / Thomas Kronberger
Johanniter Rettungshund "Linnja" und Hundeführerin Margit Handl trainieren die Suche im Waldgebiet. © spendeninfo.at / Thomas Kronberger

"Projekt des Monats" - Zahlen & Fakten

Johanniter Unfall Hilfe - Rettungshunde 
  • 2005 in Wien gegründet, Initiatorin Margit Handl
  • Team: Hunde, Hundeführer*innen, Helfer*innen
  • nur ehrenamtliche Mitarbeiter*innen
  • Ausbildungspreis pro Hund 30.000 bis 40.000 Euro, rein spendenfinanziert
  • kostenlose Ausbildung der Hunde durch Gebührenübernahme von Johannitern
  • Grundausbildung ca. 2 Jahre, 2-mal wöchentlich Training, regelmäßige Aus- und Weiterbildungen bzw. Prüfungen
  • Hundeschulung in Flächen- und Trümmersuche, aber auch Lawinensuche und Mantrailing
  • Kostenlose Vermisstensuche innerhalb 1 Std in Wien & Umgebung einsatzbereit (01 47 600)

Johanniter Unfall Hilfe Wien (Spenden steuerlich absetzbar)
IBAN: AT60 2011 1000 0494 0555
Kennwort: Rettungshunde