Vernachlässigte tropische Krankheiten: Schistosomiasis
Die Infektion wird von Saugwürmern ausgelöst, die in bestimmten Süßwasser-Quellen leben. Ein Kontakt mit dem Wasser reicht für eine Ansteckung aus.
Schwimmen, waten oder sogar nur der Kontakt mit Spritzwasser von einigen Süßwassergewässern, kann in bestimmten Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika mit Gefahren für die Gesundheit verbunden sein. Denn warme und meist stehende Quellen bieten den perfekten Lebensraum für Süßwasserschnecken, die eine für den Menschen gefährliche Krankheit auslösen können: Schistosomiasis. Die Schnecken fungieren in diesen Gewässern als Zwischenwirte der Krankheit. Die eigentlichen Erreger sind 1–2 cm lange Saugwürmer der Gattung Pärchenegel, deren Wimpernlarven die Süßwasserschnecken befallen. In den Schnecken entwickeln sich die Larven zu sogenannten Zerkarien weiter, welche in das Wasser abgegeben werden. Diese wiederum können sich bei einem Kontakt mit menschlicher Haut darin einbohren und gelangen dann über Lymph- und Blutgefäße in die Venen. Je nach Gattung reifen die Zerkarien zum Beispiel in der Darm- oder Harnwand des infizierten Menschen zu Pärchenegeln heran und pflanzen sich fort. Der Mensch gilt deshalb als Hauptwirt. Über Urin oder Faeces werden die in großen Mengen produzierten Eier in die Umwelt entlassen - der Kreislauf beginnt von vorne. Die adulten Würmer können jahrelang im Menschen überleben und bei fortwährender Erkrankung zu lebensbedrohlichen Schädigungen der Organe führen.
Menschen infizieren sich bei routinemäßigen landwirtschaftlichen, häuslichen, beruflichen und Freizeitaktivitäten, bei denen sie verunreinigtem Wasser ausgesetzt sind. - WHO
Eine Infektion mit den Parasiten löst bei vielen Personen einen stark juckenden Ausschlag aus, in jenem Bereich in dem die Zerkarien eindringen. Nach einigen Wochen kämpfen Erkrankte mit Fieber, Schüttelfrost, Muskelschmerzen, Erschöpfung, Übelkeit, Bauchschmerzen und je nachdem welche Art für den Befall verantwortlich ist, werden Probleme mit etwa dem Darm oder der Harnblase festgestellt. Ein akuter Verlauf der Krankheit wird auch Katayama-Fieber genannt. Um eine richtige Diagnose zu erhalten und andere Erkrankungen ausschließen zu können, ist ein erster Anhaltspunkt die Aufklärung des medizinischen Personals über den Kontakt mit (kontaminierten) Süßwasser. Im weiteren Verlauf werden Harn- und Stuhlproben untersucht, oder wenn notwendig auch Gewebeproben des Darms oder der Blase entnommen und unter dem Mikroskop untersucht, um mögliche Eier zu entdecken. Fällt die Diagnose auf Schistosomiasis verabreicht der Arzt beziehungsweise die Ärztin das Anthelminthikum namens Praziquantel. Eine einmalige Verabreichung reicht bei den meisten Erkrankten aus, um die Parasiten abzutöten. Nach rund zwei Monaten wird eine erneute Kontrolle durchgeführt, um einen fortlaufenden Befall ausschließen oder vorhandene Parasiten weiter bekämpfen zu können. In einem frühen Stadium ist eine Erkrankung gut behandelbar. Chronischen Infektionen hingegen können irreversible Schäden an den Organen verursachen.
Bekämpfung von Bilharziose
Die vernachlässigte tropische Krankheit ist auch unter den Namen Bilharziose bekannt und bedroht die Gesundheit von rund 250 Millionen Menschen weltweit. "Mangelnde Hygiene und bestimmte Spielgewohnheiten von Schulkindern, wie Schwimmen oder Angeln in verseuchten Gewässern, machen sie besonders anfällig für Infektionen", hält die Weltgesundheitsorganisation fest. Ein weiteres Problem stellen die fehlenden sanitären Einrichtungen und die schlechte Abwasserhandhabung in armutsbetroffenen Gebieten dar, die eine Verbreitung der Schistosomiasis begünstigen. Mithilfe von regelmäßiger großflächiger Behandlung der in Endemiegebieten lebenden Bevölkerung mit der Vergabe von Praziquantel versucht die WHO einer Verbreitung seit Jahren entgegenzuwirken. Zudem wird laufend daran gearbeitet die sichere Trinkwasserversorgung, sowie den Aufbau angemessener sanitärer Einrichtungen voranzutreiben. "In den letzten zehn Jahren wurden die Behandlungskampagnen in einer Reihe von Ländern südlich der Sahara, in denen die meisten gefährdeten Menschen leben, ausgeweitet. Diese Behandlungskampagnen führten zu einem Rückgang der Prävalenz von Bilharziose bei Kindern im schulpflichtigen Alter um fast 60 %", hält die Weltgesundheitsorganisation die Fortschritte in dem Bereich fest. Ziel ist es, wie bei allen anderen NTDs, die Krankheit schnellstmöglich auszurotten.