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Vernachlässigte tropische Krankheiten: Leishmaniose

Winzige Sandmücken übertragen durch Bisse die parasitäre Erkrankung auf Mensch als auch Tier.
Bild von eine trockenen Hautsstelle
Die Hautleishmaniose ist die häufigste Form der Parasiteninfektion. Charakteristisch für eine Erkrankung sind Hautknötchen und Papeln. © Karolina Grabowska / Pexels
Anders als es der Name vermuten lässt, halten sich Sandmücken nicht vorwiegend im Sand auf. Den Namen trägt das Insekt aufgrund der Farbgebung des Körpers. Die Mücke ist etwa zwei Millimeter groß, hat haarige Flügel, einen beigen Körper und schwarze knopfförmige Augen. Obwohl sie so klein und unscheinbar ist, kann die Mücke eine tödliche Krankheit übertragen: Leishmaniose. Die Erkrankung wird durch einen Parasit ausgelöst, den Sandmücken durch das Stechen von infizierten Wild- und Haustieren, sowie Menschen aufnehmen und weiter verbreiten.

Die Krankheit ist vor allem in den Tropen und im östlichen Afrika verbreitet, wobei aufgrund der klimatischen Veränderungen auch immer mehr Fälle im Mittelmeerraum verzeichnet werden (die am stärksten betroffene Gebiete sind in der Karte unterhalb verzeichnet). Schätzungen zufolge erkranken jährlich zwischen 700.000 und einer Millionen Menschen neu an Leishmaniose, doch nur ein kleiner Teil derjenigen, die mit Parasiten infiziert sind, entwickelt die Krankheit, so die WHO.
Der Klimawandel beeinflusst die Ausbreitung der Leishmaniose durch Temperatur- und Niederschlagsänderungen, die sich auf die Größe und geografische Verteilung der Sandmückenpopulationen auswirken. - World Healt Organization

Formen der Leishmaniose

Eine Infektion mit den Parasiten kann sich auf die Haut, die Schleimhäute in Nase, Mund oder Rachen oder auf die inneren Organe wie Leber, Milz und Knochenmark auswirken - je nachdem welche der drei Formen der Leishmaniose ausbricht. Zudem ist der Verlauf von der Immunabwehr von Patient*innen und der Spezies des Erregers abhängig. Es wird zwischen viszeraler, kutaner und muköser Variante unterschieden:

Viszerale Leishmaniose
Diese Form ist auch als innere Leishmaniose oder Dum-Dum-Fieber, Schwarzes Fieber oder Kala-Azar bekannt und betrifft innere Organe. Symptome sind beispielsweise unregelmäßige Fieberschübe, Gewichtsverlust, eine Leberschwellung mit einer begleitenden Milzschwellung, sowie die braunschwarze Pigmentierung von trockenen Hautstellen. Wird eine Therapie verabsäumt enden rund 95 Prozent der Krankheitsfälle tödlich.

Kutane Leishmaniose
Als häufigste Erkrankungsart beschränkt sich die kutane Leishmaniose auf eine Veränderung der Haut. Betroffene erkennen anfangs beispielsweise eine Rötung der Einstichstelle, welche sich im weiteren Verlauf durch Knötchen und Papeln bemerkbar macht. Auch nicht schmerzhafte Geschwüre sind ein Anzeichen für Hautleishmaniose, welche jedoch mit der Zeit von selbst abheilen. Sehr oft sind Bereiche im Gesicht betroffen.

Muköse / mukokutane Leishmaniose
Bei dieser Form bilden sich vorwiegend verstümmelnde Geschwüre der Mund-, Nasen- und Rachenschleimhäute, auch die Haut ist befallen. In späteren Stadien der Erkrankung befallen die Parasiten zudem Organe wie die Luftröhre oder den Kehlkopf. Ein Merkmal der Schleimhautleishmaniose ist zudem, dass Hautläsionen nicht abheilen. Die mukokutane Infektion kann als Folgeerkrankung der kutanen Leishmaniose auftreten, falls diese nicht behandelt wird.
Leishmaniosis Erklärvideo der Weltgesundheitsorganisation. (englisch) © WHO
Die Behandlung dieser Krankheit ist komplex und schwierig, wegen der Toxizität der zur Verfügung stehenden Medikamente, der Resistenz des Parasiten in bestimmten Gebieten und dem Preis der Medikamente. Manche Wirkstoffe sind bei ihrer Verabreichung auch schmerzhaft. - Ärzte ohne Grenzen
Der Schweregrad der Erkrankung hängt zu einem großen Teil vom allgemeinen gesundheitlichen Zustand der Patient*innen ab. Unterernährung, ein schwaches Immunsystem und ein Mangel an zum Beispiel Vitamin A oder Zink erhöhen das Risiko eines Krankheitsausbruches. Zudem fördern schlechte häusliche Hygienebedingungen die Ansteckungsgefahr. Besonders armutsbetroffene Personen sind deswegen einem viel höheren Risiko ausgesetzt an Leishmaniose zu erkranken, was wiederum die Listung in den "Vernachlässigten tropischen Krankheiten" erklärt.

Eine Infektion ist relativ einfach nachzuweisen. Ärzt*innen können diese durch eine Blutabnahme oder einen Schnelltest feststellen. Die Behandlung der gefährlicheren Form, die nicht von selbst abheilt, ist entgegen schwieriger. Die Parasiten erweisen sich als sehr resistent und Medikamente als teuer. Die Vorgehensweise und der Einsatz der einzelnen Medikamente muss für alle Patient*innen individuell festgelegt werden, da Faktoren wie Begleiterkrankungen, Erregerform und die Schwere der Krankheit abgewägt werden müssen. Die Behandlungskosten übersteigen in vielen Fällen das Haushaltsbudget betroffener Familien. "Leishmaniose ist eine behandelbare und heilbare Krankheit, die ein immunkompetentes System erfordert, da Medikamente den Parasiten nicht aus dem Körper entfernen können und daher das Risiko eines Rückfalls besteht, wenn eine Immunsuppression auftritt", hält die Weltgesundheitsorganisation zudem fest. Ein Ansatz um Leishmaniose in den Griff zu bekommen, ist - wie bei anderen von Insekten übertragenen Infektionen - die Prävention von Ansteckungen durch Aufklärungskampagnen und Kontrollprogramme, sowie die Finanzierung von kostenloser medizinischer Versorgung.