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250.000 Kindersoldaten weltweit

Es sind nicht nur Rebellengruppen, die Minderjährige zwangsrekrutieren, auch Regierungsarmeen setzen Kinder und Jugendliche im Kampf ein. Dem UN-Kinderhilfswerk gelingt es immer wieder, Kindersoldaten und -soldatinnen zu befreien. Am 12. Februar jedes Jahres wird am "Red Hand Day" jenen gedacht, die in der Gewalt militärischer Gruppierungen sind.
Am 12. Februar wird jährlich der "Red Hand Day" begangen.
Am 12. Februar wird jährlich der "Red Hand Day" begangen. © spendeninfo.at / Hannah Hauptmann
Als Geste oder Piktogramm signalisiert eine ausgestreckte Handfläche, dass eine bestimmte Handlung verboten oder gefährlich ist. Dabei wirkt sie etwas bedrohlich, was in den meisten Fällen wohl auch der Sinn ihres Einsatzes ist.

Am 12. Februar jedes Jahres steht eine knallrote, ausgestreckte Handfläche, in deren Mitte ein kleiner, weißer Soldat zu sehen ist, für eine Gefahr, der laut dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) über 250.000 Kinder weltweit ausgesetzt sind: dem Leben als Kindersoldaten und -soldatinnen.

Minderjährige in rund 40 Ländern an der Front

In Österreich noch weithin unbekannt, wird der "Red Hand Day" in diesem Jahr bereits zum 15. Mal begangen. Der Aktionstag, der im Deutschen offiziell "Internationaler Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten" heißt, wurde 2002 ins Leben gerufen, als das entsprechende Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention in Kraft trat. Von den 194 Staaten, in denen die Kinderrechtskonvention gültiges Recht ist, haben bislang aber nur 166 das sogenannte "Fakulativprotokoll über die Beteiligung von Kindern an bewaffneten Konflikten" ratifiziert. Weitere 13 haben es zwar unterzeichnet, jedoch nicht für gültig erklärt. In den "Pariser Prinzipien" von 2007 hielt UNICEF die Definition des Begriffs "Kindersoldat" fest:

"Kindersoldaten sind alle Personen unter 18 Jahren, die von Streitkräften oder bewaffneten Gruppen rekrutiert und eingesetzt werden, egal in welcher Funktion oder Rolle. Darunter sind Kinder, die als Kämpfer, Köche, Träger, Nachrichtenübermittler, Spione oder zu sexuellen Zwecken benutzt werden. Dazu gehören ausdrücklich auch diejenigen Mädchen und Jungen, die nicht aktiv an Kampfhandlungen teilnehmen."
Pariser Prinzipien 2007 (Übersetzung durch das Deutsche Komitee für UNICEF)


Die österreichische NGO missio schätzt, dass Milizen, Rebellengruppen, aber auch Regierungsarmeen in rund 40 Ländern Kindersoldaten und -soldatinnen rekrutieren, etwa in Afghanistan, Pakistan, Somalia, Kolumbien, auf den Philippinen, in der Zentralafrikanischen Republik und der Demokratischen Republik Kongo. Ähnliches wird von den anhaltenden Konflikten zwischen Israel und Palästina, wie auch zwischen Sudan und Südsudan berichtet.

Alle Staaten tragen Verantwortung

Dass der Islamische Staat in Syrien und im Irak nicht vor der Zwangsrekrutierung Minderjähriger zurückschreckt, ist schon lange traurige Gewissheit: Wie das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel im Februar 2016 berichtete, kamen im Jahr 2015 89 Kinder als IS-Kämpfer oder Selbstmordattentäter ums Leben. Wie viele die Miliz insgesamt in ihrer Gewalt hat, ist nicht bekannt. Neben Buben sind es jedenfalls auch unzählige Mädchen. Eine große Zahl dürfte der jesidischen Minderheit angehören, die als "ungläubig" gilt. Darüber hinaus gibt es Minderjährige, die sich zumindest anfangs freiwillig dem Islamischen Staat, aber ebenso anderen militärischen Gruppierungen anschließen. Bekanntermaßen sind auch Jugendliche aus Europa und Nordamerika darunter.

Neben der weltweiten Befreiung von Kindersoldaten und -soldatinnen fordern UNICEF und Organisationen wie "terre der hommes" die Bestrafung jener Personen, die in die Rekrutierung von Kindern und Jugendlichen involviert sind oder waren. Ein weiterer Punkt ist die Versorgung der Betroffenen sowie gegebenenfalls die Gewährung von Asyl.

Um Kinder und Jugendliche im eigenen Land vor militärischer Vereinnahmung zu schützen, fordert die deutsche Kindernothilfe "terre de hommes" von der Bundeswehr einen Rekrutierungsstopp von unter 18-Jährigen und das Ende von Werbekampagnen, die sich an Minderjährige richten. Weil Deutschland der drittgrößte Waffenexporteur weltweit ist, mahnt die NGO auch die Verantwortung der Bundesregierung ein.
© spendeninfo.at / Hannah Hauptmann
© spendeninfo.at / Hannah Hauptmann

"Red Hand Day" – ein Aktionstag

430.709, diese Zahl prangt gut sichtbar auf der Startseite von www.redhandday.org, die von "terre des hommes" betrieben wird. Sie steht für 430.709 Proteststimmen, die seit Einführung des "Red Hand Day" im Jahr 2002 gezählt wurden: In Deutschland und anderen Ländern werden am 12. Februar diese Stimmen in Form von roten Händen beispielsweise an Schulen eingesammelt, um sie dann dem Bundespräsidenten als Zeichen des Protests übergeben.

An diesem Aktionstag ist also jede und jeder eingeladen mitzumachen und so im eigenen Umfeld Bewusstsein für das Thema Kindersoldaten und -soldatinnen zu schaffen. Wer sich selbst nichts einfallen lassen möchte, kann zum Beispiel ein Aktionsfoto von sich mit roten Händen (oder von einem roten Handabdruck mit einem Statement versehen) über die eigenen Social Media Accounts teilen.