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Auf dem Weg zu mehr Fairness in der EU

Am 20. Februar ist Welttag der sozialen Gerechtigkeit. Ein guter Anlass, um den Status Quo der Chancengleichheit in Europa zu betrachten.
Mit dem Social Justice Report veröffentlicht die Bertelsmann Stiftung seit 2008 einmal im Jahr einen Bericht über soziale Gerechtigkeit in der EU. Darin werden gerechte Teilhabechancen in den 28 Mitgliedsstaaten anhand von 38 Kriterien gemessen. Teilergebnisse werden in folgenden sechs Bereichen erhoben: Armutsverhinderung, Zugang zu Bildung, Zugang zum Arbeitsmarkt, Gesundheit, Generationengerechtigkeit, gesellschaftlicher Zusammenhalt und Nicht-Diskriminierung. Neben Entwicklungen in den einzelnen Ländern können aus dem Bericht auch allgemeine Trends abgelesen werden.

Blick ins Detail

Im Länderranking spiegelt sich ein deutliches Nord-Süd-Gefälle: Am besten schneiden die nordeuropäischen Länder Dänemark, Schweden und Finnland ab. Österreich liegt hinter Deutschland auf Platz 8 und schafft es somit unter die zehn "gerechtesten" Länder der EU. Am Ende des Feldes liegen Bulgarien, Rumänien und Griechenland.

Ein Blick in die detaillierte Länderanalyse verrät, dass Österreich vor allem am Arbeitsmarkt ein hohes Level an Chancengleichheit aufweisen kann. 2016 waren nur 6,1 Prozent der Erwerbsfähigen in Österreich arbeitslos. Auch die Beschäftigungsraten der Jugendlichen und Menschen über 55 sind österreichweit sehr hoch, was nicht selbstverständlich ist.



Weniger gut schaut es im Bereich Bildung aus. In Österreich hängt der Bildungsweg eines Kindes sehr stark davon ab, welche soziale und finanzielle Stellung die Eltern haben. Besonders ungleich sind zudem die Chancen von Menschen mit Migrationshintergrund gegenüber jenen, die in Österreich geboren sind. In diesem Teilbereich innerhalb der Dimension Bildung liegt Österreich auf Platz 21 und hat einiges an Aufholbedarf.

Erholung nach der Krise

Wer sich die Ergebnisse des Rankings ansieht, merkt schnell: Es gibt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Finanzkraft und sozialer Gerechtigkeit. Länder mit einem höheren BIP schneiden eindeutig besser ab, als ärmere Staaten.

Weil wirtschaftliche Entwicklungen eine große Rolle spielen, erlebten die EU-Länder auch nach der Eurokrise 2010 einen Tiefpunkt in Sachen sozialer Gerechtigkeit. 2013 sank der Index der Chancengleichheit auf die schlechtesten Werte seit Beginn der Erbehungen durch die Bertelsmann Stiftung. Seitdem geht es wieder leicht aufwärts.

Besonders die positive Entwicklung am europäischen Arbeitsmarkt wirkt als Antrieb für mehr soziale Gerechtigkeit. Weniger Arbeitslose und höhere Beschäftigungsraten unter Jugendlichen erhöhen die Teilhabechancen von jungen Menschen enorm. So sinkt auch EU-weit das Risiko, von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen zu sein. Nüchtern betrachtet sind aber noch immer 23,4 Prozent der EU-Bevölkerung armutsgefährdet. Das sind in absuluten Zahlen 117,5 Millionen Menschen.

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