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Lepra - Die Angst vor den "Aussätzigen"

Die Krankheit ist heilbar und nur durch langfristigen, engen Kontakt übertragbar. Trotzdem werden Lepra-Kranke in Entwicklungsländern von der Gesellschaft ausgeschlossen. Denn die Furcht einer Ansteckung sitzt tief im Bewusstsein der Menschen.
vier rote Spielfiguren schließen eine schwarze Spielfigur aus
In Ländern des globalen Südens werden Lepra-Erkrankte aufgrund der Angst vor Ansteckung von der Gesellschaft oft ausgeschlossen. © unplash / Markus Spiske
Lepra, oder auch Aussatz, ist eine der ältesten Krankheiten der Welt. Schon Hieroglyphenzeichnungen in Ägypten oder Erwähnungen in der Bibel dokumentieren die chronische Infektionskrankheit. Vor allem in der Antike und im Mittelalter stellte Lepra ein großes Problem dar, so die Überlieferungen. 1873 wurde die Krankheit durch den Norweger Gerhard Armauer Hansen endgültig nachgewiesen. Der Arzt und Zoologe identifizierte in wissenschaftlichen Untersuchungen die Gegebenheit, dass Lepra über Bakterien übertragbar ist. Seine Erkenntnisse sind auch Grund dafür, dass Lepra unter alternativen Bezeichnungen wie Morbus Hansen oder Hansen-Krankheit bekannt ist. In Ländern mit guter Gesundheitsversorgung ist Lepra so gut wie ausgerottet. In vielen Entwicklungsländern wie zum Beispiel Indien, Brasilien und Indonesien, hingegen leider immer noch ein Problem.
Betroffen sind vor allem die Haut, die peripheren Nerven, die Schleimhäute der oberen Atemwege und die Augen. Lepra tritt bekanntlich in jedem Alter auf, vom frühen Säuglingsalter bis zum hohen Alter.
- Weltgesundheitsorganisation
Vorkommen
Die bakteriell übertragene Krankheit Lepra kommt hauptsächlich in den ländlichen Gebieten Südostasiens, Chinas, des tropischen Afrikas und Südamerikas vor. Vereinzelte Fälle finden sich auch in beispielsweise der USA und den pazifischen Inseln, wobei diese sehr selten sind. Die Zahl der weltweiten Neuinfektionen ist seit Jahrzehnten deutlich rückläufig. In Österreich zählt die Krankheit als meldepflichtig.

Krankheitsbild
Veränderte Hautoberflächen, Schleimhäute und Knochen sind seit Jahrzehnten ein Symbolbild der Krankheit Lepra. Der bakterielle Erreger Mycobacterium leprae befällt bei einer Infektion etwa die Haut und das Nervensystem, betroffenen Stellen werden taub und gefühllos. Erkrankte bemerken dadurch beispielsweise nicht, dass sie sich verletzten, zudem verharmlost der fehlende Schmerz die Gefahr der Wunde. Wird keine adäquate Behandlung durchgeführt, kann sich die Blessur mit z.B. Tetanus infizieren, in extremen Fällen stirbt der betroffene Körperteil ab. Typische Abbildungen von an Lepra Erkrankten zeigen etwa verstümmelte Gliedmaßen oder stark veränderten Knochenformationen, welche auf die fehlenden Therapie von Verletzungen zurückzuführen sind. Lepra allein ist nicht für Behinderungen verantwortlich.

Ansteckung
Das Ansteckungsrisiko bei Lepra ist eher gering. Nur durch einen langfristigen engen Kontakt, bei etwa der Pflege von erkrankten Angehörigen, infizieren sich Menschen durch Tröpfchenübertragung, so die Vermutung. Oft spielen auch mangelnde Hygiene, Unterernährung und ein infolge geschwächtes Immunsystem eine Rolle in Bezug auf das Infektionsrisiko. Die Inkubationszeit durch das Mycobacterium leprae ist sehr lange. Abhängig von der Resistenz des Immunsystems wird die Infektionszeit im Schnitt auf fünf Jahre geschätzt, kann aber auch nach einigen Monaten oder über 20 Jahren auftauchen.
Medikamente liegen auf einer roten Oberfläche
Durch den Einsatz von verschieden Antibiotika kann Lepra geheilt werden. © pexels / Anna Shvets
Behandlung
Lepra gilt grundsätzlich als heilbar. Die Heilungschancen und die geeignete Therapieform hängen von der Erscheinungsform und dem Fortschritt der Erkrankung ab. Die Behandlung wird in Form von einer Multidrug Therapy (MDT) durchgeführt. Daher werden je nach Stadium der Krankheit Antibiotika verschrieben. "Obwohl schon heilbar, werden Betroffene in vielen Ländern aus der Gesellschaft ausgeschlossen, Menschen scheuen sich ehemaligen Leprakranken zu nahe zu kommen oder sie zu berühren", hält die WHO die Situation fest. In vielen Ländern, in welchen vermehrt Fälle vorkommen, gibt es teils eigene Behandlungszentren für Leprakranke. Und obwohl die Anzahl der Erkrankten jährlich sinkt, wurden 2019 weltweit 202.256 neue Leprafälle registriert, eine Angabe die jedoch durch die Corona-Pandemie verfälscht sein könnte.

Ziel: Die Eliminierung von Lepra

Wie schwer die Ausrottung der Krankheit ist, zeigt sich allein darin, dass noch Jahrzehnte nach der Entdeckung einer Behandlung noch über 200.000 Fälle pro Jahr registriert werden. Einerseits erschwert die lange Inkubationszeit das Aufspüren und die Behandlung von betroffenen Menschen. Andererseits müssen die zugrundeliegenden Probleme wie etwa Unterernährung und mangelnde Hygiene genauso gelöst werden. Zudem ist die medikamentöse Versorgung von Leprakranken mit Kosten verbunden. Die Medikamente für armutsbetroffene Menschen dadurch kaum finanzierbar. Dennoch hat sich die Weltgesundheitsorganisation zum Ziel gesetzt, Lepra auszurotten. Dies könne nur durch die Unterbrechung der Übertragung realisiert werden, so die WHO.
Wichtig ist, dass die geschädigten Menschen einen Weg zurück in die Gesellschaft finden können und die Gesellschaft den ehemaligen Leprakranken aufnahmebereit gegenübertritt. 
- plan:g
Außerdem sei es notwendig den Menschen die Angst vor der Ansteckung durch ehemalige Betroffene zu nehmen. Umfassende Aufklärung und Einbezug der Menschen in das gesellschaftliche Leben sei der Schlüssel zum Erfolg. "Es erfordert auch ein Umdenken damit Lepra keine Quelle von Scham oder Vorurteilen mehr ist. Wir müssen alle Barrieren für diejenigen beseitigen, die medizinische Hilfe suchen“, betonen die United Nations. Denn nur so können auch Menschen mit Lepra vollwertige Mitglieder der Gesellschaft sein.
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plan:g im Einsatz

Die Stiftung, die bis Februar 2018 unter dem Namen Aussätzigen-Hilfswerk Österreich auftrat, bekämpft Armutskrankheiten wie Lepra in Entwicklungsländern. Der Verein unterstützt Betroffene, indem die nachhaltige Entwicklung des Gesundheitssektors gefördert und dadurch die soziale Inklusion der Bedürftigen bezweckt wird. In Bezug auf Lepra werden so Projektaktivitäten wie etwa Informationsverteilung und der Zugang zu Gesundheitseinrichtungen umgesetzt.
 

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