Das "Seefeuer" des 21. Jahrhunderts
Eine historische Brandwaffe auf See, oder das hoffnungsvolle Signal eines Leuchtturms. Der Film "Seefeuer" verarbeitet die begriffliche Doppeldeutigkeit in Form zweier konträrer Filmwelten; der lebensgefährlichen Mittelmeerüberfahrt und dem profanen Alltag auf Lampedusa.
Zwei parallele Filmstränge, oder "abgegrenzte Welten" wie es Regisseur Gianfranco Rosi benennt, werden in der italienisch-französischen Produktion mit dem Originaltitel "Fuocoammare" verarbeitet. Der Alltag der Inselbewohner*innen trifft auf den Überlebenskampf der nach Europa flüchtenden Menschen.
Zwei konträre Welten
Der zwölfjährige Samuele Pucillo verbringt seine schulfreien Nachmittage damit, alleine oder mit seinem Freund Steinschleudern zu bauen und das Zielen zu üben. In einer Szene schnitzen die Buben Gesichter in Kakteen und beschießen diese; im Anschluss werden die verwundeten Kakteen behutsam verarztet.
Wie es bereits der Großvater war, ist auch der Vater Samueles Fischer. Während eines Unwetters erzählt Samueles Großmutter Maria dem Buben von dem Seefeuer, das sich im zweiten Weltkrieg ereignete und die Meeresoberfläche rot färbte. Auch Samuele möchte einmal Fischer werden.
Bei der Ultraschalluntersuchung einer schwangeren Frau erklärt der einzige Mediziner Lampedusas, Dr. Pietro Bartolo, trotz der sprachlichen Barriere mit viel Geduld wie es um die Gesundheit der ungeborenen Zwillinge steht. In einer anderen Szene berichtet der betroffene Arzt von seinen Erfahrungen mit Flüchtlingen, darüber wie schwer es sei, tote Kinder identifizieren zu müssen, die entkräfteten und verletzten Menschen zu verarzten. "Wie soll man sich an tote Kinder gewöhnen, oder an tote schwangere Frauen?", entgegnet der Mediziner der Frage, ob er sich nicht an die grausamen Bilder gewöhne. Pietro Bartolo stellt damit sogleich die Verknüpfung zur anderen Seite des Filmes dar.
In der zweiten dargestellten Welt der Dokumentation werden die Bilder verletzter, verzweifelter und toter Menschen in unkommentierter Form präsentiert. Die vor Hunger und Verfolgung überwiegend aus Afrika flüchtenden Menschen sehen die lebensbedrohliche Reise als einzigen Ausweg. Diejenigen, die die Überquerung der Sahara, den oft jahrelangen Gefängnisaufenthalt in Libyen und schließlich die Überfahrt über das so tödliche Mittelmeer überlebt haben, sind von Gott gesegnet, betont ein junger afrikanischer Mann in seinem Sprechgesang in einer Szene im überfüllten Auffanglager Lampedusas.
In der Schlussszene sind mehrere Decks eines Schiffes zu sehen, deren Böden mit offenbar bei ihrer Überfahrt verstorbenen Menschen bedeckt sind.
Wie es bereits der Großvater war, ist auch der Vater Samueles Fischer. Während eines Unwetters erzählt Samueles Großmutter Maria dem Buben von dem Seefeuer, das sich im zweiten Weltkrieg ereignete und die Meeresoberfläche rot färbte. Auch Samuele möchte einmal Fischer werden.
Bei der Ultraschalluntersuchung einer schwangeren Frau erklärt der einzige Mediziner Lampedusas, Dr. Pietro Bartolo, trotz der sprachlichen Barriere mit viel Geduld wie es um die Gesundheit der ungeborenen Zwillinge steht. In einer anderen Szene berichtet der betroffene Arzt von seinen Erfahrungen mit Flüchtlingen, darüber wie schwer es sei, tote Kinder identifizieren zu müssen, die entkräfteten und verletzten Menschen zu verarzten. "Wie soll man sich an tote Kinder gewöhnen, oder an tote schwangere Frauen?", entgegnet der Mediziner der Frage, ob er sich nicht an die grausamen Bilder gewöhne. Pietro Bartolo stellt damit sogleich die Verknüpfung zur anderen Seite des Filmes dar.
In der zweiten dargestellten Welt der Dokumentation werden die Bilder verletzter, verzweifelter und toter Menschen in unkommentierter Form präsentiert. Die vor Hunger und Verfolgung überwiegend aus Afrika flüchtenden Menschen sehen die lebensbedrohliche Reise als einzigen Ausweg. Diejenigen, die die Überquerung der Sahara, den oft jahrelangen Gefängnisaufenthalt in Libyen und schließlich die Überfahrt über das so tödliche Mittelmeer überlebt haben, sind von Gott gesegnet, betont ein junger afrikanischer Mann in seinem Sprechgesang in einer Szene im überfüllten Auffanglager Lampedusas.
In der Schlussszene sind mehrere Decks eines Schiffes zu sehen, deren Böden mit offenbar bei ihrer Überfahrt verstorbenen Menschen bedeckt sind.
Eine Insel im Fokus der Weltöffentlichkeit
Gianfranco Rosi war nicht der erste Dokumentarfilmer, der in den vergangenen Jahren die italienische Insel besuchte, um ihr Schicksal ins Bewusstsein der europäischen Öffentlichkeit zu rücken: "Lampedusa im Winter" (2015) des Österreichers Jakob Brossmann zeigt eindrucksvoll den Alltag der Inselbewohner*innen, der nicht ausschließlich von der Rettung und Versorgung von Flüchtlingen bestimmt wird. Besonders im Winter, wenn weniger Menschen die lebensgefährliche Überfahrt aus Afrika wagen, rücken kurzzeitig die eigenen Sorgen in den Mittelpunkt.
So besticht "Lampedusa im Winter" durch seine einfühlsame Annäherung an die Bevölkerung, ohne dabei auf die eingehenden Notrufe aus dem Mittelmeer oder die verbliebenen Flüchtlinge im Camp zu vergessen. Während Brossmanns Dokumentarfilm anhand unterschiedlicher Charaktere den lebendigen Alltag einer Inselgemeinschaft skizziert, fokussiert "Seefeuer" auf den jungen Samuele, der beim Publikum jedoch kaum Empathie hervorzurufen vermag. Rosis Werk ist eher das Portrait eines Burschen, in dessen unmittelbarer Nähe zwar eine humanitäre Katastrophe passiert, die ihn aber nicht zu betreffen scheint.
Um die Zuseher*innen dennoch an die tagtägliche Tragik auf hoher See zu erinnern, fallen die parallel gezeigten Szenen von Rettungseinsätzen umso heftiger aus. "Seefeuer" besticht also nicht durch Ausgewogenheit, sondern durch die brutale Gegenüberstellung eines unbekümmerten jungen Protagonisten und dehydrierte, schwach zuckende Körper, die aus den Booten gezogen und aus Platzmangel übereinander gelegt werden.
So besticht "Lampedusa im Winter" durch seine einfühlsame Annäherung an die Bevölkerung, ohne dabei auf die eingehenden Notrufe aus dem Mittelmeer oder die verbliebenen Flüchtlinge im Camp zu vergessen. Während Brossmanns Dokumentarfilm anhand unterschiedlicher Charaktere den lebendigen Alltag einer Inselgemeinschaft skizziert, fokussiert "Seefeuer" auf den jungen Samuele, der beim Publikum jedoch kaum Empathie hervorzurufen vermag. Rosis Werk ist eher das Portrait eines Burschen, in dessen unmittelbarer Nähe zwar eine humanitäre Katastrophe passiert, die ihn aber nicht zu betreffen scheint.
Um die Zuseher*innen dennoch an die tagtägliche Tragik auf hoher See zu erinnern, fallen die parallel gezeigten Szenen von Rettungseinsätzen umso heftiger aus. "Seefeuer" besticht also nicht durch Ausgewogenheit, sondern durch die brutale Gegenüberstellung eines unbekümmerten jungen Protagonisten und dehydrierte, schwach zuckende Körper, die aus den Booten gezogen und aus Platzmangel übereinander gelegt werden.
Hotspot Lampedusa
Durch ihre Nähe zur tunesischen und libyschen Küste gilt Lampedusa seit vielen Jahren als einer der Hotspots für über die zentrale und westliche Mittelmeerroute flüchtende Afrikaner*innen. 18.742 Menschen kamen so von Januar bis März 2016 in Italien an; 2015 waren es in diesem Zeitraum rund 10.000 Ankünfte. Für mediales Aufsehen sorgte die bis dahin größte Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer, bei der im April 2015 rund 800 Menschen bei der Überfahrt zwischen Libyen und Lampedusa ums Leben kamen.
Auch weiterhin werden Menschen auf der Flucht vor dem sicheren Tod in ihrem Heimatland die lebensbedrohliche Reise über das Mittelmeer auf sich nehmen. "Seefeuer" bietet seinen Zuseher*innen die harte aber ehrliche Realität und regt sogleich zu einer Auseinandersetzung mit dieser Thematik an, weshalb wir jeder nicht allzu zartbesaiteten Person den Film ans Herz legen möchten.
Auch weiterhin werden Menschen auf der Flucht vor dem sicheren Tod in ihrem Heimatland die lebensbedrohliche Reise über das Mittelmeer auf sich nehmen. "Seefeuer" bietet seinen Zuseher*innen die harte aber ehrliche Realität und regt sogleich zu einer Auseinandersetzung mit dieser Thematik an, weshalb wir jeder nicht allzu zartbesaiteten Person den Film ans Herz legen möchten.