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Aufklärung des Angriffs auf MSF-Krankenhaus

Aufklärung des US-Luftangriffs durch unabhängige Kommission "IHFFC" gefordert: Ärzte Ohne Grenzen (MSF) startet Petition und veröffentlicht erste Ergebnisse interner Untersuchungen.

Am 5. November veröffentlichte Ärzte ohne Grenzen die ersten Ergebnisse ihrer internen Untersuchungen zu dem US-Luftangriff auf das Ärzte ohne Grenzen-Spital im afghanischen Kunduz in den frühen Morgenstunden des 3. Oktobers:

Die Zahl der Todesopfer musste von zumindest 22 auf 30 Personen revidiert werden; darunter 13 Mitarbeiter und zehn Patienten. Sieben weitere Leichen konnten mittlerweile zwar geborgen, jedoch nicht identifiziert werden.

In dem Schreiben wird erneut bekräftigt, dass die Hilfsorganisation das Krankenhaus zum Zeitpunkt des Angriffs gänzlich unter Kontrolle gehabt hätte, es habe reger Betrieb mit über 100 aufgenommenen Patienten geherrscht. Präsidentin von MSF International, Dr. Joanne Liu, betont weiters, dass sich keine bewaffneten Kriegsteilnehmer am Gelände aufhielten und keinerlei Kampfhandlungen im Krankenhaus oder in der Nähe dessen stattfanden. Dr. Liu versichert entgegen Aussagen des US-Militärs: "This was not a 'Taliban base'."

Nicht nur seien exakt jene Teile des Grundstücks unter Beschuss gestanden, deren Koordinaten wiederholt an alle Beteiligten als die des MSF-Trauma-Zentrums durchgegeben wurden. Einige Mitarbeiter gaben zudem an, beobachtet zu haben, wie der Kugelhagel den aus dem Hauptgebäude fliehenden Menschen folgte.

Während klar zu sein scheint, dass das Hauptziel des Luftangriffs das Hauptgebäude des MSF-Geländes war, seien allerdings auch Teile des Geländes unter Beschuss geraten, die abseits des Hauptgebäudes liegen; so seien nach dem Angriff auch zwei unbewaffnete Wachmänner von Ärzte ohne Grenzen im südlichen Zeil des Grundstücks tod aufgefunden worden.

In der Aussendung wird zudem erneut darauf hingewiesen, dass die Erkenntnisse lediglich die Sichtweise vom Inneren des Spitals darstellen. Was jedoch weiterhin fehlt, ist eine Aufklärung über die Geschehnisse von außerhalb des Krankenhauses - also hinsichtlich der Befehlskette des US-Militärs. Dringend wird aus diesem Grund auch weiterhin um eine unabhängige Aufklärung des Vorfalls durch die internationale Kommission "IHFFC" gebeten.

#IndependentInvestigation


Nach dem Angriff am 3. Oktober, folgten zahlreiche Erklärungsversuche des US-amerikanischen Militärs. Schließlich folgte das Eingeständnis, dass die Bombardierung auf einen fehlerhaften Befehl der US-Einsatzkräfte zurückzuführen sei.

Für Ärzte Ohne Grenzen steht fest, dass der Luftangriff eine Verletzung des Humanitären Völkerrechts sei und als Kriegsverbrechen geahndet werden müsse. Weiterhin fordert MSF eine Untersuchung des Zwischenfalls durch die - noch nie zuvor zum Einsatz gekommene - unabhängige Kommission IHFFC (International Humanitarian Fact-Finding Commission), die 1991 auf der Grundlage eines Zusatzprotokolls der Genfer Konventionen gegründet wurde.

Die Internationale Humanitäre Ermittlungskommission muss von den betroffenen Staaten beauftragt werden, weshalb der Forderung von MSF durch eine an Präsident Obama gerichtete Petition Nachdruck verliehen wurde.

"Die USA, die NATO und die afghanische Regierung haben begonnen, die Vorfälle zu untersuchen. Von Parteien, die an dem Konflikt beteilgt sind, sind allerdings keine unabhängigen und unparteiischen Ermittlungen zu Taten zu erwarten, in die sie selbst verwickelt waren", so heißt es in der Petition.

Am 15. Oktober, Zwölf Tage nach dem Luftangriff, verschaffte sich ein Team aus US-, NATO- und Afghanischen Streitkräften gewaltvoll Zutritt zum Spital. Mit einem Panzer drangen die Truppen ins Krankenhaus ein. "Ihr unangekündigtes und gewaltvolles Eindringen beschädigte das Tor zum Grundstück, zerstörte potentielle Beweise und verursachte Stress und Angst", erläuterte Ärzte ohne Grenzen die Geschehnisse.

Internationaler Gedenktag


Am 3. November - genau einen Monat nach dem Angriff - lud Ärzte ohne Grenzen zu einem weltweiten Gedenktag. Im Gedenken an die Mitarbeiter*innen und Patient*innen, die durch den Luftangriff ihr Leben geben mussten, versammelte man sich etwa am Wiener Karlsplatz.