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Die Spendenfreude der Österreicher*innen

Österreich wird nicht zum Spendenweltmeister gekürt. Dennoch steigen die Spenden kontinuierlich an und erreichen wohl auch 2018 eine neue Rekordhöhe.
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Insgesamt 60% der Östereicher*innen spenden, mit einem Durchschnittsbetrag von 113€ pro Person. © Christian Dubovan / Unsplash
Obwohl der Fundraising Verband Austria für 2017 die Prognose stellte, dass mit Spendeneinbußen zu rechnen ist, zeigten sich Österreicher*innen wie auch die Jahre zuvor spendenfreudig und unterstützten wohltätige Organisationen mit insgesamt 660 Millionen Euro. Auch für das Jahr 2018 scheint ein Anstieg erkennbar zu sein und eine neue Rekordsumme wird laut Berechnungen angesteuert. Österreich hält sich damit, wie auch in den vergangenen Jahren, beharrlich im Europäischen Mittelfeld.

Das generelle Wachstum der Spendeneinnahmen ist den neuen Technologien, der Umorientierung und Vergrößerung der Zielgruppen und auch der immer stärkeren Professionalisierung des Fundraisings zuzuschreiben. Neben den 50 größten Spendenorganisationen konnten auch die mittelgroßen mehr Spendengeldern lukrieren. Anders sieht es jedoch an der Front der kleineren Vereine aus. Die Datenschutzgrundverordnung aber auch die Auflagen für die neue Spendenabsetzbarkeit hatten hier einen eher negativen Einfluss und einen Rückgang beziehungsweise eine Stagnation der Beiträge zur Folge.
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Der beliebteste Spendenzweck bleibt auch im Jahr 2018 das Thema Kinder. © Abigail Keenan / Unsplash

Verteilung der Spenden

Insgesamt 60% der Bevölkerung spenden an eine karitative Organisation. Das bedeutet 6 von 10 Österreicher*innen helfen laut eigenen Angaben in finanzieller Hinsicht. Im Durchschnitt beträgt die Summe der getätigten Unterstützung pro Jahr 113€ pro SpenderIn, wobei sich die Altersgruppe der 35- bis 59-Jährigen am spendenfreudigsten zeigt. Österreich ist und bleibt somit ein Land der Kleinspenden. Obwohl es sehr viele Spender*innen gibt, ist der Betrag im internationalen Vergleich geringer. Beispielsweise liegt die Höhe der Spenden in Großbritannien im Durchschnitt bei 273€ pro Person.

Im regionalen Vergleich lassen sich auch Unterschiede feststellen. An der Spitze der Spendenpyramide stehen dieses Jahr die westlichen Bundesländer. Salzburg, Tirol und Vorarlberg führen mit 77% Spender*innenanteil und 139€ pro Person das Ranking an. Prozentuell gesehen bilden Oberösterreich mit 50% Spender*innenanteil und betragsmäßig Wien mit 80€ pro UnterstützerIn das Schlusslicht. Als beliebtestes Zahlungsmittel, trotz technischen Fortschritts, werden immer noch Erlagscheine genutzt.

Im Vergleich zum letzten Jahr haben sich die populärsten Spendenthemen der Österreicher*innen nicht verändert. An erster Stelle steht das Thema Kinder, dicht gefolgt von Tieren und der Katastrophenhilfe für das Inland. Obdachlose und Bettler*innen, sowie sozial Benachteiligte reihen sich noch mit zweistelliger Prozentzahl dahinter. Die restlichen Spendenzwecke, wie beispielsweise die Bekämpfung des Welthungers, erreichen hingegen nur noch 8-9% je Kategorie.

Auswahl der Organisation

Egal ob Kleinbetrag oder Großspende - wie sich die Spender*innen ihre Organisationen aussuchen beziehungsweise welche Spendenmotive im Hintergrund die Auswahl beeinflussen, liegt vor allem an der subjektiven Wahrnehmung. Die sympathische Ausstrahlung des Vereins ist dabei für mehr als die Hälfte der Unterstützer*innen ausschlaggebend, genauso wie Einzelschicksale, die das Mitgefühl ansprechen. Die Sicherheit, dass die Spende ankommt und auch der Fakt, dass Not betroffen macht sind weitere Gründe für die Wahl der Organisation. Vor allem Frauen werden im Vergleich eher durch das persönliche Empfinden, das Mitleid und die Betroffenheit durch die Not anderer beeinflusst.

Die Sicherheit der zweckgemäßen Verwendung der Spende ist auch eines der Hauptargumente von Nichtspender*innen. Die Vorurteile und Befürchtungen, dass Organisationen nicht effizient genug arbeiten, die Spenden beliebig einsetzen und das vermutete Resultat, dass die Spende nichts bewirken könnte, halten sich bei Kritiker*innen hartnäckig.
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10% der österreichischen Spender*innen begünstigen Organisationen in ihrem Testament - Tendenz steigend. © Pexels / pixabay

Trends und Entwicklungen

Der Trend, einen Teil seiner Verlassenschaft einer gemeinnützigen Organisation zu hinterlassen, zeichnet sich klar ab. Rund 60 Millionen Euro und somit 10% der Spendeneinnahmen werden jährlich auf diesen Weg gespendet - Tendenz steigend. Vor allem der Wunsch, nach seinem Ableben noch etwas Gutes zu tun, ist ausschlaggebend, besonders bei kinderlosen Personen. Werbeaktionen und Initiativen wie zum Beispiel des Vereins Vergissmeinnicht machen die Thematik seit 2012 auch medial präsenter und informieren umfassend über die Option der Testamentsspende.

Zusätzlich appellieren Organisationen an Spender*innen, Dauerspenden in Betracht zu ziehen. Denn kontinuierliche Zuwendungen bedeuten Sicherheit für zukünftige Planung. Hilfsorganisationen wie das SOS-Kinderdorf mit seinen Kinder-Patenschaften oder auch die Straßenzeitung Augustin mit dem Projekt Liebhaber*innen bieten die Möglichkeit der regelmäßigen Unterstützung an. Auch wenn einzelne Spenden viel bewirken, bieten Dauerspenden größere Sicherheit, um Hilfsprojekte langfristig und ohne Unterbrechung unterstützen zu können. Durch die finanzielle Absicherung kann in den besten Fällen auch flexibel und unabhängig in Notsituationen geholfen werden und es ermöglicht der Organisation neben der einfacheren Planung auch eine nachhaltige Alternative mit weniger Verwaltungskosten.

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