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Steigende Armut durch Teuerungen

Immer mehr Menschen in Österreich kommen durch die Inflation an ihre finanziellen Grenzen. In der kalten Jahreszeit ist die Frage ob Essen eingekauft oder die Wohnung geheizt werden soll, keine seltene mehr.
Euroscheine und Münzen
Immer mehr Haushalte in Österreich können sich die steigenden Kosten des alltäglichen Lebens kaum leisten. AK, Caritas und Volkshilfe fordern nachhaltige Unterstützungsmaßnahmen. © Pexels / Pixabay
Eine neue Erhebung der Statistik Austria belegt, dass Armut in Österreich weiter verbreitet ist als bisher bekannt, so die einleitenden Worte der heutigen Pressekonferenz der Arbeiterkammer Wien, Caritas Österreich und Volkshilfe Wien unter dem Thema "Essen oder heizen?". Durch die Teuerungen in immer mehr Bereichen des alltäglichen Lebens stehen einerseits zuvor schon armutsbetroffene Personen, andererseits auch immer mehr Menschen aus dem Mittelstand vor großen finanziellen Herausforderungen.

Den betroffenen Haushalten machen die schnell hintereinander folgenden Preisanhebungen sehr zu schaffen. Die Kosten für etwa Wohnen, Energie, Lebensmittel, Schule und Nachmittagsbetreuung können kaum noch beglichen werden. Pensionist*innen kommen mit ihrem Einkommen nicht mehr über die Runden und müssen sich um Nebenjobs kümmern, Kinder werden aus kostenpflichtiger Nachhilfe oder Kinderbetreuung genommen, um Geld zu sparen. Das eigentlich nicht unter die Armutsgrenze fallende Haushaltseinkommen reicht nicht aus.
Normalerweise und offiziell wird Armut ausschließlich anhand des Haushalts-Einkommens gemessen. Was dabei keine Berücksichtigung findet, ist die Frage, ob die Lebenshaltungskosten dadurch auch tatsächlich beglichen werden können. Gerade in Zeiten der Teuerung ist das ein immer größer werdender blinder Fleck. - Renate Anderl
Jeder fünfte Mensch in Österreich ist nach der neuen Erhebung armutsgefährdet, jede vierte Familie mit zwei Kindern kann alltägliche Ausgaben nicht mehr tragen. "Für viele Familien ist der Dezember dieses Jahr ein Monat voller Sorge was die eigene finanzielle Zukunft anlangt. Immer mehr Menschen melden sich auch bei uns, weil sie von den hohen Energiekosten und steigenden Lebensmittelpreisen immer mehr unter Druck geraten“, beschreibt Geschäftsführerin der Volkshilfe Wien Tanja Wehsely die Situation in der Bundeshauptstadt. Auch die Anfragen bei Caritas Österreich stiegen in den letzten Monaten rasant. Waren es vor der Teuerungswelle allein in Wien noch 17 Tonnen an Lebensmitteln, die an armutsbetroffene Menschen ausgegeben wurden, sind zurzeit 26 Tonnen notwendig, so die Generalsekretärin Anna Parr. Sie betont zudem die Hilfsorganisation habe die Not schon vor Monaten erkannt und die Hilfsangebote dementsprechend ausgebaut.

Maßnahmen zur Unterstützung

„Es ist erschreckend, dass sich in einem Land wie Österreich Menschen fragen, ob sie essen oder heizen sollen“, unterstreichen AK Präsidentin Renate Anderl, Caritas-Generalsekretärin Anna Parr und Volkshilfe Wien-Geschäftsführerin Tanja Wehsely bei der Pressekonferenz. Als Sozialstaat muss Österreich Armut verhindern, fordern die Rednerinnen, denn die Situation spitzt sich immer mehr zu. Und obwohl die von der Regierung getätigten Einmalzahlungen schon helfen, sei eine langfristige Lösung gefragt. Strukturelle Maßnahmen, um Menschen aus der Armut zu holen seien so etwa die dauerhafte Anhebung von Sozialleistungen, die Nettoersatzrate beim Arbeitslosengeld auf ein armutsfestes Niveau anzuheben und die Notstandshilfe an die Inflation anzupassen. Zusätzlich fordern AK, Caritas und Volkshilfe ein Antiteuerungspaket für das untere Einkommensdrittel, um die Situation für Betroffene langfristig zu entschärfen. "Ein Sozialstaat, der wirklich Armut verhindert, ist möglich. Dafür braucht es eine einzige Sache: den politischen Willen. Die Regierung muss unter Beweis stellen, dass sie Armut in unserem Land nicht hinnimmt", so AK Präsidentin Renate Anderl.

Niederschwellige Soforthilfe

In dem Artikel "Die Folgen der Teuerung" aus Juli diesen Jahres finden sich verschiedene Projekte zur Unterstützung von Betroffenen. Die Hilfsprogramme werden zu einem großen Teil von Spenden finanziert.

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Die größte Hilfsorganisation der römisch-katholischen Kirche in Österreich.
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