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Fastenzeit: bewusst gegen Lebensmittelverschwendung

Am heutigen Aschermittwoch, dem Beginn der Fastenzeit, starten viele Menschen ihren bewussten Verzicht. Doch während wir fasten oder hemmungslos Lebensmittel wegwerfen, gibt es genug Menschen, die von Hunger betroffen sind. Und das nicht zuletzt auch im eigenen Land.
Fastenzeit
Was wäre, wenn wir das ganze Jahr über bewusster einkaufen würden, statt Lebensmittel zu verschwenden? © Pixabay
Während die einen kein Fleisch essen, ehe der Osterschinken auf den Teller kommt, die anderen keinen Alkohol trinken oder Weitere dem Zucker entsagen, werden in Österreich ganzjährig immer noch viel zu viele Lebensmittel verschwendet. Konkret landen hierzulande jährlich 366.700 Tonnen Lebensmittel und Speisereste im Müll, so eine rezente Studie des Ökologie-Instituts. „Das hat katastrophale ökologische Folgen, die wir an unsere künftigen Generationen weitergeben. Würden alle Menschen so leben wie wir Österreicher*innen, bräuchten wir drei Erden“, betont der evangelische Bischof Michael Bünker in einer aktuellen Presseinfo der Diakonie Österreich.

Einkäufe planen statt Essen wegwerfen

Ganze 206.000 Tonnen des Nahrungsmülls in Österreich könnten vermieden werden, wenn die Konsument*innen genauer planen und nur das Nötigste in den Einkaufswagen befördern würden. Denn 1,3 Milliarden Euro sind es, die in Form von Lebensmitteln jährlich im Mistkübel landen. Damit könnte die Organisation Brot für die Welt in afrikanischen Ländern 92 Millionen Familien mit dürreresistentem Saatgut versorgen.

Und das ist kein hausgemachtes Problem. Die Europäische Kommission schätzt, dass im EU-Raum 173 Kilogramm Lebensmittel pro Person und Jahr weggeworfen werden, was in 88 Millionen Tonnen Abfall jährlich resultiert. Mehr als die Hälfte geht dabei auf die Kappe privater Haushalte.
Die Österreicher*innen gehören weiters zu jenen Ländern mit dem höchsten pro Kopf Verbrauch von Fleisch.

Mindestens haltbar für ein Mindestmaß an Bewusstsein

Gemüse, Brot und Milchprodukte landen am schnellsten im Mülleimer. Schuld daran: Konsument*innen verstehen das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) komplett falsch. „Mindestens haltbar bis“ sagt dabei eigentlich schon alles. Wenn ein Lebensmittel noch normal aussieht, gut riecht und auch so schmeckt, so gibt es überhaupt keinen Grund, es nach, und schon gar nicht vor, Ablauf des MHD wegzuschmeißen. Gut, dass es Organisationen wie die Wiener Tafel gibt, die Über- und Probeproduktionen, überschüssige Lagerbestände sowie fehletikettierte Waren Armutsbetroffenen zur Verfügung stellt.

Fastenzeit einmal anders

Statt den Verzicht in der Fastenzeit in den Vordergrund zu stellen: Wie wäre es einmal mit ganz anderen Ideen? Wir von spendeninfo.at haben ein paar Inspirationen für Sie zusammengetragen:

  • Einkaufen mit Herz & Hirn: Bewusster einkaufen und damit der Lebensmittelverschwendung gezielt den Kampf ansagen.
  • Spenden: unterstützen Sie eine gemeinnützige Organisation finanziell oder mit Ihrer Zeit, kaufen Sie der/dem Wohnungslosen auf der Straße einen Kaffee, engagieren Sie sich für Flüchtlinge oder spenden Sie nicht benötigte Kleidungsstücke an Hilfebedürftige.
  • Schalten Sie öfter mal Ihr Smartphone aus und genießen sie ganz bewusst Offlinezeit mit Ihren Liebsten. Vielleicht schnappen Sie sich statt der Fernbedienung auch ein Gesellschaftsspiel?
  • Verzichten Sie auf Negatives: immer nur lästern oder raunzen? Schreiben Sie sich jeden Abend auf, worüber Sie sich heute gefreut haben und wofür Sie dankbar sind.
Ostereier im Einkaufswagen
Schon bald gibt es nach Herzenslust Osterereier. Versprochen! © Pixabay

Fastenzeit: Wussten Sie schon, dass …?

Die Fastenzeit beginnt mit dem Aschermittwoch. Im Gottesdienst bezeichnet der Priester die Stirn der Gläubigen mit einem Aschekreuz, daher der Name. Die Fastenzeit dient als Vorbereitung auf Ostern. Sie beginnt unmittelbar nach dem Fasching, und sie endet mit der Osternacht. Seit dem Jahr 325 ist sie auf 40 Tage festgelegt, eine Zahl, die in der Bibel häufiger vorkommt. Die Sonntage in der Fastenzeit gelten nicht als Fastentage, und werden deshalb nicht mitgezählt.

Und nicht nur das Christentum fastet. Im Islam dürfen Muslime für 30 Tage zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang nicht essen, trinken und rauchen. Der Buddhismus hingegen lehnt Selbstkasteiung ab, hier stehen mit der Meditation Erleuchtung und innerer Frieden im Fokus. Im Judentum ist Jom Kippur der große Versöhnungs- und Fastentag, an welchem weder gegessen, getrunken noch geraucht werden darf. Die Orthodoxe Kirche verlangt ihren Gläubigen so einiges ab, und das gleich an vier mehrwöchigen Fastenzeiten im Kirchenjahr.

Und für all jene, denen Verzicht trotz internationaler Vergleiche schwer fällt: streichen Sie sich den 31. März, Karsamstag, schon einmal rot im Kalender an. Dann haben Sie es nämlich überstanden und dürfen nach Herzenslust in ein Schnitzel und/oder Schoko-Osterei beißen oder stundenlang in Ihr Smartphone starren.