Skip to main content

Vernachlässigte tropische Krankheiten: Lymphatische Filariose

Die NTD ist auch unter dem Namen Elephantiasis bekannt. Die durch Moskitos übertragene Infektion zerstört nach und nach das Lymphsystem.
Mikroskopische Aufnahme
Mithilfe eines Mikroskops können die Würmer sowie Mikrofilarien im Blut nachgewiesen werden. © Piotr Zakrzewski / Pixabay
Die lymphatische Filariose ist eine parasitäre Infektionskrankheit, die durch Mücken von Mensch zu Mensch übertragen wird. Durch den Stich eines infizierten Insekts gelangen Fadenwürmer der Gattung Filariodidea in die Blutbahn und vermehren sich dort. Der Mensch gilt als Hauptwirt dieser Krankheit. Die Parasiten wachsen mit der Zeit zu adulten Würmern heran, die eine Länge von vier bis zehn Zentimeter erreichen können. Adulte Tiere produzieren Millionen von Larven, sogenannte Mikrofilarien, die sich weiter im Blut und im Lymphsystem verbreiten. Nach und nach schädigen die Parasiten dann das Lymphsystem. Das Lymphsystem ist generell dafür zuständig Infektionen in unserem Körper zu bekämpfen. Die Lymphknoten filtern etwa Bakterien, Fremdkörper und Schadstoffe, um die gereinigte Flüssigkeit wieder ins Blut zu lassen. Durch die Besiedlung der Parasiten wird diese Funktion zerstört und es kann zu Entzündungen des Lymphsystems und zu Lymphstau kommen.

Erste Anzeichen für eine Infektion können bei Menschen, die in den betroffenen Gebieten leben, Fieber und Schmerzen in den Gliedmaßen sein. Auch angeschwollene Lymphknoten sind ein Indiz. In einem vorangeschrittenen Stadium kommt es zu Lymphödemen, Hautveränderungen und abnormalen Schwellungen. Zudem greifen die Fadenwürmer die Nieren und das Immunsystem der Patient*innen an. Wird die Krankheit mit den Jahren chronisch, kann eine dauerhafte Behinderung entstehen.

Elephantiasis tropica

Die extremste Form der lymphatischen Filariose ist die Elephantiasis tropica. Die chronische Erkrankung wird durch dem dauerhaften Stau der Lymphflüssigkeit ausgelöst. Betroffene weisen eine abnorme Vergrößerung eines Körperteils - etwa der Beine - auf, sowie Verhärtungen der Haut. Elephantiasis tropica ist sehr schmerzhaft und kann nach mehrjähriger Erkrankung zu einer dauerhaften Behinderung werden. "Die Patient*innen sind nicht nur körperlich eingeschränkt, sondern erleiden auch geistige, soziale und finanzielle Verluste, die zu Stigmatisierung und Armut führen", hält die WHO dazu fest.

Vorkommen & Fälle

Rund 880 Millionen Menschen in insgesamt 44 Ländern weltweit sind nach wie vor gefährdet an lymphatischer Filariose zu erkranken, betont die Weltgesundheitsorganisation. Allein im Jahr 2018 wurde eine Infektion in 51 Millionen Fällen nachgewiesen. Obwohl dies einen Rückgang um 74 Prozent seit Beginn des Globalen Programms der WHO zur Eliminierung der lymphatischen Filariose im Jahr 2000 festhält, zählt die parasitäre Infektion weiterhin zu den "big five" der vernachlässigten tropischen Krankheiten.

Erkrankten Menschen finden sich in allen Altersgruppen. "Während die Infektion im Kindesalter erworben werden kann, können ihre sichtbaren Manifestationen wie Ödeme an den Gliedmaßen später im Leben auftreten und zu vorübergehender oder dauerhafter Behinderung führen", so die WHO. Darum sei es wichtig kontinuierlich und weitreichend gegen die Infektionskrankheit vorzugehen. Das Vorkommen ist auf die Tropen und Subtropen Asiens, Afrikas, des westlichen Pazifiks und Teilen der Karibik und Südamerikas ausgeweitet. Um die Ausbreitung und die Erkrankungen zu minimieren arbeitet die Weltgesundheitsorganisation mit der Taktik der Massenverabreichung von Arzneimitteln (MDA). Dabei erhalten Menschen in Risikogebieten eine jährliche Medikamentendosis. Die eingesetzten Medikamente haben zwar eine begrenzte Wirkung auf adulte Parasiten, jedoch reduzieren sie wirksam die Dichte der Mikrofilarien im Blutkreislauf und verhindern die Ausbreitung der Parasiten auf Mücken und somit die Ansteckungsgefahr innerhalb der gefährdeten Bevölkerungsgruppen. Zum Einsatz kommen etwa die Medikamente Albendazol, Ivermectin und Diethylcarbamazine Citrate in verschiedenen Mengen, je nachdem ob noch andere Krankheiten in der Region verbreitet sind.

Dank der Arbeit der WHO konnten in mittlerweile 17 Ländern und Gebieten die Eliminierung der lymphatischen Filariose als Problem der öffentlichen Gesundheit erreichen werden (siehe Karte unterhalb). Ziel ist es diesen Zustand in den nächsten Jahren weltweit zu erwirken.